Zwischen den Welten: Eine neue Welt (German Edition)
Namis, siehst du da schon am Altar warten. Er ist der jüngste Sohn des alten Gastwirtes. Es ist einfach wunderbar, dass die Kinder der beiden wichtigsten Männer im Dorf, heiraten.”
”Lieben sie sich denn oder ist das so was wie eine politische Hochzeit?”
”Politisch? Was soll das bedeuten?”
”Hmm, das wirst du schon früh genug erfahren.” Cody muss grinsen, als er endlich Dago, der den Scherz auch als solchen verstanden hat und fröhlich mit lacht, mal etwas Interessantes verheimlichen kann.
”Na, egal was das bedeuten soll, die Väter haben damit nix zu schaffen, die Beiden lieben sich wirklich. Warum sollte jemand in Venderia denn sonst heiraten?” Natürlich ist das aus Codys Sicht naiv, zumindest wenn Dago das wirklich glaubt, aber er mag diese Unbefangenheit. Dass alles so harmonisch, so perfekt auch in seiner Welt laufen würde, mehr könnte Cody sich echt nicht wünschen. Aber das ist reine Utopie, so läuft es auf der Erde nicht ab. Wird es nie und ist es wohl auch nie. Der Moment auf den alle warten nähert sich. Zwei Gestalten, eine kleine, dickliche mit Halbglatze, wobei es sich nur um den Bürgermeister handeln kann, und eine schlanke Frau, mit langen, schwarzen, im seichten Abendwind fliegenden Haaren, beide sehr festlich gekleidet, so festlich, dass Cody sich mit seinen eher provisorischen Klamotten fast schäbig fühlt,wandeln an den Tischen, Richtung Altar, vorbei. Kaum zu glauben, dass dies die erste Hochzeit ist, die er miterlebt. Allgemein macht diese Feierlichkeit einen unglaublichen Eindruck auf ihn. Selbst unter diesen, für Cody doch sehr primitiv anmutenden Umständen, versprüht das Ganze eine Atmosphäre, die jeglicher Beschreibung spottet. Seine Gedanken schweifen wieder ab. Jennifers Bild kommt ihm in den Sinn. Wenn er je die Gelegenheit dazu bekäme, dann würde er sie ähnlich heiraten wollen. Keine Kirche, garantiert kein Besäufnis, wie bei Cole. Nur alle guten Bekannten wären dabei. Es müsste im Sommer sein, so wie hier, in der Natur, die Idylle dürfte keine geringere sein. Und wenn er dafür jeden Stein doppelt umdrehen müsste, um einen Ort zu finden, der diesem hier gleicht. Bei all der Träumerei verpasst Cody beinahe den entscheidenden Augenblick. Namis, ein schlanker Junge mit schulterlangen blonden Haaren, und Sija geben sich das Ja-Wort.
”Auf Namis und Sija”, tönt es von weiter hinten.
”Auf Namis und Sija!”, stimmen alle mit ein. Jetzt wird Essen gebracht, fröhliche Musik setzt ein. Eine kleine Band spielt. Mit was auch immer die spielen mögen, es klingt gut, fast wie irische Folksmusik.
”Komm Cody, auf Namis und Sija!”
”Gut, auf Namis und Sija!” Dago und Cody stoßen an.
”Hmm, gut. Was trinken wir hier eigentlich?”
”Einen frisch gebrauten Met. Die Spezialität des Gastwirtes. Egal wo ich in der Zwischenwelt hier Met getrunken hab, keiner reicht an dieses hier ran. Aber übertreib es nicht. Er macht schnell betrunken.”
”Keine Angst, ich bin trinkfest.”
”Na das werden wir ja sehen!”, lacht Dago. Namis, Sija und der Bürgermeister setzen sich zu den Beiden.
”Du bist also Cody?”
”Jepp.”
”Ich bin Tibor, der Bürgermeister, aber das dürfte der gute alte Dago dir ja schon gesagt haben.”
”Freut mich Sie kennen zu lernen. Und herzlichen Glückwunsch euch beiden zu eurer Hochzeit.”
”Vielen Dank.”
”Ach Cody, falls das heute nichts mehr mit der Besprechung werden sollte, wäre das schlimm? Argon, der Gastwirt, hat noch viel zu tun mit der Hochzeit hier und es gibt auch nicht gerade erfreuliches zu besprechen.” unterbricht der Bürgermeister.
”Nein, wäre nicht schlimm.”
”Gut, dann lasst uns jetzt feiern.”
Eigentlich ist es schon schlimm, da Cody endlich Antworten braucht, aber einer guten Party konnte er noch nie etwas entgegensetzen. Sie alle feiern und essen ganz unbekümmert, als ob gar keine Bedrohung nahen würde. Die Hochzeit übertönt alles, was auch immer kommen mag. Von Sorgen, Furcht oder Grauen keine Spur. Nach ein paar Bechern Met hat Cody schon fast vergessen, dass morgen, denn er ist sich sicher, dass am heutigen Abend niemand mehr an eine Besprechung denkt, ein wichtiger Tag sein wird. Auch sein Interesse an Details über das, was auf ihn zukommt, oder Geschichten über diese Welt verschwindet mit jedem weiteren Becher bis es gänzlich verschwunden ist. Die Stimmung, die Freude aller Anwesenden hat ihn einfach angesteckt und lässt ihn nicht mehr los.
Eine vertraute
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