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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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aus dem Fenster und stellte fest, dass es nach wie vor ununterbrochen schneite. Der Schnee türmte sich hoch um die Zaunpfosten und wehte auf die Eingangsveranda.
    Eli schlief noch. Er hatte eine schlimme Nacht hinter sich: Die Schmerzen in seinem Arm und sein Husten hatten ihn alle paar Stunden geweckt. Gegen drei Uhr in der Früh hatte Trace den Jungen nach unten ins Wohnzimmer getragen, wo Sarge zusammengerollt vor dem Kamin schlief. Zusammen hatten sie sich auf das übergroße Sofa gekuschelt. Um halb sechs war Trace aufgewacht, hatte den Hund rausgelassen, und nachdem Sarge sein Geschäft erledigt hatte, war er in die Küche gegangen, hatte Kaffee gekocht und den Fernseher angestellt, um die Wettervorhersage anzusehen.
    Als Erstes erschien eine Reporterin mit einer schneebedeckten blauen Kapuzenjacke auf dem Bildschirm, ein Mikrophon in den behandschuhten Händen. Sie stand in der Nähe des Eingangs zu dem Park oben auf dem Boxer Bluff. Hinter ihr waren Polizei- und Rettungsfahrzeuge zu erkennen, Lichter flammten in der Dunkelheit auf. Die Reporterin sprach in die Kamera, doch ihre Stimme war zu leise.
    Trace nahm die Fernbedienung und stellte lauter.
    »… wo vor einer Stunde eine unbekannte Joggerin von einem Felsvorsprung oberhalb des Flusses fast sechzig Meter in die Tiefe stürzte.«
    Die Kamera schwenkte zu einem steilen Abhang hinter der Reporterin und zu dem darunterliegenden Fluss. Unten sah man ein schmales Felsplateau, das über das schäumende Wasser ragte, darauf eine mit einem Haltegurt gesicherte Rettungskraft, ein aufgerolltes Seil in den Händen.
    Nun kam ein Vorsprung mit einer niedrigen Steinbrüstung ins Bild; der Schnee davor war zertrampelt von unzähligen Stiefeln. Trace nahm an, dass die Frau an ebendieser Stelle abgestürzt war.
    »Hier können Sie sehen, was für ein Glück im Unglück die unbekannte Joggerin hatte«, sagte die Reporterin. »Ein Stück weiter, und sie wäre im Fluss gelandet.« Die Kamera zoomte die Grizzly Falls heran: Weiße Gischt schäumte und gurgelte, bevor der reißende Fluss unter einer hundert Jahre alten Brücke hindurch- und an den glitzernden Lichtern der kleinen Stadt vorbeiströmte.
    »Das war Nia Del Ray für KMJC News«, schloss die Reporterin und gab zurück ins Studio.
    »Der Beitrag wurde vergangene Nacht aufgezeichnet«, erklärte die blonde Moderatorin. »Der Zustand der bislang nicht identifizierten Frau ist nach wie vor kritisch.«
    Trace starrte auf den Fernseher. Ihn beschlich dasselbe ungute Gefühl, das ihn schon in Jocelyns Wohnung befallen hatte. Ohne zu überlegen, wie früh es noch war, griff er zum Hörer und wählte Ed Zukovs Nummer. Er brauchte die Hilfe seiner Nachbarn, jemanden, der sich ein paar Stunden um Eli kümmerte. Auch wenn er nicht glauben mochte, dass es sich bei der unbekannten, in Lebensgefahr schwebenden Joggerin um Jocelyn Wallis handelte, so wollte er doch Gewissheit haben.
     
    Pescolis Handy schrillte, direkt neben ihrem Ohr.
    Seufzend drehte sie sich auf die Seite, griff nach dem verfluchten Ding in der Ladestation auf ihrem Nachttisch und warf dabei ihre Lesebrille zu Boden.
    »Na toll«, murmelte sie, knipste das Licht an und meldete sich. »Pescoli.«
    »Ich denke, du solltest besser hier rauskommen«, sagte Alvarez. Regan blickte auf die Uhr neben ihrem Bett. Fünf Uhr fünfunddreißig.
    »Und wo ist ›hier‹? Meinst du ins Department? Mein Gott, Selena, es ist noch keine sechs. Um welche Höllenuhrzeit stehst du eigentlich auf?« Wie konnte jemand so früh am Morgen nur so munter sein?
    »Ja, ins Department. Ich glaube, wir können unsere Unbekannte identifizieren.«
    »Gib mir eine halbe Stunde.« Pescoli rollte sich aus dem Bett und stolperte ins große Badezimmer, wo sie schnell Trikot und Shorts von der Footballmannschaft ihrer Uni, der University of Montana Grizzlies, auszog und unter die viel zu kalte Dusche trat.
    Achtundzwanzig Minuten später marschierte sie über den Parkplatz zum Büro des Sheriffs. Das Grummeln in ihrem Magen und Joelles blinkende Schneeflocken in den Fenstern ignorierend, klopfte sie sich den Schnee von den Stiefeln. Drinnen ging sie durch eine Reihe von Fluren durchs Großraumbüro direkt zu Alvarez’ Schreibtisch, wo diese in ein Gespräch mit einem großen Mann mit offener Fleecejacke, verwaschenen Jeans, Arbeitshemd und dunklem Bartschatten vertieft war. Er saß auf dem Besucherstuhl und stand auf, als sie eintraf.
    »Das ist meine Partnerin, Detective Pescoli«, stellte

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