Zwillingsbrut
von deinem Arm machen, ja? Das Labor ist im Gebäude nebenan.« Sie setzte sich an den Computer und machte sich eine Notiz, die sie an ihren Laptop weiterleitete, dann wandte sie sich an Trace: »Sie können ihn jetzt sofort hinbringen. Ich rufe Sie wieder auf, sobald ich einen Blick auf das Röntgenbild geworfen habe. Es wird nicht lange dauern. Dann kann ich Ihnen auch sagen, ob ich es für nötig halte, dass Sie einen Orthopäden aufsuchen; ich kann einen Termin bei Dr. Belding in Missoula für Sie vereinbaren. Oder bei wem immer Sie möchten.«
Sie lächelte ihn ermutigend an, doch ihr Lächeln blieb unerwidert. »Ich habe schon öfter mit Dr. Belding zusammengearbeitet. Sie ist gut.«
Trace nickte knapp. »Danke.« Er half seinem Sohn vom Untersuchungstisch und sagte: »Lass uns gehen, Kumpel.«
Im selben Augenblick erschien Heather mit den Laborformularen. »Brauchst du noch etwas?«, fragte sie Kacey.
»Ich denke, wir haben alles. Vielen Dank.«
Heather kehrte zu ihrem Schreibtisch am Empfang zurück, während Kacey Trace die Formulare aushändigte. Um den Jungen aufzumuntern, sagte sie immer noch lächelnd: »Ich kenne eine Abkürzung, Eli. Wenn ihr einverstanden seid, begleite ich euch schnell rüber. Nur für den Fall, dass sich dein Dad verläuft.«
»Das wird er nicht! Er war bei den Army Rangers.«
Trace schnaubte und hielt ihnen die Tür auf. »Das ist schon ein paar Jahre her.«
»Aber du warst da!«, beharrte Eli.
»Damals, im finsteren Mittelalter«, scherzte er, als sie durch eine Reihe von Fluren und zu einer Hintertür hinauseilten. Der Wind pfiff durch Kaceys Arztkittel, Schnee sammelte sich in den Pflanztöpfen.
»Hier entlang«, sagte sie und hielt mit einer Hand ihren Kittel zusammen, während sie den kurzen Verbindungsweg entlangliefen. Noch bevor sie die Tür zum benachbarten Gebäude erreicht hatte, zog Trace sie schon auf und wartete, bis sie mit seinem Sohn hineingegangen war.
Drinnen war es sehr warm, Weihnachtsmusik spielte in den Gängen.
»So, von hier an müsst ihr allein zurechtkommen«, sagte sie, als sie die beiden bei einer der Laborantinnen ablieferte. »Ich sehe euch in ungefähr einer Stunde, dann habe ich mir die fertigen Bilder angesehen.«
»Okay«, sagte er. Ihre Blicke trafen sich, und sie bemerkte etwas Dunkles, Undefinierbares in seinen Augen.
Das bildest du dir nur ein.
Vielleicht war Trace einfach nur besorgt um seinen Jungen, doch sein offensichtliches Misstrauen ihr gegenüber empfand sie als der Situation völlig unangemessen. Nun, vielleicht misstraute er Ärzten oder der Medizin im Allgemeinen. Doch sie hatte ohnehin keine Zeit, sich über seine Marotten Gedanken zu machen.
Zusammen mit Randy, ihrem jungen MTA , kümmerte sie sich ungefähr eine Stunde lang um weitere Patienten: Cathy Singer kämpfte gegen eine Erwachsenenakne; zwei Jugendliche kamen mit Grippesymptomen vorbei; Kevin Thomas’ Mutter war überzeugt, ihr Sohn habe Läuse, da ein Fall in der Schule aufgetreten war; und Helen Ingles, die offensichtlich doch noch einen Babysitterersatz für ihren Neffen gefunden hatte, schaute herein, um ihren Diabetes überwachen zu lassen.
Pünktlich nach einer Stunde waren die O’Hallerans vom Labor zurück in Behandlungszimmer drei. Kurz zuvor waren die Röntgenbilder bei Kacey eingetroffen: Eine kleine Fraktur an Elis linker Elle war darauf zu erkennen. »Sieht aus, als würdest du einen Gips brauchen«, teilte sie Vater und Sohn mit und zeigte den beiden die Knochenfissur. »Du hast die Wahl«, fügte sie, an Eli gewandt, hinzu. »Rosa oder Blau.«
»Rosa?«, fragte Eli entsetzt. Seine Nase kräuselte sich vor Abscheu. »Auf keinen Fall!«
»Also blau«, sagte sie mit einem Grinsen, während Randy das entsprechende Set aus einem Schrank nahm und ihr beim Anrühren der Gipsmasse half. Eli war absolut tapfer, fast so, als wäre er selbst bei den Army Rangers gewesen, und versuchte, genauso stoisch zu wirken wie sein Vater.
Als der Gips saß und der MTA die Reste und Verpackungen wegräumte, erteilte Kacey den beiden Anweisungen. »Die Hauptsache ist, dass du die Elle nicht wieder verletzt. Du musst es daher in nächster Zeit ruhig angehen lassen.« Sie warf dem Jungen einen eindringlichen Blick zu. »Kein Klettergerüst, und lass dich nicht wieder von Cory Wie-auch-immer schubsen.« Sie beugte sich vor, so dass sie auf Augenhöhe mit Eli war. »Glaubst du, du schaffst das?«
Der Junge nickte, dann blickte er auf seinen Gips. »Vielleicht
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