Zwischen den Sternen
unterstreichen. Jetzt schien er es begriffen zu haben und wehrte sich nicht mehr. Ich riss seinen Kopf zurück und warf ihm brüllend vor, dass er auf den Werwolf geschossen hatte. Ich zeigte auf sein Gewehr und den verletzten Werwolf und tat es noch ein paarmal, damit jeder verstand, was ich meinte. Die Werwölfe schienen es zu begreifen und unterhielten sich zwitschernd.
»Entschuldige dich«, sagte ich zu Magdy, ohne seinen Kopf loszulassen.
Magdy drehte sich zum verletzten Werwolf um. »Es tut mir leid«, sagte er. »Hätte ich gewusst, dass Zoë mich verprügelt, weil ich auf dich geschossen habe, hätte ich es niemals getan.«
»Danke.« Ich ließ sein Haar los und verpasste ihm eine kräftige Ohrfeige. Wieder ging Magdy zu Boden. Ich blickte den Werwolf an, um zu sehen, ob ich genug getan hatte. Aber irgendwie kam es mir vor, als wäre er noch nicht rundum zufrieden.
Ich beugte mich über Magdy. »Wie geht es dir?«
»Ich glaube, ich muss kotzen«, sagte er.
»Gut. Das dürfte Eindruck machen. Soll ich dir irgendwie dabei helfen?«
»Nicht nötig«, keuchte er und erbrach sich auf den Boden. Das entlockte den Werwölfen beeindruckte Zwitscherlaute.
»Schön«, sagte ich anschließend. »Nun zum letzten Teil, Magdy. Aber jetzt musst du mir wirklich vertrauen.«
»Bitte tu mir nicht mehr weh«, bat Magdy.
»Ich bin fast fertig. Steh bitte auf.«
»Ich glaube, das schaffe ich nicht.«
»Aber sicher doch«, sagte ich und drehte ihm den Arm auf den Rücken, um ihn zu motivieren. Magdy schnappte nach Luft und stand auf. Dann führte ich ihn zu meinem Werwolf, der uns neugierig beäugte. Ich zeigte auf Magdy und die Wunde des Werwolfs. Dann zeigte ich auf den Werwolf und machte eine Bewegung, als würde ich Magdy mit einem Messer verletzen. Schließlich deutete ich auf das Messer des Werwolfs.
Erneut legte der Werwolf den Kopf schief, als wollte er sagen: Ich möchte ganz sicher sein, dass wir uns jetzt richtig verstanden haben .
»Wie du mir, so ich dir«, sagte ich.
»Du willst, dass er mir die Seite aufschlitzt ?« Magdys Stimme überschlug sich dramatisch am Ende des Satzes.
»Du hast auf ihn geschossen«, sagte ich.
»Er könnte mich töten «, sagte Magdy.
»Du hättest ihn fast getötet.«
»Ich hasse dich«, sagte Magdy. »Jetzt hasse ich dich wirklich und von ganzem Herzen.«
»Halt die Klappe!« Ich nickte dem Werwolf zu und wandte mich dann wieder an Magdy. »Und vertrau mir.«
Der Werwolf zog sein Messer, blickte sich zu seinen Freunden um, die laut miteinander zwitscherten und wieder ihren Gesang anstimmten. Damit hatte ich kein Problem. Der Unterschied war, dass nun mein Werwolf für das Ausmaß der Rache verantwortlich war.
Er stand eine ganze Weile da und schien den Gesang seiner Gefährten in sich aufzunehmen. Dann griff er Magdy so schnell an, dass ich nur sah, wie er sich wieder zurückzog. Magdy zischte vor Schmerz. Ich ließ ihn los, er hielt sich die Seite und stürzte zu Boden. Ich trat vor ihn und griff nach seinen Händen. »Lass mich sehen«, sagte ich. Magdy nahm die Hände weg und zuckte präventiv zusammen. Wahrscheinlich erwartete er einen heftigen Blutschwall.
Knapp unter seinen Rippen war eine sehr feine rote Linie zu sehen. Der Werwolf hatte Magdys Haut nur so tief eingeritzt, um ihm klarzumachen, dass er ihn viel schwerer hätte verletzen können.
»Ich wusste es«, sagte ich.
»Was wusstest du?«, fragte Magdy.
»Dass ich es mit einem Cro-Magnon zu tun habe.«
»Ich verstehe kein Wort«, sagte Magdy.
»Bleib liegen. Steh nicht auf, bevor ich es dir sage.«
»Ich werde mich nicht von der Stelle rühren«, sagte er. »Glaub mir.«
Ich erhob mich und sah den Werwolf an, der sein Messer wieder in den Gürtel gesteckt hatte. Er zeigte auf Magdy, dann auf mich und schließlich in Richtung der Kolonie.
»Danke«, sagte ich und nickte dem Werwolf zu, in der Hoffnung, dass er verstand, was ich meinte. Dann bemerkte ich, wie er wieder auf meinen Jadeelefanten starrte. Ich fragte mich, ob er wusste, was Schmuck war, oder ob ihn der Anhänger nur interessierte, weil ein Elefant einem Fantchen ähnelte. Diese Werwölfe folgten den Fantchenherden, die vermutlich ihre wichtigste Nahrungsquelle waren. Von ihnen hing ihr Leben ab.
Ich nahm die Halskette ab und reichte sie meinem Werwolf. Er nahm sie an und berührte vorsichtig den Anhänger, der sich drehte und im nächtlichen Zwielicht schimmerte. Der Werwolf gurrte zufrieden. Dann wollte er ihn mir
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