Zwillingsbrut
sein könnten, bei mysteriösen Unfällen – bei denen es alles andere als klar ist, ob es sich tatsächlich um Unfälle handelt. Shelly Bonaventure und Jocelyn Wallis sind beide in Helena geboren, und ich bin mir sicher, dass ich dort auf eine Fertilisationsklinik stoßen werde, in der die künstlichen Befruchtungen stattgefunden haben. Vielleicht gibt es dort auch eine Akte über Elle, selbst wenn sie woanders zur Welt gekommen ist.« Sie lehnte sich über den Schreibtisch. »Wie viele werde ich dort finden, Gerald? Fünf? Zehn? Hundert? Fünfhundert?«
»Das ist doch verrückt«, knurrte er. Seine Wangen verfärbten sich feuerrot. »Es gibt keinen Serienkiller, der sämtliche Kinder einer bestimmten Fertilisationsklinik umbringt!«
»Nur die, die Sie gezeugt haben«, beharrte sie mit wiedergewonnener Überzeugung.
»Das wird ja immer aberwitziger!«
Darauf wusste sie nichts zu erwidern, dennoch war sie sich sicher, auf der richtigen Spur zu sein. Doch sie wollte es von ihm selbst hören. »Wie heißt diese Klinik?«, fragte sie. »Ich werde es so oder so herausfinden; es würde lediglich Zeit sparen und mir vielleicht einen Vorsprung vor dem Irren verschaffen, der mich umbringen will.«
»Du bist nicht durch künstliche Befruchtung gezeugt worden, das kannst du mir glauben.«
»Was nicht heißt, dass ich in Sicherheit bin. Wenn ich meine DNS mit der von diesen Frauen vergleiche«, sagte sie und deutete auf die Fotos, »bekomme ich hundertprozentig das Ergebnis, dass wir von väterlicher Seite her miteinander verwandt sind.«
»Genug!« Jetzt stand er ebenfalls auf. Mit seinen fast eins fünfundachtzig überragte er sie um einen halben Kopf, was ihm erlaubte, über seine lange, gerade Nase hinweg auf sie herabzublicken. »Ja, in meiner Jugend habe ich mein Geld als Samenspender verdient. Aber ich habe keinen Beweis dafür, dass auch nur eines dieser Opfer ein Abkömmling von mir ist. Ich halte deine Theorie für an den Haaren herbeigezogen. Mehr noch: Sie ist verleumderisch. Ich habe mich heute mit dir getroffen, weil ich dachte, es wäre höchste Zeit, dich kennenzulernen, aber offensichtlich habe ich mich geirrt.«
»Es interessiert Sie also nicht, die Wahrheit über diese Frauen herauszufinden?«
»Nein, das tut es nicht. Wenn du mit deinen verrückten Beschuldigungen durch bist, würde ich mich gerne wieder meiner Arbeit zuwenden. Wichtiger Arbeit. Nicht nur, dass sie vielen Menschen aus dieser Gegend einen Arbeitsplatz gibt – unsere Produkte, von denen ich viele höchstpersönlich entwickelt habe, retten Leben.«
»Sie könnten noch viel mehr Leben retten, wenn Sie mir helfen würden, weitere Frauen ausfindig zu machen, die Sie gezeugt haben.«
Er griff bereits nach dem Telefon. »Ich denke, wir sind hier fertig.«
»Ich werde zur Polizei gehen.«
Kacey bemerkte, wie er den Nacken anspannte, doch er hatte sich unter Kontrolle. »Sie werden dich auslachen. Sei besser vorsichtig mit dem, was du behauptest, Acacia, sonst landest du noch in der Klapse.« Er lächelte kalt. »In der Familie gibt es eine lange Geschichte geistiger Erkrankungen.«
An der Doppeltür ertönte ein knappes Klopfen. Eine große Frau, die durch ihre High-Heels noch größer wirkte, kam ins Büro gefegt, als wäre es ihr eigenes. Sie hatte hohe Wangenknochen und die gleiche Nase wie der Mann, der wieder hinter dem Schreibtisch Platz genommen hatte. »Entschuldige, Dad, aber wir hatten einen Termin. Oh! Ich wusste nicht, dass du Besuch hast. Roxie hat schon Feierabend gemacht.« Sie lächelte Kacey an.
Gerald stand auf. »Du störst nicht, Clarrie. Es ist im Grunde sogar gut, dass du aufgetaucht bist. Ich möchte dich deiner Schwester vorstellen. Clarissa, das ist Acacia. Acacia, meine Tochter Clarissa.«
Wo zum Teufel hatte er sich da nur reingeritten?, fragte sich Trace, als er noch einmal nach Eli sah, der zusammengerollt auf der Couch schlief. Sarge lag neben ihm, er hatte sich wohl an den großen Trichter um den Kopf gewöhnt.
Trace hatte das Department mit dem deutlichen Gefühl verlassen, dass die beiden Detectives – Pescoli und Alvarez – enttäuscht waren, ihn nicht wegen Jocelyns Tod und Leannas Verschwinden festnageln zu können. Doch das war im Augenblick nicht seine Hauptsorge.
Nein, er sorgte sich um Kacey und darum, wie sie in dieses Chaos verstrickt war.
Ganz offensichtlich war sie in ihrem Haus nicht sicher, Hund hin oder her, da half auch die Schrotflinte ihres Großvaters nicht. Jemand war
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