Zwillingsblut (German Edition)
langsam den Bann zu lösen, der auf ihr lag.
Zu langsam!
Panisch kämpftesie darum, die Kontrolle über ihren Körper zu bekommen, doch sie konnte verbranntes Fleisch riechen, während der Verlust über ihr zuschnappte und sie in den Abgrund stieß.
Mühsam kämpfte sich Sofia auf die Unterarme hoch, doch die Flut aus Vampirkörpern, die das Feuer umlagerten, versperrte ihr eine Sicht. Sie konnte Edwards Existenz nicht mehr spüren. Wut und Hitze ballten sich in ihrem Innersten zusammen, als sich ihre Macht sammelte.
Zu spät!
, schrie ihr Herz, zu spät für Edward. Er war nicht mehr. Tonlos brach Sofia in sich zusammen, als sich die körperlichen Schmerzen über seinen Verlust in ihr brachen.
Nein, nein, nein, nein, nein, nein
…
Sie konnte ihre Tränen spüren, die ersten Vampire, die sich nach ihr umdrehten, Hände, die sie berührten, doch es war ihr egal. Der Verlust hatte eine bodenlose Öffnung in ihrem Inneren hinterlassen, einen Abgrund, der alles mit sich riss wie ein schwarzes Loch. Ihr Misstrauen, ihre Ablehnung und ihre Verunsicherung, alles bedeutungslos angesichts seines Todes. Sofia ließ zu, dass man sie aufhob, war gefangen im Banne eines Schmerzens, den sie nicht überleben konnte.
Plötzlich war die Hitze da, griff von Außen nach ihr und benutzte sie wie einen Katalysator. Der Scheiterhaufen loderte auf, veränderte seine Farbe, als die Hitze ihn für sich nutzte. Die Gestalt, die sich im Feuer abzeichnete, brannte nicht, sie ließ brennen. Noch während die Vampire das Geschehen ungläubig anstarrten, begriff Sofias Herz. Mit einem Ruck schüttelte sie die restliche Lähmung ab, ignorierte das Glücksgefühl, welches sie leichtsinnig machen wollte und drehte sich so schnell, dass die Vampire, die sie hielten nicht begriffen. Mit einer zweiten Bewegung beförderte Sofia den unheilvollen Ring ins Feuer, bevor er ein weiteres Mal gegen sie oder Edward eingesetzt werden konnte. Ihre dritte Bewegung galt einem brennenden Holzscheit, den sie als Wurfgeschoss benutzte, hinter dem fliehenden Noctalyus her warf und traf. Um sie herum fingen Vampire Feuer und verbrannten in Sekunden zu Asche. Sofia stand still, hielt ihre Sinne so offen, wie es ihr möglich war und erlaubte es Edward, sie weiterhin als Energiequelle zu nutzen, obwohl die Vampirin ihre Kräfte schwinden fühlte. Sie konnte sie die nahezu unsichtbaren Finger sehen, die nach den Fliehenden griffen und die nur Sekunden brachten, um ihr Schicksal zu erfüllen. Zusammen mit dem Geruch von brennenden Haaren und glühender Haut, der wirbelnden Asche und dem Anblick des konzentrierten Edwards ergab sich ein surreales Kaleidoskop welches wie in Zeitlupe an ihr vorüber zog. Ebenso langsam ging Sofia in die Knie, als ihre Kräfte weiter schwanden. Doch sie hielt ihre Sinne offen für Edward, der den letzten Fliehenden den Tod hinterherschickte.
«Entschuldige!«, bat Edward und fing Sofia beinahe beiläufig auf. Deutlich waren ihm die Nachwirkungen der Magie anzusehen. »Mit dem Ring hatte ich nicht gerechnet!«
»Blödmann!«, murmelte sie, doch sie wusste, dass ihr Gesicht ihre Dankbarkeit und Glück zeigte.
Edward hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor er ihre letzte Kraftreserve transferierte und sie in einen Tiefschlaf zwang.
32
Als Sofia erwachte, lag sie immer noch in den Katakomben. Edward hatte ihren Kopf auf seinen Schoss gebettet und die Vampirin staunte über die Zärtlichkeit in Edwards Blick, die Zartheit in seiner Berührung. Sie kuschelte sich enger an ihn.
»Du hast wirklich geglaubt, ich sei in Gefahr?«, fragte er schuldbewusst.
»In Gefahr?« Sofia schauderte. »Nein, ich habe gedacht, ich hätte dich verloren.« Schon bei dem Gedanken an den Verlust Edward füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Ich konnte dich nicht mehr wahrnehmen!«
»Und das war schlimm?« Er strich ihr eine glitzernde Träne von der Wange.
»Schlimm? Ist das ernst gemeint?« Sofia richtete sich empört auf. Offenbar verstand Edward überhaupt nicht, was in diesen Sekunden in ihr vorgegangen war.
Edward starrte Sofia an, erstaunt, weil sie ihn vorwurfsvoll ansah. Aber er hatte die Frage einfach stellen müssen – weil er erstaunt über ihre Reaktion gewesen war.
»Warum, Sofia?«
Sofia versuchte Edwards Blick standzuhalten, doch seine ehrliche Neugierde – als könne er nicht begreifen, das sein Verlust ihr überhaupt etwas bedeutete – trieb ihr neue Tränen in die Augen und sie sah zu Boden. Er hatte sie mit seiner Frage in
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