Zwillingsbrut
war mit ihm und den Frauen, die womöglich alle von Samenspender Nummer 727 abstammten?
Genau das würde sie jetzt herausfinden müssen.
Als sie die Tür ihres Jeeps öffnete, hörte sie ein weiteres Fahrzeug die Auffahrt heraufkommen und sah die Lichtkegel der Scheinwerfer im Schnee. Sekunden später hatte Dr. Acacia Lambert ihren Wagen an der Auffahrt hinter Alvarez geparkt und marschierte durch den matschigen Schnee zu der kleinen Gruppe hinüber. Eileen stellte den Motor ab und stieg ebenfalls aus.
Sie besprachen ihre Vorgehensweise: Zunächst wollten sie die Wanzen ausfindig machen und versuchen, die externe Quelle zu lokalisieren, wofür erst einmal alles so bleiben musste, wie es war. Kacey und Trace sollten so tun, als wären sie allein im Haus, und einander von ihrem Tag berichten, während die Techniker Raum für Raum nach Mikrophonen und möglicherweise auch nach Kameras durchkämmten. Anschließend wollten sie nach Fingerabdrücken suchen.
Ohne Frage hatte Kacey gehofft, dass sie die Mikrophone sofort entfernten, was Alvarez ihr nicht zum Vorwurf machen konnte. Dennoch hielt die Beamtin es für klüger, sie zunächst dort zu lassen, wo sie waren. Gemeinsam gingen sie zum Haus hinüber.
Wenn Trace sich geirrt hatte und doch Kameras versteckt waren, wäre Kaceys Überwacher gewarnt, und sie hätten verloren. Auch wenn sich der Kerl irgendwo in der Nähe aufhielt, bestand die Möglichkeit, dass er aus einem Beobachterposten heraus jede ihrer Bewegungen verfolgte und sich ausrechnete, dass sie ihm auf den Fersen waren.
Gemeinsam gingen sie zur hinteren Veranda, doch als von drinnen das kehlige Bellen eines großen Hundes ertönte, blieben sie wie angewurzelt stehen. »He, Bonzi, ich bin’s! Aus!«, befahl Kacey, aber das Tier bellte weiter, bis sie die Hintertür geöffnet hatte und zu ihm ging. Erst dann glättete sich sein Nackenfell, und er tappte von dem einen zum anderen und begrüßte alle schwanzwedelnd. Obwohl seine Pitbull-Gene auf ein gewisses Maß an Aggressivität schließen ließen, senkte er den Kopf und wartete geduldig darauf, gestreichelt zu werden.
Kacey ließ ihn nach draußen und gab ihm neben der Hintertür sein Fressen. Erst dann machte sie sich wie geplant auf den Weg ins Arbeitszimmer.
Während sich Rudy und Eileen an die Arbeit machten, stellten Trace und Kacey sämtliche Fernseher im Haus an – im Arbeitszimmer, Wohnzimmer und im Schlafzimmer –, um die Geräusche zu überdecken, und spielten wie besprochen ihre Rolle.
Alvarez streifte sich ein Paar Arbeitshandschuhe über, füllte etwas Kaffeepulver sowie ein paar Bohnen aus der Mühle und der Verpackung in Plastikbeutel. Sie rechnete nicht damit, auf Fingerabdrücke desjenigen zu stoßen, der die Wanzen plaziert hatte, doch sie war eben gerne gründlich. Vielleicht hatten sie ja Glück.
Wenn der Fiesling Acacia Lambert im Visier hatte, mit ihr spielte, sie belauschte, und sie würden Beweise dafür finden, würde das ihre Theorie untermauern, dass die Todesfälle miteinander in Verbindung standen. War es möglich, dass die Ärztin ebenfalls von Samenspender 727 abstammte? Alvarez hatte vor, Kacey Lambert danach zu fragen, aber sie wollte warten, bis die Kriminaltechniker ihre Arbeit beendet hatten.
Alvarez schlenderte zu Kacey und Trace ins Arbeitszimmer hinüber; der Hund lag zusammengerollt zu Füßen seines Frauchens. Alvarez kritzelte eine Frage auf einen Block, den sie der Ärztin hinhielt:
Haben Sie sich in letzter Zeit schlecht gefühlt oder krank?
Trace O’Halleran runzelte die Stirn und blickte von einer Frau zur anderen.
Kacey zögerte, dann schrieb sie zurück:
Am Magen.
Alvarez kritzelte:
Womöglich Gift. Bei der Obduktion von Jocelyn Wallis haben wir Arsenrückstände gefunden.
»Woher?«, formte Kacey mit den Lippen.
Das Arsen war im Kaffee. Vermutlich eine kleine Dosis.
»Oh«, Kaceys Stimme war kaum zu hören. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht verwandelte sich von Besorgnis in Zorn, als sie den Stift nahm und schnell schrieb:
Wir müssen reden.
Alvarez nickte und antwortete:
In meinem Wagen.
Dann stellte sie den Fernseher lauter und kehrte in die Küche zurück, wo sie den Kaffee mitsamt der Maschine eintütete, beschriftete und durch die Hintertür nach draußen trug.
Der Wind wehte in kräftigen Böen, die den Schnee mitunter seitwärtstrieben; ein Zweig schlug gegen die Dachrinne. Sie schloss ihren Wagen auf und stieg ein. Ein paar Minuten später kamen Trace und Kacey aus dem Haus und
Weitere Kostenlose Bücher