Zwischen den Welten: Eine neue Welt (German Edition)
Bhudior und Dirika, ebenfalls nach Gaomeria aus, Rogiins Auffassung nach, um den Frieden mit Sameria zu sichern, in Wirklichkeit, um beim Aufbau behilflich zu sein und engen Kontakt mit uns zu halten, um, wenn sich die Gelegenheit bieten sollte, das Reich wieder unter dem samerianischen Banner zu einen. Dem stimmten auch die Ritter zu, versteht sich.
Allerdings gestaltete sich der Aufbau im Süden äußerst schwierig. Sie hatten freies Geleit, aber keinerlei Unterstützung. Logisch, denn welches Interesse hätte Rogiin gehabt, seinem Königshaus einen potentiellen Gegner vorzusetzen, der ihm die Vorherrschaft um die Welt der Menschen streitig machen könnte? Ihm ging es darum, erst einmal wieder Frieden in Sameria einkehren zu lassen. Vor zweihundertelf Jahren nahm, pünktlich zur Geburt Litors, dem Vater Balors, falls Davinor dir dies noch nicht erzählt hat, Gaomeria erst richtig Gestalt an. Es ist eine gänzlich andere Stadt als Sameria gewesen und sie ist es heute noch. Sie ähnelt eher einer Stadt wie Venderia, alle, egal ob Bürgermeister oder kleiner Landwirt, alle leben gleichgestellt. Nicht wie hier, wo der Ring, in dem man wohnt, gleichzeitig etwas über die gesellschaftliche Stellung aussagt. Gaomeria strahlte den Geist aus, den sich die Menschen wünschten. Ob arm oder reich, bedeutend oder durchschnittlich, jeder hatte und hat bis zum heutigen Tage dort die gleichen Rechte, wie auch die gleichen Chancen. Jedenfalls bildeten die Avatare Gaomerias Thronfolger Litor schon seit frühester Kindheit darin aus wie man ein Königreich führt. Was sie übrigens auch bei Halvam versucht haben. All das vorerst im Hinblick auf einepotentielle Wiedervereinigung, bis zu dem Zeitpunkt an dem Rogiin, der bis dato kinderlos war, abtrat oder starb. Er wusste um den Druck, der auf ihm lastete, und Larinka, die nach nüchterner Betrachtung der Tatsachen und nachdem sie Rogiin wirklich kennen gelernt hatte, wollte nicht, dass das, was ihrem und Kalins Nachwuchs hätte gehören können, für die Linie Turgars auf ewig verloren ginge. Also heirateten sie, für hier unüblich, eher aus strategischen und nicht aus emotionalen Gründen. Es war weniger eine Ehe, als ein notwendiges Bündnis.
Ein Bündnis, das vor hundertneunzig Jahren fruchtete. Viliria kam zur Welt. Ich kann mich noch genau an die Feier zu ihrer Geburt erinnern. Kaum erblickte sie, gesund und munter, das Licht der Zwischenwelt, geriet ganz Sameria außer Fassung und jubelte. Zwei Tage lang marschierte die Sorvina, die jetzt wesentlich ruhiger zu Werke ging, auf einer Parade durch alle fünf Ringe. Rogiin, glücklich das Werk seiner Vorfahren erst einmal in den Händen der Familie gesichert zu haben, strahlte zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, bis über beide Ohren. Er spendierte allen Bürgern ein riesiges Festmahl, bei dem zum ersten Male, seit Jappals Herrschaft, wirklich jeder Bürger ein gleichwertiger Teil unserer Gesellschaft war. Als der Trubel sich gelegt hatte, schmiedeten wir einen Plan. Die Avatare Gaomerias, mit denen wir uns alle zwanzig Tage trafen, berichteten uns, wie gut die Fortschritte mit Litor seien. Er ließ sich zwar wenig sagen, war aber im Herzen ein guter Mensch, dem unnötiges Risiko und Gewalt fern lagen. Da wir samerianischen Avatare schon mit Rogiin geklärt hatten, dass wir die Ausbildung Vilirias zur Königin übernehmen würden, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis wir die beiden, Litor und Viliria, unter dem Vorwand ausbilderischer Tätigkeiten, zusammenbringen könnten. So gab es die Möglichkeit, beide sich gegenüber sympathisch zu machen, wenn es denn sein sollte, damit beide die Vergangenheit vergessen machen und die Königreiche wieder einenkönnten. Und auch Viliria machte, sobald ihre Ausbildung begann, gute Fortschritte. Für uns war es ein Balanceakt, ihr klar zu machen, dass ihr Vater viel Unheil über Sameria gebracht hatte, ohne ihn dabei direkt zu denunzieren. Denn gerade bei kleinen Kindern, vor allem wenn ihr, und das muss man Rogiin zu unserem eigenen Erstaunen lassen, Vater sehr liebevoll zu seinem Spross ist, könnte man ihr Vertrauen erstens schnell verlieren und zweitens könnte ihnen etwas rausrutschen, ohne böse Absicht dahinter. Und gerade letzteres hätte unseren Plänen auf ewig einen Strich durch die Rechnung gemacht, gar nicht daran zu denken, was dies dem Ruf der Avatare angetan hätte. Denn unser Handeln war erneut sehr nah an dem der Dämonen angesiedelt, auch wenn wir nur die besten Absichten
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