Zwischen den Welten: Eine neue Welt (German Edition)
Krieger oder Avatar dieses nicht finde. Ergo müssten wir uns auch darauf konzentrieren, wie Konflikte mit zweiten und dritten Personen zu regeln seien. Wir waren also am Überlegen, ohne wirklich sinnvolle Antworten zu finden. Die meisten waren entweder nicht wirklich eindeutig oder so speziell oder einengend, dass viele Situationen nicht damit zu lösen waren. Da hatte Dirika einen hervorragenden Einfall. Sie sagte, es ginge uns doch in erster Linie darum sowohl Freiheit, als auch das Leben zu schützen, da diese unsere höchsten Güter seien. Alle bisherigen Kriege, auch die unter den Stadtstaaten und die Auflehnung gegen Chota, wie auch der Krieg der Avatare,dienten doch vorwiegend diesen beiden Zielen. Unser Fehler sei nur gewesen, dass viele von uns, gerade im Krieg gegen das alte Volk, als Aggressor auftraten und die Freiheit und das Leben des Kontrahenten zweitrangig waren, wodurch wir jetzt wohl einen riesigen Fehler begangen und eine reiche und weise Kultur vernichtet hatten. Dies griff Efren sofort auf und fügte hinzu, dass diese Motive auch die einzig akzeptablen für einen Kampf seien, da es bei Freiheit und dem Überleben niemals um Geld oder Macht ginge, welche nur allzu falsche Motive für einen Kampf oder Krieg seien. Da waren wir uns einig, auch in dem Punkt, dass Krieg und Kampf nur der allerletzte Ausweg seien sollten. Davinor brachte es dann letztendlich auf den Punkt, dass diese beiden Güter, Freiheit und Leben, die einzigen Gründe sein dürften, weshalb ein Krieger oder Avatar den Kampf suchen dürfe, und auch nur wenn es keine anderen Wege gäbe. Dennoch müsse das Leben und die Freiheit des Kontrahenten ebenfalls respektiert werden, soweit es zugelassen werden kann. Hätten wir uns daran gehalten, hätte das Missverständnis schon mit Laan-Gado geklärt werden können.
Dies brachte mich sogleich auf die Idee für den dritten Grundsatz des Kodex, nachdem wir diesen zweiten ebenfalls einstimmig beschlossen hatten. Obwohl wir in Pymeria und Genea schon die Überhand gewonnen hatten, war unser Handeln grausam und keineswegs überlegt. Es war ungestüm, ohne jegliches Gewissen, gerade das Niederbrennen der Städte und Dörfer und unser Hass, der letztendlich mehr als das Feuer dafür verantwortlich war, dass die Gebiete im Osten untergingen. Man konnte sagen, wir hatten die Kontrolle über uns und das Geschehen verloren. Wir ahnten nicht, was das alte Volk uns mit seiner eher spärlichen Verteidigung und Gegenwehr sagen wollte. Demnach wäre es elementar wichtig, die Situation zu beherrschen. Dies sollte nicht heißen, man müsse sie aktiv dominieren, vielmehr ging es dabei darum, innerlich dieKontrolle zu haben. Das eigene Handeln müsse gewissenhaft sein, man müsse den Gegner verstehen, ihn einschätzen, seine Handlungen richtig deuten können. Anstatt brutal drauflos zu stürmen, wie es ein Berserker tut, um mal ein gutes Beispiel aus der heutigen Zeit zu bringen, ist ein taktisches und angemessenes Vorgehen wichtig. Dem fügte keiner mehr etwas hinzu, alle waren einverstanden, dies als dritten Grundsatz zu nehmen.
Bhudior bemerkte, dass all dies mit Respekt zu tun habe. Wer seinen Gegenüber respektiert und ihn weder unternoch überschätzt, der handele angemessen. Denn überschätze man seinen Kontrahenten, so gehe man zu grausam vor, unterschätze man ihn und büßt diesen Fehler nicht sogleich mit seinem Leben ein, neige man dazu unkontrollierter oder ebenfalls übertrieben grausam zu agieren beziehungsweise zu reagieren. Nur wer seinem Gegner die richtige Aufmerksamkeit schenke, und dafür sei Respekt von Nöten, der könne angemessen handeln. Zudem wüsste ein Krieger oder Avatar, der diesen Respekt hat, welcher letztendlich auch Respekt vor dem Leben ist, wann er ein Schwert oder Magie bräuchte und wann das gesprochene Wort genüge. Schließlich könne das Wort so eine mächtige Waffe werden und den letzten Weg des Kampfes ersetzen. Ein wohlgeführtes Wortgefecht kostet keine Leben und verletzt keinen wie es ein Schwert tut, sofern man die Worte zu wählen wisse. Auch hier fanden wir schnell einen Konsens auf dieser Grundlage und der vierte Grundsatz stand fest.
Davinor, ganz der Sohn eines Kriegers, hatte die nächste entscheidende Eingebung. Unser zweiter Grundsatz hätte eine kleine Schwachstelle, denn ein unbedarfter Krieger könnte die zu schnell nur auf sich und den Gegner beziehen. Aber sei es nicht die Aufgabe der Krieger und Avatare, das Leben und die Freiheit aller zu
Weitere Kostenlose Bücher