Zwillingsbrut
Du weißt schon, was ich meine. Auf anderen nimmt sie ganz ähnliche Posen ein.«
»Vielleicht kannst du eins ausdrucken und einrahmen. Das wäre doch ein tolles Wichtelgeschenk für Brewster!«, schlug Alvarez vor.
»Das ist die Idee! So, und was hat dich die ganze Nacht über hier beschäftigt?«
»Ich habe über den Fall nachgedacht.«
»Aha.«
»Wir haben O’Halleran nicht genügend in die Mangel genommen. Vielleicht hat er uns nicht die ganze Wahrheit gesagt, als er behauptete, Jocelyn und er wären nicht wirklich zusammen gewesen.«
Auch Pescoli hatte diese Möglichkeit bereits erwogen. »Der Kerl arbeitet ziemlich viel allein, muss nirgendwo einstempeln.«
»Nicht nur, dass er mit einem der Opfer ein Verhältnis hatte, auch seine verschollene Frau ähnelt den Verstorbenen.«
»Dann willst du ihn herbestellen?«, fragte Pescoli. »Okay, ich denke, es ist definitiv Zeit für eine weitere Befragung.«
Pescoli blickte wieder auf die Uhr. »Es ist noch keine halb acht. Seit wann bist du da?«
»Seit zwei Stunden. Ist das Joelle …?«
Aus dem Empfang hörten sie eine Frauenstimme, eindeutig die der Empfangssekretärin, singen: »Hier kommt Susi Schneeflocke, in einem schneeweißen Kleid.
Tapp, tapp, tapp,
klopft sie an dein Fenster, ihr Weg war sehr weit.«
»Hat sie sich das ausgedacht, oder ist das wirklich ein Weihnachtslied?«, fragte Pescoli.
»Ich glaube, es ist ein Weihnachtslied.« Alvarez griff nach ihrem Telefon, doch gerade als sie die Hand darauflegte, begann es zu klingeln. Sie warf Pescoli einen Blick zu, dann drückte sie auf die Lautsprechertaste und meldete sich. »Alvarez?«
»Detective Alvarez«, sagte eine Frauenstimme. »Hier spricht Dr. Kacey Lambert.«
Alvarez blickte Pescoli fragend an, doch diese schüttelte den Kopf. »Ja, bitte?«
»In meinem Haus sind Mikrophone angebracht, eine Abhöranlage. Ich weiß nicht genau, warum, aber ich denke, es hat etwas mit diesen … Unfällen zu tun, die sich in letzter Zeit ereignet haben.«
»Mikrophone?«, wiederholte Alvarez ungläubig.
»Ganz kleine, versteckte.«
»Jemand hat Sie verwanzt?«
»Sieht ganz danach aus.«
»Und Sie haben keine Ahnung, wer?«
»Nein …« Ihre Stimme wurde unsicher. Pescoli war sich sicher, dass sie ihren Anruf bereits bereute.
»Können Sie ins Department kommen?«, fragte Alvarez. »Ich würde Ihnen gern weitere Fragen stellen.«
»Vielleicht später. Ich bin in St. Bart und kümmere mich um einen Patienten, anschließend muss ich rüber in die Poliklinik, dann rufe ich noch mal an. Ich wollte nur, dass Sie informiert sind.«
Sie legte auf, und Pescoli wiederholte: »Mikrophone?«
»Sie klang ziemlich aufgewühlt.« Alvarez verstummte, dann deutete sie auf den Monitor, auf dem Fotos der Opfer erschienen, daneben eins von Dr. Acacia Lambert. »Sie sieht ihnen ähnlich.«
»Nicht mehr als jede andere«, knurrte Pescoli.
»Doch«, widersprach Alvarez entschieden. »Da muss es eine Verbindung geben.«
Joelles Stimme schallte zu ihnen herüber: »Willst du einen Schneemann bauen, dann helf ich dir, mein Kind. Willst du Schlitten fahren, so komm nur her zu mir geschwind!«
Pescoli schlug sich stöhnend die Hände vors Gesicht.
»Seht euch bloß den Schnee an!«, rief Joelle begeistert zu ihnen ins Büro hinein.
Pescoli und Alvarez blickten aus dem Fenster. Unaufhörlich fielen dicke Flocken vom Himmel. Entschlossen nahm Alvarez den Hörer und wählte die Nummer von Trace O’Hallerans Handy.
Kacey verstaute ihr Mobiltelefon in der Handtasche. Jetzt, da sie den Ball ins Rollen gebracht hatte, fühlte sie sich verunsichert, wusste nicht, ob sie das Richtige getan hatte. Sie hatte auf keinen Fall vor, der Polizei alles zu erzählen, wollte nicht, dass sie ihr bei ihren eigenen Nachforschungen in die Quere kam.
Aber die Mikrophone … Die sollten so bald wie möglich aus ihrem Haus verschwinden, und sie zu entfernen war Aufgabe der Beamten.
Ein Schauder lief ihr den Rücken hinunter. Schnell machte sie sich auf den Weg zu Elis Zimmer, steckte den Kopf hinein und stellte fest, dass er tief schlief. Leise trat sie ein, nahm seine Patientenkarte aus der Halterung am Fußende seines Bettes und sah einen Moment zu, wie er gleichmäßig ein- und ausatmete. Dann schlich sie auf Zehenspitzen hinaus und machte sich auf die Suche nach der zuständigen Krankenschwester. »Eli O’Hallerans Temperatur ist gesunken, und er atmet leichter.«
Die Krankenschwester nickte. »Es geht ihm viel
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