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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wand. Siebzehn Uhr siebzehn. Das örtliche Tierheim schloss um sechs, das hatte sie bereits herausgefunden. Außerdem war sie während ihrer fünfzehnminütigen Mittagspause, in der sie hastig ein paar Käsestangen und Cracker verdrückt hatte, die Bilder und Beschreibungen einiger der zur Vermittlung stehenden Hunde durchgegangen. Ihre Gedanken hatten eine Kehrtwende vollzogen: Jetzt war sie sich sicher, dass sie einen Hund brauchte, und irgendwo da draußen wartete einer verzweifelt darauf, dass sie ihn bei sich aufnahm. Sie war alle Argumente für und wider einen Vierbeiner durchgegangen, hatte die Stunden, die sie im Job verbrachte, gegen ihre Freizeit gestellt, doch sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie Gesellschaft brauchte und einen Wachhund, der ihr Schutz gab, sollte jemand versuchen, in ihr Haus einzudringen.
    Du bist paranoid,
warf sie sich im Stillen vor, doch in dem Augenblick knallte die Hintertür der Klinik zu, und sie wäre vor Schreck fast vom Stuhl gesprungen. Ihr Herz raste. Wegen nichts.
    »Reiß dich zusammen«, murmelte sie. Ihr war flau im Magen. Durchs Fenster erspähte sie Randy Yates hinter dem Lenker seines zehn Jahre alten Chevy Tahoe, ein verbeulter Geländewagen, der das ganze Jahr über mit einer unbenutzten Skibox ausgestattet war. Ein paar Minuten später rief Heather: »Bis nächste Woche!«, und wieder schlug mit einem lauten Knall die Hintertür zu.
    Jetzt war sie allein.
    »Gewöhn dich dran«, riet sie sich selbst, dann nahm sie zwei Magentabletten, griff nach ihrem Mantel, schaltete die Alarmanlage ein und machte die Lichter aus.
    Als Nächstes stand das Tierheim auf dem Programm.
    Draußen war es schon dunkel, die Straßenlaternen verbreiteten ein weiches Licht und brachten die herabrieselnden Schneeflocken zum Funkeln. In den umliegenden Ladenfronten blinkten farbige Lichter, die sich in den Schaufensterscheiben spiegelten, doch Kacey, die zu ihrem Auto eilte, bemerkte sie kaum. Die winterliche Kälte schnitt durch ihren Mantel, und als sie endlich hinterm Steuer saß, bibberte sie. Bevor sie aus der Parklücke setzte, stellte sie die Heizung so hoch wie möglich, dann schaltete sie ihren Lieblingssender im Radio ein. »Silver Bells«, gesungen von einem Country-Music-Duo, das sie nicht kannte, erklang aus den Lautsprechern. Kaceys Zähne klapperten. Selbst durch ihre Handschuhe hindurch fühlte sich das Lenkrad an wie Eis, weihnachtliche Stimmung wollte sich bei ihr nicht einstellen.
    Trotz des zähflüssigen Verkehrs hatte sie etwa fünfzehn Minuten später das Tierheim erreicht, gerade als sich das Wageninnere von polarer auf subpolare Zone erwärmt hatte.
    Die Tür war abgeschlossen, also bog sie um die Ecke und versuchte es bei der angeschlossenen Tierklinik. Eine Kakophonie aus Gekläff und Gejaule begrüßte sie, als sie das an einen Stall erinnernde Gebäude betrat, in dem der Geruch nach Urin nur unzureichend von dem Kiefernduft des Reinigungsmittels überdeckt wurde. Eine Glocke über der Tür kündigte im Luftzug bimmelnd ihren Besuch an.
    Ein Mädchen, kaum älter als ein Teenager, stand hinter einem langen Empfangstisch und ging die Tagesbelege durch. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie und schob den Papierkram beiseite. Sie hatte krauses braunes Haar, eine Zahnspange und blickte leicht verwirrt drein. »Sind … sind Sie hier, um Ihr Tier abzuholen?«
    »Nein, nein. Ich hatte gehofft, mir die Tiere ansehen zu können, die zur Vermittlung stehen.«
    »Oh, natürlich.« Das Mädchen warf einen Blick auf die runde Uhr über dem Durchgang, als wollte sie Kacey zu verstehen geben, wie spät es war. »Sicher, ähm, alle Hunde sind hinten. Wenn Sie mir bitte diese Papiere ausfüllen?« Sie schob einen Stoß Blätter, auf denen ANTRAG ZUR TIERADOPTION stand, und einen Kugelschreiber über den Empfangstisch und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
    Während Kacey mit dem Ausfüllen des Antrags beschäftigt war, erschien eine schlanke Frau in dem Durchgang hinter der Rezeption. Ihr langes schwarzes Haar war im Nacken mit Klammern zusammengesteckt, ihre gelbbraune Haut und die ausgeprägten hohen Wangenknochen wiesen auf ihre indianische Abstammung hin. Sie trug einen Arztkittel und schien es eilig zu haben. Kacey nahm an, dass es sich um die Tierärztin von Grizzly Falls handelte, Jordan Eagle.
    »Amber«, sagte Eagle zu dem Mädchen am Empfang, »ich habe gerade einen Anruf von Trace O’Halleran bekommen. Er bringt seinen Hund her, ein Notfall, in spätestens

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