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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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schließlich ein Feiertag, und so oft sind wir ja auch nicht zusammen.« Sie legte ihre schmale, kühle Hand auf Kaceys, als wäre das Teilen eines Desserts ein verbindendes Erlebnis.
    »Na schön«, gab sich Kacey geschlagen.
    »Du wirst nicht enttäuscht sein.« Ihre Mutter tätschelte tatsächlich ihre Hand. Was sollte das? Maribelle war nicht gerade dafür bekannt, in der Öffentlichkeit irgendwelche Gefühlsregungen zu bekunden.
    Die Kellnerin verschwand durch die Schwingtür in die Küche.
    »Ich wünschte mir, du würdest Jeffrey noch eine Chance geben.« Maribelle war in der Tat zielstrebig.
    »Ich bin nicht daran interessiert, außerdem glaube ich, dass er wieder verlobt ist.«
    »Im Ernst?« Maribelles dunkle Augenbrauen schossen in die Höhe.
    »Ich weiß es nicht mit Bestimmtheit, und es interessiert mich auch nicht wirklich, aber eine meiner Freundinnen in Seattle, Joanna … Du hast sie mal kennengelernt, meine ich … Nun, Joanna hat neulich angerufen und erwähnt, dass Jeffrey irgendwann nächstes Jahr wieder heiraten wird.«
    »Ach …« Sie spielte mit der Serviette auf ihrem Schoß. Die Schatten, die das flackernde Licht der Kerze zwischen ihnen auf ihr Gesicht malte, ließen sie älter wirken. »Es ist nur so, dass ich … Ich würde so gern ein Enkelkind haben.«
    »Wirklich?« Kacey war überrascht. Sie war ein Einzelkind gewesen und – wie man ihr oft genug unter die Nase gerieben hatte – ungeplant. Obwohl sie sich sicher war, dass ihre Mutter sie liebte und – auch das hatte man ihr erzählt – ein großes Getue um Kacey als Baby veranstaltet hatte, hatte Maribelle nie großes Interesse an Kindern gezeigt, geschweige denn daran, Großmutter zu werden. Bis heute.
    »Triffst du dich mit jemandem?«, fragte Maribelle hoffnungsvoll.
    Ungewollt schweiften Kaceys Gedanken zu Trace O’Halleran. »Nein.«
    »Gibt es denn keinen in der Klinik? Einen anderen Arzt vielleicht?«
    »Wie ich schon sagte –«
    »Wie wär’s mit Online-Dating? Im Fernsehen wird Werbung für jede Menge Partnervermittlungsseiten gemacht, und Judy Kellers Tochter hat auf einer solchen Website die Liebe ihres Lebens gefunden. Ich bin mir sicher, dass es so etwas auch für Akademiker gibt. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe schon nachgeschaut.«
    »Dazu fehlt mir wirklich die Zeit.«
    »Natürlich kannst du die Zeit dafür aufbringen, das ist alles nur eine Frage der Prioritäten! Wenn ich du wäre, würde ich Jeffrey nicht so schnell aufgeben. Er ist ein hochangesehener Chirurg; er hat sogar ein Buch geschrieben und hält im ganzen Land Vorträge.«
    »Und das weißt du … woher?«, fragte Kacey.
    Maribelle zuckte nicht mit der Wimper. »Ich habe einen Internetanschluss, meine Liebe. Das ist ein unschätzbares Hilfsmittel. Auf seiner Seite erwähnt Jeffrey nirgendwo eine Verlobte.«
    In dem Augenblick wurden die Desserts und der Kaffee serviert, doch Kacey fing einen Ausdruck der Enttäuschung in den Augen ihrer Mutter auf. Maribelle hatte Jeffrey Lambert von der ersten Sekunde an geliebt. »Ein Herzchirurg«, hatte sie ihrer Tochter mit strahlenden Augen zugeflüstert. »Und noch dazu ein gutaussehender.«
    Es war ihr vollkommen gleich, dass Kacey selbst Ärztin war. Oder dass Jeffrey ein Ego hatte, das das von Napoleon locker in den Schatten stellte.
    Das Entscheidende für ihre Mutter war, dass Jeffrey Lambert, Doktor der Medizin, ein großartiger Fang war, den sich ihre Tochter durch die Lappen hatte gehen lassen.
    Kacey schob sich einen Löffel Crème brulée in den Mund und fragte sich, was ihre Mutter wohl sagen würde, wenn sie zugab, dass der Mann, der sie im Augenblick am meisten interessierte, ein hart arbeitender Rancher mit einem siebenjährigen Sohn war.
    Nachdem ihre Mutter Mitchs Kürbis-Käsekuchen probiert und mit einem ekstatischen Seufzer in ihren ganz persönlichen Genusshimmel entrückt war, schnitt Kacey das Thema an, das ihr am meisten auf der Seele lastete. »Sag mal, Mom, hat Tante Helen eigentlich Kinder?«
    »Aber nein.« Maribelle plumpste zurück auf die Erde. »Sie und Bill konnten keine bekommen. Aber das weißt du doch.«
    »Und auf Dads Seite? Haben seine Brüder Kinder?«
    »Nein. Von denen hat keiner je geheiratet. Auch das weißt du längst.«
    »Sie müssen ja nicht unbedingt verheiratet gewesen sein … Könnte es Kinder geben, über die sie nicht sprechen? Oder von denen sie womöglich selbst nichts wissen?«
    Ihre Mutter schüttelte den Kopf, als wäre diese Vorstellung

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