Zwillingsbrut
Handtasche und tastete nach ihrem Handy.
Das dumme Ding steckte nicht in seinem üblichen Fach. »Komm schon, komm schon!« Das war wahrlich nicht der richtige Zeitpunkt, um nach dem Mobiltelefon zu suchen. Mit zitternden Fingern durchwühlte sie den Inhalt ihrer Handtasche, und als der Schmerz noch stärker wurde, kippte sie einfach alles auf den Fußboden. Schlüssel, Brillenetui, Brieftasche, Quittungen, Münzen, eine Schachtel Zigaretten, Tampontäschchen und eine kleine Dose Pfefferspray schlitterten über die Fliesen.
Kein Handy.
Wieso nicht?
In der Bar hatte sie es doch noch bei sich gehabt. Sie erinnerte sich, den Vibrationsmodus eingeschaltet zu haben, und … Hatte sie es etwa nicht in die Tasche zurückgesteckt, sondern im Lizards liegen gelassen, auf dem Tresen, dessen Oberfläche aussah wie eine Schlangenhaut?
»O Gott«, flüsterte sie und spürte, wie ihr der Schweiß auf der Stirn ausbrach. Ihr Puls raste. Sie hatte keinen Festnetzanschluss, was bedeutete, dass sie keine Hilfe holen konnte, es sei denn …
Plötzlich hörte sie ein lautes Scharren.
Was zum Teufel war das? Die Katze?
»Lana?«, fragte sie nervös, dann bemerkte sie, dass die Glasschiebetür offen stand, wenn auch nur einen winzigen Spalt.
Hatte sie sie etwa nicht geschlossen? – Doch, mit Sicherheit. Sie erinnerte sich genau daran. Vermutlich war das Schloss nicht eingeschnappt, weil Merlin, dieser dämliche Hauswart, immer noch nicht vorbeigekommen war, um es zu reparieren.
Ihre Kopfhaut kribbelte, und ihr Herz begann heftig zu pochen, auch wenn sie sich gut zuredete, dass sie gerade völlig übertrieben reagierte. Niemand hatte sich in ihrem Apartment versteckt, um ihr aufzulauern.
Sei nicht paranoid. Du hast einfach zu oft für die Opferrolle in diesen billigen Horrorstreifen vorgesprochen.
Trotzdem …
Angestrengt lauschend und mit rasendem Herzen blickte sie zur Schlafzimmertür, die ebenfalls einen Spaltbreit offen stand. Sie hatte noch keine zwei Schritte in diese Richtung gemacht, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung auf der Veranda wahrnahm, eine dunkle Gestalt am Schiebegriff der Glastür.
Ein Einbrecher!
Sie öffnete den Mund, um zu schreien, doch dann klappte sie ihn erstaunt wieder zu. Es war der Typ aus der Bar. In der Hand hielt er ihr Mobiltelefon. Erleichtert schlug sie die Hand vor die Brust und rief: »Du hast mich fast zu Tode erschreckt!«, dann eilte sie zur Tür und schob sie auf. »Woher hast du mein –«
Doch sie kannte die Antwort, noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte.
»Du hast es in der Bar liegen gelassen.«
»Und wie hast du mich gefunden?«
Wieder dieses schiefe, sexy Grinsen. »Deine Adresse ist unter ›Kontakte‹ gespeichert.«
»Oh. Richtig.«
Er war ein echter Hingucker mit seinem markanten Kinn, dem dunklen Haar und den Augen, in deren dunkelblauen Tiefen etwas Abgründiges schimmerte.
»Die meisten Leute kommen zur Wohnungstür und klopfen«, bemerkte sie ein wenig verwirrt.
Seine Lippen zuckten. »Vielleicht bin ich nicht wie die meisten Leute.«
Das konnte sie kaum abstreiten. Plötzlich durchfuhr sie ein weiterer schmerzhafter Krampf, so heftig, dass sie sich mit einer Hand auf den Glastisch stützen musste. »Oh … oh …«, stammelte sie und zog scharf die Luft ein. Wieder brach ihr der Schweiß aus, diesmal fühlte sie sich einer Ohnmacht nahe.
»Geht es dir gut?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist besser, du gehst. Es tut mir leid – au!« Sie keuchte. Ihre Knie gaben nach. Er fing sie auf, als sie zu Boden sinken wollte, griff mit seinen kräftigen Armen nach ihr.
»Du brauchst Hilfe.«
Bevor sie widersprechen konnte, hob er sie hoch und trug sie zielsicher ins Schlafzimmer. »He, warte …«
»Leg dich einfach hin«, befahl er ihr mit ruhiger Stimme.
Ihr blieb keine Wahl. Das Schlafzimmer drehte sich, die Nachttischlampe wirbelte vor ihren Augen. Sie fühlte sich schrecklich elend …
Augenblick mal … Erneut stieg Panik in ihr auf, als er sie auf die zerwühlten Laken legte. Die Matratze gab unter ihrem Gewicht nach. Kurz dachte sie an Flucht. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, das wusste sie trotz ihrer schier unerträglichen Schmerzen. Ihre Begegnung in der Bar, ihre Übelkeit, sein überraschendes Aufkreuzen auf ihrer Veranda …
Jetzt verließ er das Zimmer. Mein Gott, stellte er etwa die Dusche an? Sie hörte Wasser rauschen, die alten Rohre quietschten, als der Hahn wieder zugedreht wurde. Was sollte das
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