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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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absurd. »Soweit ich mich erinnere, sind sie nicht gerade oft mit Frauen ausgegangen.«
    »Das heißt also, dass ich keine … Cousins oder Cousinen habe, von denen man mir nichts erzählt hat? Als Helen und du euch zerstritten habt, dachte ich –«
    »Was? Dass ich gelogen habe? Warum hätte ich das tun sollen?« Ihre Mutter blickte verwirrt drein und glättete wieder ihre Serviette. »Du kannst mir glauben: Du hast keine Cousins. Das weißt du. Ich verstehe nicht, warum du mich jetzt danach fragst.«
    »Schon gut, schon gut. Ich weiß, es klingt ein bisschen verrückt, aber erinnerst du dich an die Patientin, von der ich dir erzählt habe, die Frau, die beim Joggen verunglückt ist und in die Notaufnahme eingeliefert wurde?«
    »Ja. Am Boxer Bluff.« Also hatte Maribelle doch zugehört.
    »Sie hat es leider nicht geschafft. Ihr Name war Jocelyn Wallis, sie hat als Grundschullehrerin gearbeitet. Es stellte sich heraus, dass sie aus dieser Gegend stammte. Und sie hat mir ähnlich gesehen, und zwar so sehr, dass ein paar der Krankenschwestern, mit denen ich zusammenarbeite, schier ausgeflippt sind vor Schreck.«
    Maribelle verstummte, als Kacey die Details erörterte, faltete ihre Serviette zweimal und hörte aufmerksam zu, als ihre Tochter auf ihre Ähnlichkeit mit Shelly Bonaventure zu sprechen kam.
    »Ich habe von ihrem Tod erfahren. Keine große Schauspielerin, wenn du mich fragst«, sagte sie nach einer ausgedehnten Pause. »Sie sieht tatsächlich ein bisschen so aus wie du, aber na und?« Sie schüttelte den Kopf. »Was folgerst du daraus? Dass diese Frauen die Töchter deiner Onkel sind?« Maribelle verdrehte die Augen. »Und was dann? Dass sie von irgendwelchen Familien adoptiert wurden, ohne dass wir davon wussten?«
    »Vielleicht hat Dad, bevor er dich kennenlernte …«
    »Oh, Acacia, hör auf damit! Auf der Stelle! Glaubst du, es wäre mir entgangen, wenn Stanley weitere Kinder gehabt hätte?«
    »Vielleicht hat er ja selbst nichts davon gewusst!«
    »Wir reden von
deinem Vater!
Weißt du denn nicht mehr, wie er war?« Sie warf ihrer Tochter einen vernichtenden Blick zu. »Er wäre zutiefst gekränkt, wenn er das hörte, Acacia! Vermutlich dreht er sich soeben im Grabe um!« Sie schauderte theatralisch. »Deine Freundinnen haben eine lebhafte Phantasie! Offenbar fehlt es ihnen in ihrem Leben an Spannung.« Sie lehnte sich zurück und funkelte Kacey kopfschüttelnd an. »Wirklich, Acacia! Wie viele lang verschollene Cousins und Cousinen, denkst du, hat die Familie dir denn vorenthalten?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht gar keine. Ich sage ja auch nur, dass das seltsam ist.«
    »So vieles im Leben ist ›seltsam‹ oder ›merkwürdig‹ oder ›Zufall‹.« Sie malte Anführungszeichen in die Luft, dann wedelte sie mit der Hand, als wollte sie das Thema vom Tisch wischen. Doch ihr herablassendes Gebaren passte nicht recht zu der Sorge, die Kacey in den Augen ihrer Mutter aufflackern sah, als diese hinzufügte: »Die Leute sehen ständig irgendwelche Ähnlichkeiten, manche bauen sogar ihre Karriere darauf, die Doppelgänger von Prominenten zu sein. Und jetzt Schluss mit diesem Unsinn!« Sie konzentrierte sich wieder auf ihren Kürbis-Käsekuchen. »Damit hat sich Mitch wahrhaftig selbst übertroffen. Koste mal, und nimm dir einen Löffel Sahne.«
    »Prima Schachzug, Mom«, sagte Kacey.
    »Probier doch und hör auf mit diesem lächerlichen Verhör –«
    »Das ist kein Verhör. Ich erkundige mich lediglich nach meiner Familie.«
    »Und ich habe dir geantwortet, und damit basta.«
    Ihre Mutter verwandelte sich in die Frau, die Kacey so gut kannte: die zusammengepressten Kiefer, die verkniffenen Lippen, die zu Schlitzen verengten Augen, der nach vorn gereckte Hals. Kacey wusste, dass sie nichts Weiteres erfahren würde. Nicht heute Abend. Nicht von ihrer Mutter.
    Maribelle begriff nicht, dass sie mit ihren so dringenden Bemühungen, vom Thema abzulenken, Kacey erst recht zu weiteren Nachforschungen anstiften würde. Es gab andere Möglichkeiten, Geburten zu überprüfen, zum Beispiel indem sie Einsicht in die Geburtsurkunden bei den Standesämtern nahm, zu denen sie als Ärztin Zugang hatte. Im Augenblick wollte sie ihre Mutter nicht weiter bedrängen, zumal es keinerlei Grund gab, sie gegen sich aufzubringen, aber aufgeben würde sie nicht.
    Während ihrer Kindheit hatte sie gelernt, bis wohin sie bei ihrer Mutter gehen konnte. »Na schön«, sagte Kacey daher und nahm ihren Löffel. »Dann lass mich mal

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