Zwischen den Welten: Eine neue Welt (German Edition)
würde er aufwachen und sehen, dass alles hier nur ein böser Streich seiner Fantasie war. Neben Jennifer, glücklich, mit der Gewissheit, dass alles gut ist. So schön dieser Traum ist, so niederschmetternd erscheint er Cody, als die glühende Sonne ihn am nächsten Morgen aufweckt.
”Auf geht es.”, hört er Tugals Stimme. ”Wir müssen weiter. Nach der nächsten Oase befinden wir uns wirklich tief in der Wüste. Von da an sollten wir bis zum Vormittag und ab dem späten Nachmittag und auch nachts marschieren und beim Hochstand der Sonne ruhen, da sie uns sonst zu sehr zu schaffen machen würde. Besser wäre es zwar nur nachts zu reisen, aber dafür fehlt uns die Zeit."
Dies ist momentan die bittere Realität. Er sitzt am Rand der Wüste, nicht wissend, ob der Proviant ausreicht, ohne Ahnung, welche Gefahren heute auf sie lauern. Dagegen kann man nichts tun, die Reise geht weiter. Jedoch bleibt der Tag ohne großartige Vorfälle. Man kommt nach einer kleinen Stärkung anfangs schnell voran, mittags wird es wieder beschwerlicher. Die letzten Wasserreserven sind aufgebraucht, nur noch wenige Beeren und etwas Brot sind übrig. Zwischendurch begegnet die Gruppe einem einzelnen Manticor, zu sechst stellt dieser aber kein Problem dar. Gegen Spätnachmittag sinkt die Motivation immer weiter.
”Erreichen wir bald die Oase? Ich bin total ausgetrocknet und erschöpft.”, stöhnt Namis.
”Mir geht es nicht anders.”, seufzt Cody. ”Uns allen geht es nicht sonderlich gut, Tugal. Wenn wir nicht bald dort sind, dann werden wir irgendwann gar nicht mehr weiterkommen. Wir sind nicht so resistent gegen diese Umstände wie ihr.”
”Wie gesagt, keine Sorge. Ich führe euch schon zur nächsten Oase. Übt euch noch ein klein wenig in Geduld. Dort rasten wir so lange wie nötig und wir können unsere Vorräte auffrischen. Doch vorher müssen wir ankommen. Und bis dahin brauchen wir all unsere Kräfte.”
Tugal hat gut reden, denkt Cody. Als sich die Sonne setzt ist immer noch kein Stück von der Oase zu sehen. Eine weitere eiskalte Nacht steht bevor. Danach ein weiterer zermürbender Tag.
”Wir kommen nicht schnell genug voran.”
”Tugal, unsere Pferde können nicht mehr. Selbst Furor ist bald am Ende seiner Kräfte und ein stärkeres Pferd als ihn hab ich noch nie gesehen. Nicht in freier Wildbahn, nicht im Kampf.”
”Wir haben einfach nicht genug Wasser. Selbst unsere Beeren sind uns ausgegangen.”
”Angar, Dago, wir müssen durchhalten. Auch ich merke schon langsam die Erschöpfung, ebenso mein Kamel. Normalerweise dauert der Ritt vom Steppen-Rand der Scheilah bis zu Pikun-Oase nicht so lange.”
”Trotzdem werden wir so keine zwei Tage mehr weiterkommen.”
”Ich weiß.”
Selbst in Tugals Stimme hat sich jetzt die Verzweiflung eingeschlichen. Er könnte es schaffen, wenn er wollte, aber ohne die anderen. Dass er sie trotzdem nicht aufgibt, lässt wenigstens ein winziges Stück Hoffnung aufkeimen. Schon wieder ist es ein heißer Mittag. Ruhig schlafen oder entspannen kann keiner. Es ist ein Teufelskreis, kein Entrinnen in Sicht. Die Sonne glüht am nächsten Tag heißer denn je. Über fünfzig Grad, mindestens, schätzt Cody, kaum mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Jul trottet, wie die anderen Pferde, apathisch vor sich hin. Da wird Cody schwarz vor Augen und er kippt vom Pferd.
”Gebt mir eure Wasserflaschen und wartet hier!”
Tugal reitet plötzlich wie vom Teufel persönlich verfolgt los. Er holt die allerletzten Reserven aus seinem Kamel. Lange Zeit, so scheint es, sitzen Angar, Dago, Davinor und Namis bei ihren Pferden und Cody.
”Lasst euch nicht von euren Augen täuschen.”, brummt Davinor schwächlich. ”Die Wüste spielt einem grausame Tricks, wenn man verloren ist. Zuerst wird das Fleisch schwach, dann verfällt der Geist, langsam, aber sicher.”
Keiner sagt mehr etwas. Vor Codys Augen verschwimmen langsam alle Formen zu einer Masse, die Sonne glüht auf seiner Stirn wie ein Brandeisen. Keine Möglichkeit irgendwoin kühlenden Schatten zu fliehen, keine Kraft um weiter zu rennen. Nicht ohne Stärkung, nicht bei der Hitze. Gerade als Cody seltsame, trügerische Bilder erscheinen, Bilder von Kev, Jennifer, Bilder zu denen er am liebsten hin rennen würde, hätte er die Kraft dazu, fallen seine Augen zu und er spürt, wie er ins Unbekannte abdriftet.
In der Ferne vernimmt Angar mit letzter Kraft einige Freudenrufe. Die Worte vermag er nicht mehr zu entziffern. Dago und
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