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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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seiner Worte einzuschätzen war. Wäre ich wacher gewesen, hätte ich zu diesem Zeitpunkt vielleicht genauer darüber nachgedacht. Aber unter den gegebenen Umständen nickte ich nur und sagte »Siehst du?« zu meinem Vater.
    »Wenn du auch nur ein Sterbenswörtchen von dem hier verrätst, wirst du das nächste Jahr in einem Pferdestall verbringen«, erwiderte er.
    »Mir wird kein Piep über die Lippen kommen«, sagte ich und hätte beinahe fest die Lippen zusammengepresst, um mein Versprechen mimisch zu unterstreichen. Aber im letzten Moment verzichtete ich auf diese Alberei.
    Und das war auch gut so, denn plötzlich kam Jane zu mir, baute sich vor mir auf und hatte ihre Ich-meine-es-todernst -Miene aufgesetzt. »Nein«, sagte sie. »Du musst verstehen, dass du über all das, was du hier hören wirst, mit absolut niemandem reden darfst. Nicht mit Gretchen. Mit keinem deiner anderen Freunde. Mit niemandem. Das ist kein Spiel, und es ist auch kein aufregendes kleines Geheimnis. Hier geht es um eine todernste Sache, Zoë. Wenn du nicht bereit bist, das zu akzeptieren, musst du sofort diesen Raum verlassen. Ich gehe das Risiko ein, dass Hickory und Dickory uns anlügen, aber du darfst es nicht tun. Wenn wir dir sagen, dass du mit niemandem darüber reden darfst, heißt das, dass du unter gar keinen Umständen mit irgendwem darüber reden darfst. Hast du das verstanden? Ja oder nein?«
    In diesem Moment gingen mir mehrere Gedanken gleichzeitig durch den Kopf.

    Der erste war, dass es solche Augenblicke waren, in denen ich den Hauch einer Ahnung bekam, wie furchterregend Jane als Soldatin gewesen sein musste. Sie war die beste Mutter, die ein Mädchen sich wünschen konnte, daran gab es nicht den geringsten Zweifel, aber wenn sie wie jetzt war, war sie knallhart, eiskalt und völlig klar. Ich bekam tatsächlich Angst vor ihr. Und das machte sie ausschließlich mit ihren Worten. Ich versuchte mir vorzustellen, wie sie mit demselben Gesichtsausdruck wie jetzt und einem Gewehr der Verteidigungsarmee über ein Schlachtfeld schlich. Ich glaubte zu spüren, wie sich bei dieser Vorstellung mindestens drei meiner inneren Organe zusammenzogen.
    Die zweite Überlegung war die Frage, was sie von meiner Fähigkeit, ein Geheimnis zu wahren, halten würde, wenn sie gewusst hätte, wie ich den ersten Teil der heutigen Nacht verbracht hatte.
    Der dritte Gedanke war, dass sie es vielleicht wirklich wusste und dass es letztlich genau darum ging.
    Bei dieser Vorstellung spürte ich, wie sich meine sämtlichen inneren Organe verkrampften.
    Jane sah mich immer noch an, kalt wie ein Stein, und wartete auf meine Antwort.
    »Ja«, sagte ich. »Kein Sterbenswörtchen.«
    »Danke, Zoë«, sagte Jane. Dann beugte sie sich zu mir herab und küsste mich auf die Stirn. Plötzlich war sie wieder meine Mutter. Was sie für mich irgendwie noch furchterregender machte.
    Nachdem das geklärt war, fragte mein Vater Hickory nach der Konklave aus und wollte wissen, was er und Dickory über diese Organisation wussten. Seit dem Skip nach Roanoke
hatten wir darauf gewartet, dass die Konklave uns ausfindig machte und anschließend vernichtete, genauso wie es im Video, das wir von der Kolonialen Union erhalten hatten, mit der Kolonie der Whaidianer geschehen war. Mein Vater wollte wissen, ob Hickorys Wissen über die Konklave sich von dem unterschied, was wir darüber wussten.
    Mehr oder weniger bejahte Hickory diese Frage. Sie wussten einiges über die Konklave aus den Dateien der Obin-Regierung. Aber nach diesen Dateien - im Gegensatz zu den Informationen von der Kolonialen Union - schien es die Konklave vorzuziehen, strittige Kolonialwelten eher zu evakuieren als sie zu vernichten.
    Vater fragte Hickory, warum sie früher nichts davon gesagt hatten, wenn die Obin anderslautende Informationen besaßen. Weder Hickory noch Dickory hätten in diesem Punkt gelogen, wenn mein Vater sie danach gefragt hätte, aber er hatte es bisher nie getan. Ich glaube, dass mein Vater das reichlich spitzfindig fand, aber er ging nicht weiter darauf ein.
    Dann wollte er wissen, ob Hickory das Video kannte, in dem die whaidianische Kolonie von der Konklave vernichtet wurde. Hickory sagte, dass den Obin eine etwas andere Version bekannt war. Ihre Fassung war länger und zeigte, wie General Gau, der die Vernichtung der Kolonie befohlen hatte, den Anführer der Whaidianer zu überzeugen versuchte, die Kolonisten zu evakuieren. Doch der Whaidianer weigerte sich, seine Leute vor dem

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