Zwillingsbrut
nicht. Wir werden wohl einfach abwarten müssen.« Sie sah zu Trace auf. »Ich könnte mit Eli zu Dino rübergehen und ihm eine Pizza oder was immer er möchte bestellen«, schlug sie vor. »Und wenn Sie hier fertig sind, kommen Sie auch rüber.«
Die Idee war gut, fand Trace, denn Dinos Pizzeria war gleich auf der anderen Straßenseite. Solange sie nichts Genaueres über Sarges Verletzungen wussten, gab es keinen Grund für Eli, hier herumzusitzen und sich Sorgen zu machen. Sollten sie den Hund tatsächlich einschläfern müssen, würde Trace ihm das lieber auf seine eigene Art und Weise beibringen. Es war sicher besser für den Jungen, wenn er diese Entscheidung nicht mitbekam. »Ich denke, das geht in Ordnung«, sagte er, da er wusste, dass Eli Dr. Lambert mochte. »Was denkst du?«
Eli schaute Kacey an, und sie nahm seine kleine Hand in ihre. »Wollen wir uns ein Eis aussuchen, bevor wir unsere Pizza bestellen?«
»Und es zuerst essen?«
»Nun …« Sie sah Trace an.
»Tut euch keinen Zwang an. Ich bin gleich da«, erwiderte dieser und sah ihnen nach, wie sie zusammen aus der Tür gingen.
Ein Schwall winterlicher Luft wehte in den Raum, die kleine Glocke über der Tür bimmelte.
Durch das Fenster zur Straße beobachtete Trace, wie Kacey seinen Sohn über die Straße geleitete. Sie blickte übertrieben oft nach rechts und nach links auf die verschneite Fahrbahn, dann über die Schulter, die Stirn besorgt in Falten gelegt.
Wegen des kaum vorhandenen Verkehrs?
Oder steckte etwas anderes dahinter?
Nun mach dir mal keine unnötigen Sorgen. Sie ist nur vorsichtig.
Alles, was zählte, war, dass sie seinen Jungen gerade liebevoll über die Straße führte. Trace’ Herz schlug plötzlich schneller, als ihm klarwurde, dass Elis eigene Mutter nie so besorgt um dessen Wohlergehen gewirkt hatte.
Leanna hatte sich als Mutter nicht gerade einen Orden verdient.
Seltsam,
dachte er, als er sah, wie Kacey die Tür zum Restaurant öffnete, dessen moderne Einrichtung so gar nicht zu dem in der Stadt allgegenwärtigen Western-Thema passte. Die Front der Pizzeria war komplett verglast, der Jahreszeit gemäß mit Schlittschuh laufenden Schneemännern und -frauen beklebt, die allesamt mit Pizzas beladen waren. Es war beinahe unheimlich, wie sehr Kacey ihn an Leanna erinnerte. Ein unheilvolles Gefühl beschlich ihn und breitete sich eiskalt in seinem Inneren aus. Er schauderte. Hatte er nicht genau dasselbe bei Jocelyn Wallis gedacht?
Wirklich unheimlich,
sagte er zu sich selbst. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür hinter der Rezeption, und Jordan Eagle kam mit ernstem Gesicht herein.
»Es sieht schlecht aus«, sagte er, noch bevor sie den Mund öffnen konnte.
»Nun, zumindest nicht gut.«
»Werden wir ihn verlieren?«
»Das glaube ich nicht, aber ich mache mir Sorgen um sein Bein. Die Sehnen und Muskeln sind ziemlich mitgenommen.« Ihre dunklen, aufrichtigen Augen wichen seinen nicht aus. Sie erklärte ihm, dass sie Sarge operieren wolle, um so viel zu retten wie nur möglich.
»Tun Sie, was Sie können«, bat Trace. Er war auf einer Ranch aufgewachsen, hatte Tiere leiden, manche sterben sehen, wusste auch, dass sein alter Herr mehr als genug von ihnen eigenhändig mit seiner Schrotflinte oder der Pistole »erlöst« hatte. Der Tod war Teil des Lebens. Trace akzeptierte das. Trotzdem war er dankbar dafür, dass Sarge durchkommen würde. Er wollte Eli nicht auch noch den Verlust des Hundes zumuten. Nicht, wo er gerade vom Tod seiner Lehrerin erfahren hatte und immer noch unter der abrupten Trennung von seiner Mutter litt.
»Tun Sie, was Sie können«, wiederholte er daher.
»Es könnte teuer werden.«
Er spannte die Kiefer an. »Halten Sie mich einfach auf dem Laufenden.«
»Das werde ich.«
»Danke.« Er setzte seinen Hut auf und marschierte hinaus auf die Straße.
Vor seinem inneren Auge sah er den Hund, wie er, eingewickelt in eine Decke, die für gewöhnlich blanken Augen trüb vor Schmerz, zu Elis Füßen auf dem Boden der Fahrerkabine seines Pick-ups gelegen hatte. Verdammt, er hoffte wirklich, der Kläffer würde durchkommen. Die Hände in den Hosentaschen vergraben, lief Trace über die Straße und spähte durch die Glastür der Pizzeria, wo die Freitagabendgäste auf Bänken an langen Tischen voller halb gegessener Pizzastücke und fast leeren Biergläsern saßen.
Kacey hatte Eli hochgehoben, damit er eine bessere Sicht auf die Sorten in der Eistheke hatte. Neben ihnen standen zwei
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