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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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sage ich, lege das Buch hinter mir auf den Tresen und mache mich daran, die anderen Dinge auszupacken. Als Nächstes kommt eine CD. Sie hat das gleiche Cover wie das Buch.
    »Das Hörbuch«, erklärt Daniel. »Ich dachte, es wäre vielleicht eine gute Idee.«
     
    ***
     
    »Ich bin dann mal oben«, verkünde ich. Ich hab das Wasser der Schnittblumen gewechselt und einer Kundin, die in den Laden gekommen ist, als Daniel kurz hinten war, noch schnell einen Strauß gebunden. Sie kauft viel bei uns und sie wollte, dass ich es mache. Mein Shirt hat was abbekommen, aber ich wollte zum Essen mit Josh sowieso ein anderes anziehen. Jetzt ist es gleich Viertel vor eins und ich sollte mich beeilen.
    »Vergiss deinen Kram nicht.« Mit einem Kopfnicken weist Daniel in Richtung der Schultüte.
    »Danke noch mal«, sage ich, greife nach ihr und klemme sie mir wieder unter den Arm, während ich mit der anderen Buch und CD nehme.
    »Wir sollten das festhalten«, sagt Daniel und zückt sein Handy.
    »Och nicht…«, protestiere ich.
    »Sag cheese «, ignoriert Daniel mich und spielt mit der Einstellung.
    » Cheese «, brumme ich, möglichst ohne die Lippen zu bewegen. »Und bevor ich's vergesse, meinst du, ich könnte Muttertag gegen zwei abhauen?«
    »Klar, was hast du denn vor?« Daniel begutachtet sein Bild.
    »Josh hat mich zu seinen Eltern eingeladen«, murmle ich verlegen.
    »Wow!«
    »Na ja…« Ich verziehe das Gesicht zu einem gequälten Lächeln. »Ich fürchte, er wäre ziemlich enttäuscht, wenn ich absage.« Ich hoffe, ich blamiere ihn nicht. Die Sache auf der Party vor seinen Freunden war schon peinlich genug.
    »Außerdem hab ich in Zukunft ja nicht mehr so viel Zeit, mit dem Kurs. Vielleicht muss ich lernen und…«
    »Hast du es ihm eigentlich mittlerweile gesagt?« Er schießt ein weiteres Foto.
    »Nein«, gebe ich zu. »Hat sich irgendwie nicht ergeben.«
    »Vielleicht solltest du es tun, Ben. Es wäre viel einfacher für dich, wenn du es ihm nicht verheimlichen musst.«
    »Schon, aber…«
    »Hey, er will dich seinen Eltern vorstellen. So was macht man nicht mit jedem Fick.«
    »Ja, ich weiß, aber ich…« Ich schlucke, zwinge mich tief durchzuatmen und kämpfe gegen das beklemmende Gefühl an, das versucht, sich in meiner Brust auszubreiten.
    »Du?« Daniel kommt zu mir und legt seine Hand auf meine Schulter.
    »Ich weiß nicht, ob ich's durchziehe, wenn er es weiß und mich vielleicht verlässt«, gebe ich zu. Verlegen spiele ich mit den Fingern am pinken Krepp der Schultüte.
    »Heimlichkeiten sind keine gute Basis für eine Beziehung«, sagt Daniel halblaut, während die Türklingel uns unterbricht. Beinahe ertappt fahren wir herum, aber es ist keine Kundschaft, sondern Josh. Verdammte Scheiße! Er ist zu früh. Er ist sonst nie zu früh...
    »Oh, ich wollte nicht… stören«, sagt er sichtlich irritiert und bleibt für einen Moment unschlüssig im Eingangsbereich stehen.
    »Hey«, stammle ich und mir wird heiß. Dämlich stehe ich da mit der Schultüte unter dem Arm. Daniel hält immer noch das Handy mit meinem Foto in der Hand.
    »Hallo, Josh. Du störst doch nicht«, sagt er freundlich und versucht so irgendwie, die Situation zu retten.
    »Ich hab hinten geklingelt, aber du hast nicht aufgemacht«, sagt Josh entschuldigend in meine Richtung gewandt.
    »Ich hab Daniel noch geholfen«, versuche ich eine Erklärung.
    »Kommst du in die Schule?«, fragt er ein bisschen amüsiert. Aber ich kann sehen, was er denkt.
    »Ich… nein. Quatsch, das ist für meinen Neffen«, behaupte ich, ohne weiter drüber nachzudenken. Zum Glück hat Daniel sein Handy mittlerweile wieder in seiner Hosentasche verstaut. Und ein bisschen erschrecke ich mich darüber, wie schnell ich darin bin, irgendeine Ausrede zu erfinden. Und vor allem, wie gut.
    »Ziemlich früh, wir haben grade mal Ende April«, bemerkt Josh und mustert das grelle Krepp des Verschlusses. »Und bisschen pink vielleicht für einen Jungen.«
    »Na ja, ich fand sie… nett«, sage ich verlegen, lege sie zurück auf den Tresen und versuche dabei, Daniels Blick auszuweichen. Es liegt Aufforderung darin. Und ich muss nicht in sein Gesicht sehen, um zu wissen, dass er enttäuscht von mir ist...
     
     

Supertrocken statt extrafeucht
     
    Josh
     
     
    »Sag mal, hab ich eigentlich was verpasst?«
    Wir sind auf dem Weg zur Europa-Passage, weil ich noch kurz zu Hollister will. Außerdem sollte ich meiner Mutter wohl dringend irgendwas zum Muttertag besorgen. Sie

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