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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wahnsinns-Shopping-Tag nennen mochte – hatte sie ordentlich zugeschlagen.
    Ohne die Geschwindigkeit zu verringern, schloss sie ihr Smartphone an und wählte einen speziellen Weihnachtsmix, den sie selbst zusammengestellt hatte. Die Musik ertönte, und binnen Sekunden sang sie zusammen mit Faith Hill, während ihr Dodge Meile für Meile zurücklegte.
    Ein Problem – abgesehen von der scheußlichen Grippe oder vielleicht sogar Lungenentzündung – war, dass sie sich in dieser Gegend nicht so gut auskannte. Wie sie schon der Ärztin erzählt hatte, war sie ein waschechtes Idaho-Girl und nie aus ihrem Bundesland hinausgekommen – mit Ausnahme des einen Sommers, in dem sie nach L.A. gefahren war und sich das Haar hatte blond färben lassen. Sie hatte davon geträumt, im Bikini Rollschuh zu laufen und sich eine Wohnung in Strandnähe zu suchen, vielleicht in Venice oder Malibu oder sonst einem Ort, der nur exotisch genug klang.
    Was für ein Unsinn!
    Es war viel zu heiß gewesen. Zu überlaufen. Und es hatte viel zu viele andere schöne Blondinen gegeben.
    Vier Monate später war sie reumütig nach Boise zurückgekehrt und hatte beschlossen, dass es gar nicht so schlecht war, eine »Hinterwäldlerin« zu sein.
    Tom hatte sie trotzdem kennengelernt. Die Liebe ihres Lebens. Zumindest war er das am Anfang ihrer Ehe gewesen. Nach über einem Dutzend gemeinsamer Jahre und zwei Kindern war ein Großteil der einstigen Leidenschaft verpufft. In letzter Zeit hatte Tom ziemlich distanziert gewirkt.
    Der Gedanke machte ihr zu schaffen. In ihre Grübeleien vertieft, fuhr sie an einem Straßenschild vorbei, das sie gerade noch aus dem Augenwinkel erkannte. »Verdammter Mist!«
    Sie hatte die Abzweigung verpasst. An der nächsten Haltebucht bremste sie und wendete. Manche der Straßen hier waren so schlecht beschildert! Noch dazu kam, dass es stockdunkel war, keine einzige Straßenlaterne weit und breit! Kurz hinter der Abzweigung nach Grizzly Falls stellte sie fest, dass das Fahrzeug, das ihr in der Ferne gefolgt war, näher gekommen war. Es war ebenfalls in Richtung Stadt auf die zweispurige Straße abgebogen, die am Flussufer entlangführte.
    Wieder blickte Elle aufs Armaturenbrett. Vor elf wäre sie nicht zu Hause. Tom würde sich schreckliche Sorgen machen. Sie sollte wirklich anrufen.
    Im Rückspiegel sah sie, dass der Wagen hinter ihr zu ihr aufschloss, das grelle Scheinwerferlicht strahlte ihr direkt in die Augen. »Blödmann«, brummte sie, dann stellte sie ihr Bluetooth an, doch natürlich funktionierte es nicht.
    Super.
    Sie hatte vergessen, das Ding aufzuladen. Auch das war ein Problem. Sie musste einfach an zu vieles denken, den Ansprüchen der Familie gerecht werden, den Haushalt machen, für die Schule zur Verfügung stehen und nicht zuletzt gegen dieses verdammte Grippevirus ankämpfen.
    Elle nahm ihr Handy vom Beifahrersitz und drückte die Kurzwahltaste für zu Hause. Tom meldete sich nach dem dritten Klingeln.
    »He«, sagte er. Offenbar hatte er zuvor auf die Anruferkennung geschaut. Im Hintergrund waren die gedämpften Geräusche des Fernsehers zu vernehmen. »Wo bist du?«
    »Das wüsste ich selbst gerne. Auf der richtigen Straße, glaube ich. Hoffe ich.« Auf dem Schild hatte doch Grizzly Falls gestanden, oder? Der andere Wagen war jetzt direkt hinter ihr. »Mist, da blendet mich einer mit seinen Scheinwerfern im Rückspiegel.«
    »Dann fahr langsamer und lass ihn überholen.«
    Von wegen! Der Kerl konnte ihr mal den Buckel runterrutschen. Sie war müde und wollte nichts als nach Hause, da würde sie sich nicht auch noch von so einem Idioten ärgern lassen! »Ich denke, ich brauche noch zwanzig, vielleicht fünfundzwanzig Minuten«, sagte sie ins Telefon. »Die Angebote waren einfach unwiderstehlich. Was machen die Kinder?«
    »Sind sauer, weil ich sie um zehn ins Bett geschickt habe. Sie sind noch nicht wieder ganz auf die Schule gepolt. Ich musste den« – er senkte die Stimme – »gefürchteten Schlafvollstrecker spielen.«
    »Was ihnen natürlich gar nicht gefallen hat.«
    »Du hast’s erfasst.«
    Sie lachte und nahm einhändig eine Kurve. Der Wagen hinter ihr verlangsamte nicht. Im Gegenteil: Er schien noch näher zu kommen, war jetzt Stoßstange an Stoßstange mit ihr! Ihre Reifen gerieten leicht ins Schleudern, dann griffen sie zum Glück wieder. Elles Lachen wich einem weiteren Hustenanfall. Mein Gott, sie hatte das Kranksein wirklich satt! »Oh … Tom …«, brachte sie heraus, abgelenkt

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