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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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gezogen wurde. Mit rudernden Armen stürzte sie hinab in die Dunkelheit. Schreiend segelte sie durch die Luft, bis sie mit voller Wucht auf den gefrorenen Abhang prallte, wobei ihr Kopf hart gegen einen Stein schlug. Die Welt drehte sich, als sie dann weiter hinabrollte, in die Tiefe. Sie versuchte, sich an irgendetwas festzuklammern, doch ihre Finger schrammten haltlos über Erde, Wurzeln und Felsgestein.
    Hilfe!
    Schmerz peitschte ihre Wirbelsäule hinauf; irgendwo in der Ferne hörte sie das Tosen herabstürzenden Wassers. Immer schneller rutschte und rollte sie abwärts, hatte jegliche Kontrolle über ihren Körper verloren; ihre Haut war aufgeschürft und blutete.
    Hoch oben hinter der Brüstung sah sie eine dunkle Gestalt aufragen; dort stand er und blickte zu ihr hinunter.
    Er wartete. Wartete darauf, dass sie starb.

[home]
    Kapitel 4
    T race O’Halleran war genervt. Vielmehr
total
genervt, als er, ohne die Geschwindigkeitsbegrenzung zu beachten, die zehn Meilen von der Evergreen Elementary School zum Krankenhaus zurücklegte. Er hatte seinen Sohn abgeholt. Eli hatte sich beim Spielen auf dem Schulhof verletzt und musste nun geröntgt werden.
    Irgendwer
hatte nicht richtig auf seinen Jungen aufgepasst, und sobald Trace sicher sein konnte, dass Eli gut versorgt war, würde ihm dieser Jemand eine überzeugende Erklärung dafür liefern müssen.
    »Halt durch, Kumpel«, sagte er zu seinem Sohn, der neben ihm in dem zerbeulten alten Pick-up saß.
    Eli nickte und schniefte; entweder kämpfte er gegen die Tränen an oder gegen die unangenehme Erkältung, die er seit über einer Woche mit sich herumschleppte.
    Mit zusammengekniffenen Augen spähte Trace durch die Windschutzscheibe. Die ersten Schneeflocken wirbelten zu Boden. Er folgte dem fließenden Verkehr den Boxer Bluff hinunter zum unteren Teil von Grizzly Falls am Ufer des Flusses.
    Eli, sieben Jahre alt, hielt seinen linken Arm, der bereits von einer überlasteten Schulkrankenschwester geschient und in eine Schlinge gesteckt worden war. Sie hatte Trace dringend geraten, unverzüglich einen Arzt aufzusuchen. »Ich habe bereits mit der Poliklinik in der A-Street telefoniert, damit Sie nicht warten müssen, was im Pinewood Community oder im St. Bartholomew Hospital durchaus der Fall sein könnte. Lassen Sie seinen Arm auf jeden Fall röntgen. Ich glaube zwar nicht, dass er gebrochen ist, aber womöglich findet sich eine Knochenfissur. Und wenn Sie schon mal da sind, lassen Sie die Ärzte doch bitte einen Blick in seine Ohren und in seinen Hals werfen. Ich habe seine Temperatur gemessen; er hat ein bisschen Fieber – achtunddreißig Komma drei.«
    Trace hatte nicht widersprochen, sondern sich sogleich auf den Weg gemacht. Einmal hatte er geschlagene fünf Stunden in der Notaufnahme von St. Bart gesessen und darauf gewartet, dass sich jemand um seine zerfleischte Hand kümmerte. Sein Ehering hatte sich im Getriebe des Mähdreschers verfangen, als er die Weizenernte eingebracht hatte. Seinen Arm hatte er gerade noch befreien können, doch der Unfall hätte ihn um ein Haar seinen Ringfinger gekostet. Schlussendlich hatte man auch diesen retten können, doch die Nerven waren so stark geschädigt, dass der Finger taub blieb. Damals hatte er beschlossen, nie wieder seinen Ehering zu tragen. Es machte ohnehin keinen großen Unterschied, denn Leanna, Elis Mutter, war mit einem Fuß bereits zur Tür hinaus gewesen.
    Nein, Trace wollte auf keinen Fall, dass sein Junge stundenlang auf irgendwelchen unbequemen Plastikstühlen hocken musste, wenn er es irgendwie vermeiden konnte. Also würden sie in die A-Street fahren, zu diesem niedrigen Gebäude, in dem seit fast siebzig Jahren Patienten behandelt wurden und das an das frisch renovierte und gerade wiedereröffnete St. Bartholomew Hospital angrenzte. Natürlich hatte man auch die Poliklinik während dieses Zeitraums mehrfach überholt.
    Ungefähr vor dreißig Jahren hatte ihn sein eigener Vater hierhergebracht, nachdem Rocky ihn abgeworfen hatte, der temperamentvolle braune Wallach, den O’Halleran senior gegen drei Rinder eingetauscht hatte. Rocky war einst Rodeo-Pferd gewesen, und als der neunjährige Trace versucht hatte, auf ihm zu reiten, war etwas von seinem alten Feuer wieder aufgeflammt, so dass Trace in hohem Bogen durch die Luft geschleudert worden war. Er hatte sich eine Gehirnerschütterung zugezogen, wie der alte Doc Mallory nach einer kurzen Untersuchung feststellte. »Um Himmels willen, Junge, nutz

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