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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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und blickte in die Dunkelheit hinaus.
    Ihre tiefe Verzweiflung fiel ihr ein, als ihr eigenes Leben in Gefahr gewesen und sie davon überzeugt war, sterben zu müssen; das Entsetzen in jenen schrecklichen Momenten, in denen sie ins Antlitz des Bösen geblickt hatte.
    Für den Bruchteil einer Sekunde erinnerte sie sich an die grauenvollen letzten Worte des Mannes, der im Begriff stand, ihr ein Messer ins Herz zu stechen, bevor er zurückgetaumelt war. Sie schauderte.
Es ist nicht vorbei …,
hatte er geknurrt.
Du bist eine von ihnen.
    Doch diese abscheuliche Drohung bedeutete nichts, redete sie sich ein, das Gefasel eines geistesgestörten Mannes, dessen blutrünstige Phantasien sich aus irgendeinem Grund auf sie fokussiert hatten.
Denk nicht daran! Es ist vorbei!
    Sie schüttelte die Erinnerungen ab und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm.
    Die Moderatorin des Nachrichtenmagazins, die aussah wie die Mensch gewordene Version einer Barbiepuppe, sprach über Shellys schauspielerische Leistungen, ihre angeblichen Geliebten und betonte immer wieder, dass die Polizei von Los Angeles die Möglichkeit der Fremdeinwirkung nicht ausschloss.
    Mit weit aufgerissenen Augen und perfekt glänzendem Lippenstift wandte diese sich an den Co-Moderator, einen jungen, aufgestylten Mann in einem dunklen Anzug mit kunstvoll zerstrubbeltem Haar, und sie erörterten gemeinsam die Möglichkeit einer Verschwörung.
    Kacey schaltete den Fernseher ab.
    Auf dem Weg ins Badezimmer streifte sie ihre Fitness-Klamotten ab, drehte nackt den Wasserhahn auf und schaltete das Radio ein, dann stieg sie in die alte Badewanne mit den Klauenfüßen, zog den Vorhang zu und stellte sich unter den Duschkopf.
    Heißes Wasser prasselte auf ihre Haut, und sie spürte, wie die Anspannung des Tages von ihr abfiel. Während sie sich einseifte, summte sie einen Song von Katy Perry vor sich hin und zwang sich, nicht an Trace O’Halleran zu denken, der ihr unentwegt im Kopf herumspukte, auch wenn ihr der Trubel in der Poliklinik heute kaum eine freie Minute gelassen hatte. Dennoch waren ihre Gedanken zu ihm, zu Elis Mutter und der unbekannten Miss Wallis, laut Eli »seiner Freundin«, abgeschweift.
    »Vergiss es«, sagte sie laut zu sich selbst und drehte den Wasserhahn zu. Er war nicht mal ihr Typ. Sie hatte nie auf diese hinterwäldlerischen Alphamännchen in den abgewetzten Jeans gestanden, denen jeglicher Schliff fehlte.
    Ach ja? Und was hat dir das gebracht? Denk nur mal an Jeffrey Charles Lambert, den geschniegelten, kultivierten Herzchirurgen, in den du dich verliebt hast! War er dein Typ? Das hat kein gutes Ende genommen, nicht wahr? Mach dir doch nichts vor, Acacia, deine Erfolgsbilanz, was Männer anbelangt, sieht ziemlich erbärmlich aus.
    »Schluss damit!«, schalt sie sich, verärgert über die Wende, die ihre Gedanken genommen hatten. Sie grübelte einfach zu viel, wenn sie allein war. Es wurde wirklich Zeit, über einen neuen Hund nachzudenken.
    Allerdings war O’Halleran der bestaussehende Cowboy, dem sie je begegnet war. Ein hingebungsvoller Vater. Ihre eigene biologische Uhr tickte wie verrückt, so laut, dass sie es schon vermied, die Geburtenstation der Klinik zu betreten. Na und?
    Die alten Rohre ächzten. Über das Geplapper des DJs im Radio hinweg hörte sie ein Geräusch im Haus, das sie nicht recht zuordnen konnte. Sie schnappte sich ein Handtuch und wickelte sich darin ein, dann stieg sie aus der Badewanne und lauschte aufmerksam.
    Nichts.
    War jemand im Haus? Oder hatte sie sich das Geräusch nur eingebildet?
    Ihr Herz pochte ein wenig schneller, als sie sich abtrocknete und dann ihren Bademantel von dem Haken an der Badezimmertür nahm. Mit gespitzten Ohren fuhr sie in die dicken Frotteeärmel, doch sie hörte nichts. Nachdem sie den Bademantelgürtel um ihre Taille geschlungen hatte, trat sie vorsichtig in die Diele hinaus.
    Nichts Außergewöhnliches war zu bemerken.
    Plötzlich ertönte eine Art Scharren, ein Kratzen.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie auf leisen Sohlen den Flur entlang in Richtung des Geräusches schlich.
Da ist nichts …
Doch sie spürte, wie sich ihr warnend die Nackenhaare sträubten. Vorsichtig spähte sie durch die Glastür, doch alles schien unverändert. Der Gymnastikball lag nach wie vor in der Mitte des Arbeitszimmers, die Fernbedienung für den Fernseher auf dem Teppich daneben.
    Sie bog um die Ecke und wollte soeben am Esszimmer vorbei in Richtung Küche schleichen, als sie erneut

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