Zwillingsbrut
bei ihr eingedrungen, hatte Mikrophone versteckt und sie abgehört … Warum? Und was war, wenn tatsächlich ein Zusammenhang mit den ums Leben gekommenen Frauen bestand?
Es sah verdächtig danach aus.
Ein lautes Gähnen vom Sofa teilte ihm mit, dass Eli aufgewacht war. »Wie wär’s mit Käsemakkaroni?«, fragte er seinen Sohn. Eli, der literweise Flüssigkeit zu sich nehmen sollte, hatte weder Limo noch Gatorade noch Apfelsaft und schon gar nicht das Vitaminwasser angerührt, die alle auf dem Tisch neben dem Sofa standen – ein Beweis dafür, dass ihm das Schlucken immer noch weh tat.
»Hab keinen Hunger.«
»Nun, du musst etwas essen, und du musst etwas trinken, und zwar viel.« Trace öffnete die Flasche mit dem rötlichen Vitaminwasser und hielt sie dem Jungen vor die Nase. »Denk dran, was du der Schwester im Krankenhaus versprochen hast. Ich möchte nicht, dass wir noch einmal dorthin müssen.«
»Auf keinen Fall!«, rief Eli mit finsterem Blick. Seine Stimme klang heiser, und er hustete, doch er hatte den Wink verstanden, nahm seinem Vater die Flasche aus der Hand und trank vorsichtig ein paar Schlucke.
Die Hausarbeit war liegengeblieben, Elis Lehrerin hatte Genesungswünsche gemailt und den versäumten Schulstoff, doch Trace beschloss, sich erst später damit zu befassen. Zunächst einmal sollte sein Junge gesund werden. Die vergangene Nacht war für alle sehr aufregend gewesen.
Jetzt, da Eli wieder bei ihm war, wanderten seine Gedanken zu Kacey – einer Frau, die er kaum kannte und von der er trotzdem phantasierte.
Eli stocherte in seinen Käsemakkaroni, trank nun ein bisschen Saft und Gatorade, dann streckte er sich vor dem Fernseher aus und schaute seinen Lieblingskindersender. Der Junge schlief viel, doch jedes Mal, wenn Trace seine Temperatur maß, war sie weiter gesunken.
Er rief Kacey auf ihrem Handy an, doch es meldete sich nur ihre Mailbox, und er legte auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen.
Entspann dich,
versuchte er sich zu beruhigen.
Sie ist bei der Arbeit.
Trotzdem konnte er ein ungutes Gefühl nicht abschütteln. Er wusste nicht, was er denken sollte, aber die versteckten Mikrophone waren tatsächlich da gewesen. Da gab es nichts zu leugnen.
Er schien Clarissa sämtlichen Wind aus den Segeln genommen zu haben. Sie starrte erst ihren Vater, dann Kacey an. »Meinst du das ernst?«, fragte sie schließlich und kniff leicht die Augen zusammen.
»Was denkst du denn?« Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wirkte Gerald amüsiert. Es schien ihm zu gefallen, seine Erstgeborene aus der Fassung zu bringen.
»Dad, wirklich …«
»Sie ist Maribelles Tochter«, verkündete Gerald, als wäre seine Affäre mit Kaceys Mutter allgemein bekannt.
»War das nicht die Krankenschwester, die für dich gearbeitet hat? Ich erinnere mich an sie …« Dieses Mal fasste Clarissa Kacey genauer ins Auge. Langsam veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, wechselte von Schock und Verwirrung zu Abscheu.
»O Gott, Dad, jetzt sag bitte, dass das ein übler Scherz ist«, bat sie und schritt über den Teppich zu Johnsons Schreibtisch, ohne den Blick von Kacey zu wenden.
»Das ist kein Scherz. Acacia ist meine Tochter. Genau wie du.«
»Aber … nein … Herr im Himmel, weiß Mom davon?« Sie drehte sich zu ihrem Vater um.
»Schätze, sie ahnt es.«
»Du
weißt
es nicht?«
»Wir haben nie darüber gesprochen.«
»Du meine Güte, zuerst Robert und jetzt … jetzt du?«, fragte sie, wieder an Kacey gewandt. »Was hast du hier zu suchen?«
»Antworten«, erwiderte Kacey und fügte hinzu: »Schön, dich kennenzulernen.«
Clarissas Augenbrauen schossen in die Höhe. »Entschuldige, ich habe meine Manieren vergessen. Ich stehe offensichtlich unter Schock.« Sie blickte ihren Vater an. »Was soll das? Erst Janet Lindley, dann Maribelle Collins – Robert, Acacia … Wie viele gibt es denn noch?«
Gerald zog scharf die Luft durch die Zähne.
»O nein!« Clarissa hatte die Fotos auf dem glänzenden Mahagonischreibtisch entdeckt. Mit gerunzelter Stirn nahm sie die Porträtaufnahme von Shelly Bonaventure zur Hand. »Ist das nicht diese Schauspielerin aus der Vampirserie, die vor ein paar Jahren auf Kabel gelaufen ist? Die, die Thane so gern gesehen hat?«
»Blutige Küsse«,
bestätigte Kacey, während Gerald schnell den Rest der Fotos zusammenschob. Aber es war zu spät. Der Schaden war angerichtet.
»Auf einem ist die Frau zu sehen, die beim Joggen in eine Klamm gestürzt ist«, stellte
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