Zwillingsbrut
sollte, aber es schien nie der richtige Zeitpunkt zu sein, und jetzt ist Elle tot …«
»Diese Klinik. Erinnern Sie sich an den Namen?«
»Lassen Sie mich überlegen. Wir haben sie immer nur ›die Klinik‹ genannt. Aber ich verstehe nicht, warum Sie das wissen müssen, und auch nicht, was das zu bedeuten hat.«
»Vielleicht gar nichts. Ich möchte nur wirklich sichergehen. Können Sie mir noch mehr darüber erzählen?«
Sie atmete tief durch, dann sagte sie: »Ich weiß nicht, ob Sie etwas damit anfangen können: Die Nummer des Samenspenders ist 727 . Mein Mann und ich haben das behalten, weil mein Mann Pilot war und damals bei seiner Fluglinie genau den Typ Jet geflogen hat. Wir haben das immer für ein gutes Zeichen gehalten.«
»Nach welchen Kriterien haben Sie den Spender ausgesucht?«
»Er war Medizinstudent, hatte dunkles Haar und blaue Augen. Seine Größe stimmte in etwa mit der von Keane überein, und er war sportlich. Wir wollten, dass unsere Kinder uns beiden ähnlich sehen.«
»Ich verstehe.«
»Diese andere Frau … die, die gestürzt ist …«
Alvarez, die keine Fragen beantworten wollte, von denen sie nicht wusste, wohin sie führten, fiel ihr rasch ins Wort: »Ich habe noch nicht alle Hintergrundinformationen über Miss Wallis, aber ich weiß, dass sie als Lehrerin in Grizzly Falls gearbeitet hat und sehr beliebt war.«
»Genau wie Elle.« Sie seufzte. »Ich war ebenfalls Lehrerin. Es ist alles so schwer, nicht wahr?«
»Ja, Madam. Das ist es.« Alvarez’ Worte waren aufrichtig gemeint, und die ältere Frau hörte ihr unausgesprochenes Mitgefühl.
»Wenn Elle umgebracht worden ist … wenn das tatsächlich der Fall sein sollte, dann werden Sie den Mörder finden und es mich wissen lassen?«
»Ja, das werde ich«, versprach Alvarez.
»Danke«, sagte sie.
Nachdem Brenda Morris aufgelegt hatte, verharrte Alvarez ein paar Minuten reglos vor ihrem Schreibtisch.
Ein Samenspender.
Konnte das sein?
Waren diese Frauen tatsächlich miteinander verwandt? Genau das war die Theorie von Trace O’Halleran und Dr. Lambert, die Theorie, die niemand wirklich für möglich halten wollte. Hatten Elle Alexander, Shelly Bonaventure, Jocelyn Wallis, Leanna O’Halleran, Kacey Lambert und wer weiß wie viele andere ein und denselben Vater? War
das
das fehlende Bindeglied?
Plötzlich wurde sie aktiv, schnappte sich ihr Handy und drückte die Kurzwahltaste für Pescoli, die sich nach dem fünften Klingeln meldete.
»Ja?« Sie klang zutiefst genervt.
»Ich hab was.«
»Hm.«
»Nein, ich bin wirklich auf etwas gestoßen. Kannst du zurück ins Department kommen?«
»Erst muss ich hier noch rumschreien«, teilte Pescoli ihr unvermittelt mit. »Und zwar jede Menge!«, brüllte sie eine oder mehrere Personen im Hintergrund an.
»Beeil dich mit der Schreierei«, riet Alvarez ihr und legte auf. Ihre Gedanken rasten.
War es möglich, dass die betroffenen Frauen – die Opfer – in derselben Fertilisationsklinik gezeugt worden waren? Hatten ihre Mütter alle ein und denselben Spender ausgewählt? Samenspender Nummer 727 ?
Doch selbst wenn das zutraf, welche Bedeutung hatte es? Warum starben die Töchter? Warum wurden sie umgebracht?
Wenn …
Wenn
sie denn tatsächlich umgebracht wurden.
Doch genau davon gehst du aus, nicht wahr? Sie sind ermordet worden, egal, ob Pescoli deiner Ansicht ist oder nicht.
Sie griff erneut zum Hörer und rief das Labor an, frustriert, dass man sie weiter hinhielt. Nachdem sie aufgelegt hatte, wählte sie Ashley Tangs Durchwahl und sagte: »Ich brauche die Ergebnisse der DNS -Untersuchung, und zwar gestern. Gibt es denn niemanden im Labor, den du unter Druck setzen könntest?«
»Sie arbeiten dran. Du weißt doch, wie das ist«, erwiderte die forensische Assistentin.
»Es ist mir so was von egal, wie das ist! Ich brauche Antworten!«
»Nun, eine habe ich für dich. Zwar nicht, was die DNS angeht, aber etwas anderes.«
»Da bin ich aber gespannt.«
»Das Gift, das wir bei der chemisch-toxikologischen Untersuchung von Jocelyn Wallis gefunden haben – wir glauben, dass es ins Kaffeepulver gemischt wurde.«
»Mit Absicht?«
»Vermutlich schon. So etwas passiert nicht versehentlich.«
»Um sie umzubringen?«
»Das nun wiederum nicht. Dafür war die Dosis zu gering, aber vielleicht finden wir ja noch mehr.«
Alvarez’ Gedanken sprangen zu Kacey Lambert. Die Mikrophone. War auch Jocelyn Wallis verwanzt gewesen, und der Killer hatte die Abhöranlage
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