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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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dann er noch nicht wach, als ich runter in den Laden bin.
    »Mach dir nicht so viele Gedanken.« Er lacht, nimmt seine Hand von meinem Oberschenkel und fährt mir damit durchs Haar. Nervös zupfe ich ein bisschen an dem kugeligen Strauß auf meinem Schoß. Ich hab ihn ungefähr eine Stunde vor Ladenschluss gebunden und hätte ihn in der kurzen Zeit, die er danach auf dem Kassentresen stand, dreimal verkaufen können. Aber in letzter Minute vor Ladenschluss bekommt man bekanntlich ja alles los.
    »Es ist nur Kaffeetrinken. Außerdem ist der Strauß wunderschön.«
    »Findest du?« Unsicher sehe ich zu ihm rüber. War echt eine beschissene Idee mitzukommen. Ein Nachmittag bei seinen Eltern. Kann mir – Achtung, Ironie ‒ nichts Schöneres vorstellen. Wir sind grade mal zwei Monate zusammen. Aber das war für ihn ganz offensichtlich kein Argument. Und seinem Falls du nichts anderes vorhast konnte ich nicht wirklich widerstehen.
    Außerdem wäre er wohl enttäuscht gewesen, wenn ich abgelehnt hätte und ich wollte nicht, dass er denkt, dass es mir nicht ernst ist mit uns. Denn das ist es. Verdammt ernst. Und genau das ist mein Problem. Denn um ehrlich zu sein, ist er der erste Kerl, bei dem ich mir schäbig vorkomme, wenn ich mich in meine kleinen Lügen des Alltags flüchte. Jedes Mal. Und manchmal wünschte ich mir, ich hätte den Mut, es ihm einfach zu sagen... Denke mir, dass ich vielleicht auf Daniel hören sollte... Dass wir uns gern haben und er ein Recht darauf hat, es zu wissen...
    Was würde er wohl von mir denken? Vielleicht wäre er geschockt. Ganz sicher wäre er enttäuscht. Und vielleicht wär ihm das mit uns dann plötzlich doch nicht mehr so ernst, wie er dachte, als er noch geglaubt hat, dass ich eben… intelligent bin…
    »Ja, er ist toll. Diese Dinger da sind echt abgefahren«, holt er mich aus meinen Gedanken. Und irgendwie bin ich dankbar dafür. Ich will nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt.
    »Ist das dein Hawaii-Zeug?« Mit dem Kinn deutet er auf die noch eingerollten Farnwedel.
    »Ja, das ist Uluhe-Farn«, bestätige ich.
    »Echt, das ist Farn?« Er klingt verwundert.
    Ich nicke. »Aber noch nicht ausgerollt.«
    »Hab ich noch nie gesehen.«
    »Bevor die Blätter sich öffnen, sind sie alle so. Uluhe ist besonders schön und ziemlich stabil. Außerdem mag ich die dunkle Farbe. Wenn noch mehr davon so weit ist, versuche ich vielleicht mal was mit braunen Cymbidium-Orchideen und weißen Rosen.« Ich hab mal wieder tausend Ideen im Kopf. »In einer der neuen Hochzeitszeitschriften hab ich auch was mit Sukkulenten gesehen… Aeonium und Echeveria hauptsächlich.«
    »Wie kannst du dir eigentlich diese ganzen Namen merken?«, will er wissen. »Ich war echt eine Niete in Latein.«
    »Das ist nicht so schwer.« Ist es wirklich nicht. Wenn ich etwas in einer Zeitschrift sehe, das mir gefällt, frage ich Daniel oder lasse es mir am Laptop vorlesen und dann kann ich es mir merken.
    »Klingt jedenfalls cool«, sagt er.
    »Ich hoffe, deine Mutter mag ihn.« Ich seufze und sinke ein wenig tiefer in den Sitz. Eigentlich hoffe ich nicht nur, dass sie den Farn oder den Strauß mag.
    Vielmehr mache ich mir Sorgen, ob sie mich mögen werden. Keine Ahnung, was sie erwarten. Aber vermutlich jemanden, der so ist wie Josh.
    Er ist ihr einziger Sohn: intelligent, gut aussehend und hat bald einen Uniabschluss. Sie sind bestimmt stolz auf ihn, auch wenn er kein Arzt, sondern Journalist werden will, und sie legen Wert auf einen guten Job. Dass er nebenbei in der Pornovideothek jobbt, wissen sie nicht. Und ich… na ja, ich bin nur Florist.
    Sie werden sich ausrechnen können, dass ich kein Abitur hab. Bestimmt stellen sie sich für ihren Sohn jemand Besseren vor. Er hatte ja schon eine Weile keinen festen Freund mehr. Und in einer Stadt wie Hamburg findet er dann ausgerechnet mich…
    »Sie wird ihn mögen, ganz sicher. Und dich werden sie auch mögen.« Wieder fahren seine Finger durch mein Haar. Ein angenehmes Kribbeln breitet sich über meinen Hals und meinen Rücken aus. Unwillkürlich lege ich den Kopf schief.
    »Und selbst wenn nicht… Meine Männer such ich mir immer noch selbst aus.« Das heißt also, er zieht diese Möglichkeit auch in Betracht.
    »Und wie viele von deinen Selbstausgesuchten hast du ihnen schon vorgestellt?«, frage ich nach. Besser ich weiß, wie hoch die Erwartungen sind. Wenn Josh all seine Verflossenen an den Kaffeetisch gezerrt hat, bin ich vielleicht nicht allzu sehr auf dem

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