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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Elles Eltern hießen Brenda und Keane Morris, beide waren bereits im Ruhestand. Er war Pilot, sie Grundschullehrerin gewesen.
    »Sie rufen aus Montana an, vom Büro des Sheriffs in Pinewood County, steht auf dem Display. Es geht um Elle, hab ich recht?«
    »Ja, Madam. Wir stellen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Fremdeinwirkung beim Unfall Ihrer Tochter an.«
    »Sie halten das Ganze also nicht nur für einen schrecklichen Unfall?« Ihre Stimme klang kläglich.
    »Wir wissen es nicht und möchten gerne auf Nummer sicher gehen.«
    Mrs. Morris fing leise an zu schluchzen. Alvarez empfand tiefes Mitleid mit ihr. Das war der schwerste Teil ihres Jobs.
    »Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    »Nur zu«, sagte Mrs. Morris und holte zitternd Luft.
    »Wir haben Ihren Schwiegersohn, Tom Alexander, vernommen. Elle hat mit ihm telefoniert, als sie von der Straße abgekommen ist.«
    »Tom liebt Elle. Er ist am Boden zerstört. Wie wir alle.«
    »Tom hat ausgesagt, Ihre Tochter habe ihm erzählt, dass sie von einem anderen Fahrzeug bedrängt wurde. Hat er mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Er sagte, Elle habe gedacht, der Fahrer wolle sie umbringen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Manchmal bildet man sich solche Sachen ein, vor allem beim Autofahren. Wissen Sie, was ich meine?«
    »Ja.«
    »Er sei ihr hinten aufgefahren, hat sie zu Tom gesagt. Und dass seine Scheinwerfer sehr grell gewesen seien. Doch dann hat sie wohl das Handy fallen lassen … Tom hat die Neun-eins-eins angerufen, wie sie ihn gebeten hat.«
    »Wissen Sie, ob Ihre Tochter irgendwelche Feinde hatte?«
    »Aber nein! Nicht Elle! Alle mochten Elle. Jayne Drummond, ihre beste Freundin von der Highschool, wohnt noch hier in der Gegend; sie ist vorbeigekommen, und wir haben darüber gesprochen, wie beliebt sie war.« Mrs. Morris schluckte und schien erneut mit den Tränen zu kämpfen. »Sie können gerne mit ihr reden.«
    »Sie haben noch einen Sohn.«
    »Bruce. Er ist verheiratet und lebt in Florida. Ich kann Ihnen auch seine Telefonnummer geben.«
    »Vielen Dank.«
    Alvarez schrieb die Nummern mit, die Brenda Morris ihr durchgab. Die nächsten Fragen, die sie Elles Mutter stellen würde, mochten seltsam klingen, und sie war sich nicht sicher, wie sie sie formulieren sollte. »Mrs. Morris«, fing sie leicht zögerlich an, »wir ermitteln in noch einem Todesfall. In Grizzly Falls ist eine weitere junge Frau ums Leben gekommen – entweder ist sie unglücklich gestürzt oder mit Absicht über eine Brüstung gestoßen worden.«
    »Das tut mir sehr leid für ihre Familie«, sagte Brenda aufrichtig.
    »Wir bemühen uns, auch in ihrem Fall Klarheit zu schaffen«, erklärte Alvarez. »Die Frau, Jocelyn Wallis, weist eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit mit Ihrer Tochter auf – so groß, dass sich die Frage stellt, ob die beiden miteinander verwandt sind. Wenngleich ich davon ausgehe, dass es sich um einen seltsamen Zufall handelt, wie er von Zeit zu Zeit vorkommt, muss ich doch die Möglichkeit ausschließen, dass das tatsächlich der Fall ist. Vielleicht kannten die beiden einander?«
    Das war in der Tat weit hergeholt, und Alvarez konnte die Verlegenheit in ihrer eigenen Stimme hören, doch die Theorie, die Trace O’Halleran ihnen erläutert hatte, machte Fragen in diese Richtung unumgänglich. Wenn sie nur zwei der Frauen in Zusammenhang bringen könnte, ergäbe sich der Rest vielleicht von selbst.
    »Nein …«
    »Elle wurde in Boise geboren?«
    »Ja.«
    »Hatte sie irgendwelche Verbindungen zu Helena?«
    Am anderen Ende der Leitung atmete Mrs. Morris scharf ein. »Nein …«
    Alvarez’ Puls schnellte in die Höhe. Da war etwas. »Entschuldigen Sie, aber es klingt so, als würden Sie an etwas Bestimmtes denken?«
    »Es ist … Ich weiß nicht … Ich verstehe nicht, wie Sie darauf kommen konnten.«
    »Verraten Sie mir, was genau Sie meinen?«
    »Du liebe Güte! Mein Mann … ach je, ach je.« Sie seufzte. »Wir hatten erfahren, dass mein Mann keine Kinder zeugen kann, also haben wir uns an eine Fertilisationsklinik in Helena gewendet, um einen Spender zu finden. Die Klinik gibt es längst nicht mehr.«
    »Einen Samenspender, meinen Sie«, konkretisierte Alvarez vorsichtig.
    »Ja. Ja. Meine beiden Kinder stammen von demselben Samenspender.«
    »Elle und Bruce.«
    »Wir haben nie jemandem etwas davon erzählt. Bruce weiß es noch immer nicht, und auch Elle wusste nichts davon. Mir ist klar, dass ich es meinen Kindern irgendwann sagen

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