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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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in Ruhe lassen.«

    »Woher wusstest du es?«, fragte Enzo mich eine Weile später.
    »Was?«
    »Dass diese Werwolfwesen nicht nur mordlustige Affen sind. Du hast Magdy festgehalten und zugelassen, dass dieser Werwolf ihn mit seinem Messer angreift. Du warst offenbar davon überzeugt, dass er Magdy nicht umbringen würde. Ich habe alles gehört, weißt du. Anschließend hast du gesagt: ›Ich wusste es.‹ Woher hast du es gewusst?«
    »Ich wusste gar nichts. Aber ich habe gehofft. Er hatte sich vorher sehr viel Mühe gegeben, seine Freunde davon abzuhalten, euch beide zu töten. Ich glaube nicht, dass er das nur getan hat, weil er ein netter Kerl ist.«
    »Ein netter Werwolf.«
    »Was auch immer. Jedenfalls haben die Werwölfe einige von uns getötet. Ich weiß, dass John und Jane ein paar getötet haben, als sie unsere Leute zurückholen wollten. Beide Seiten - die Kolonisten und die Werwölfe - haben demonstriert, dass wir durchaus in der Lage sind, uns gegenseitig umzubringen. Ich glaube, jetzt mussten wir uns demonstrieren, dass wir auch in der Lage sind, uns nicht umzubringen. Das haben wir ihnen gesagt, als wir zu ihnen gesungen haben, statt auf sie zu schießen. Ich glaube, das hat mein Werwolf verstanden. Als ich ihm dann die Gelegenheit gegeben habe, es Magdy heimzuzahlen, glaubte ich fest daran, dass er ihn nicht wirklich verletzen würde. Weil ich glaube, dass er uns zeigen wollte, dass er intelligent genug ist, um zu begreifen, was wir dann tun würden.«
    »Trotzdem bist du ein hohes Risiko eingegangen«, sagte Enzo.

    »Das ist wohl wahr. Aber die einzige Alternative hätte darin bestanden, ihn und seine Freunde zu töten - oder uns von ihnen töten zu lassen. Oder uns gegenseitig zu töten. Ich hatte gehofft, eine bessere Lösung zu finden. Außerdem war das Risiko eigentlich gar nicht so hoch. Was er getan hat, als er euch vor seinen Freunden schützen wollte, hat mich an jemanden erinnert, den ich kenne.«
    »An wen?«, fragte Enzo.
    »An dich.«
    »Mag sein«, sagte Enzo. »Jedenfalls weiß ich, dass heute der letzte Tag war, an dem ich meine offizielle Funktion ausgeübt habe, Magdy vor Schwierigkeiten zu bewahren. Von nun an muss er selber klarkommen.«
    »Mir fällt nichts ein, was ich gegen diesen Entschluss einwenden könnte.«
    »Das habe ich auch nicht erwartet. Ich weiß, dass Magdy dir manchmal ziemlich auf die Nerven geht.«
    »Das stimmt. Aber was kann ich dagegen tun? Er ist auch mein Freund.«
    »Er gehört zu dir«, sagte Enzo. »Genauso wie ich.«
    Ich warf ihm einen Blick zu. »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    »Glaub mir, Zoë«, sagte Enzo. »Seit du aufgetaucht bist, habe ich jedes einzelne Wort gehört, das du gesagt hast. Ich werde alles bis zum Ende meines Lebens auswendig zitieren können. Nur dir habe ich es zu verdanken, dass es bis zum Ende meines Lebens noch eine Weile hin ist.«
    »Und Gretchen und Hickory und Dickory.«
    »Auch ihnen werde ich auf ewig dankbar sein«, sagte Enzo. »Aber im Moment möchte ich mich ganz auf dich konzentrieren.
Danke, Zoë Boutin-Perry. Danke, dass du mir das Leben gerettet hast.«
    »Gern geschehen. Aber jetzt hör auf. Sonst erröte ich noch.«
    »Das glaube ich nicht. Außerdem würde ich es im Dunkeln sowieso nicht sehen.«
    »Fühl, wie warm meine Wangen sind.«
    Er tat es. »Es fühlt sich nicht an, als wären sie gerötet.«
    »Weil du es nicht richtig machst.«
    »Ich bin etwas aus der Übung.«
    »Dann gibt dir Mühe.«
    »Also gut«, sagte Enzo und küsste mich.
    »Ich sollte dich zum Erröten bringen und nicht zum Weinen«, sagte er anschließend.
    »’tschuldigung«, sagte ich und versuchte mich zusammenzureißen. »Ich habe es nur so sehr vermisst. Das. Uns.«
    »Es ist meine Schuld«, setzte Enzo an.
    Ich legte meine Hand auf seine Lippen. »Das interessiert mich nicht«, sagte ich. »Wirklich nicht, Enzo. All das spielt für mich überhaupt keine Rolle mehr. Ich will nur, dass ich dich nicht mehr vermissen muss.«
    »Zoë«, sagte Enzo und nahm meine Hände. »Du hast mir das Leben gerettet. Ich stehe in deiner Schuld. Ich gehöre dir. Ich gehöre zu dir. Du hast es selbst bestätigt.«
    »Stimmt.«
    »Also wäre das geklärt.«
    »Gut«, sagte ich und lächelte.
    Wir küssten uns noch einmal, draußen in der Nacht, vor dem Tor zu Enzos Hof.

18
    Das Gespräch, das Hickory mit meinem Vater über die Konklave und die Koloniale Union führte, war wirklich interessant, aber nur bis zu dem Punkt, als Hickory sagte, er

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