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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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vorhin fand ich dagegen ganz nett. Ein paar Mal hat Josh sich ziemlich erschrocken. Und es gab diesen Satz, dass Serienmörder Spuren hinterlassen, weil sie im Grunde wollen, dass man sie erwischt.
    Einen kurzen Moment hab ich darüber nachgedacht, ob das am Ende bei mir nicht genauso ist. Dass ich insgeheim auch will, dass er mich einfach erwischt und es dann eben weiß. Dass er von selbst draufkommt und ich es ihm nicht sagen muss.
    Die Dinge wären leichter, wenn er es wüsste. Ich könnte ihn einfach fragen, was da für ein paar Sekunden auf dem Bildschirm auftaucht, und müsste nicht darauf hoffen, es irgendwie zu kapieren, oder ihm, falls nicht, eine Frage stellen, die mir die Antwort liefert, ohne Verdacht zu erregen. Und er würde mich nicht schon mit einer Kopfschmerztablette in Verlegenheit bringen.
    »Lass mal«, sagt er zum Glück, greift nach der Tablette, schiebt sie in seinen Mund und spült mit einem Schluck Wasser nach. Ich setze mich zu ihm auf die Matratze und lege noch einmal die Hand auf seine Stirn.
    »Du bist warm«, stelle ich fest. Ich schätze, er hat Fieber.
    »Geht schon«, wiegelt er tapfer ab.
    »Vielleicht solltest du dir was anziehen, wenn du frierst«, schlage ich vor, gehe rüber zum Schrank und suche nach einer Pyjamahose und einem Shirt.
    »Hm.« Er nickt schwach und setzt sich wieder auf.
    »Komm her.« Ich nehme das langärmlige Shirt und halte es ihm so hin, dass er hineinschlüpfen kann. Er lächelt, als ich es über seinen Oberkörper nach unten ziehe, lässt sich gegen mich fallen und umarmt mich.
    »Sicher, dass du okay bist?« Ich streichle seinen Nacken, während er mit seinem Kopf eine bequeme Position an meinem Hals sucht.
    »Hm.« Ich kann spüren, dass er tief einatmet. »Musst du wirklich schon zum Großmarkt?«
    »Ich kann Daniel sagen, dass du dich nicht gut fühlst«, biete ich an.
    »Brauchst du nicht.« Er löst sich von mir, schlägt die Decke zurück, greift neben mir nach der Pyjamahose und schlüpft umständlich hinein. Sie ist ihm zu weit. Vor allen Dingen aber zu lang. Seine Zehen verschwinden beinahe komplett unter dem karierten Flanell.
    »Sicher?« Ich schiebe meine Hand unter den Stoff und streichle seinen Fußrücken.
    »Sicher.« Er lächelt tapfer.
    »Wenn du willst, bring ich uns Frühstück mit.«
    »Zehn Minuten?«, feilscht er und sieht mich mit großen, glasigen Augen an.
    »Na gut«, gebe ich nach und lege mich wieder neben ihn. Mit einem Seufzen schmiegt er sich an mich.
    »Schlaf noch ein bisschen«, sage ich liebevoll und streiche ihm eine Strähne, die an seiner Stirn klebt, aus dem Gesicht, während ich ihn im Arm halte und ein kaum merkliches Zittern durch seinen Körper läuft. Ich versuche, ihn noch ein wenig näher an mich zu ziehen und ihn zu wärmen. Die Uhr zeigt drei Minuten vor drei.
    Es wäre so viel einfacher, wenn er es wüsste. Jedenfalls stelle ich es mir so vor. Wenn es wäre, wie ich es mir wünschte, und nicht so, wie es nun mal ist. Aber ich bin nicht dumm genug, mir Illusionen darüber zu machen, dass es okay für ihn wäre und er mich trotzdem lieben könnte. Das kann er nicht. Niemand kann das... Wenn er es wüsste, wäre es einfach nur vorbei.
     
    ***
     
    »Hey.« Angezogen lehnt er an der Arbeitsplatte in meiner Küche und sieht mich über einen Becher Kaffee hinweg an. Er ist blass, wirkt schmaler als sonst und sein Lächeln kostet ihn Mühe.
    »Geht's dir besser?« Ich lege die Tüte mit den Brötchen auf der Bar ab, trete neben ihn und küsse ihn auf die Wange. Seine Haut ist immer noch warm und ein bisschen rau unter meinen Lippen. Er hat geduscht. Da ist nirgendwo mehr der Geruch nach uns und letzter Nacht und ein bisschen vermisse ich ihn.
    »Geht so«, gibt er zu und stellt die Kaffeetasse ab. »Ich hab mir noch 'ne Aspirin genommen.«
    »Okay.« Ich hab die Packung gestern in der Küche liegen lassen. Zum Glück kommentiert er die Dosierung nicht weiter.
    »Sicher, dass du kein Fieber hast?«, frage ich.
    »Keine Ahnung.« Er zuckt mit den Schultern.
    »Ich könnte Daniel fragen, ob er ein Fieberthermometer hat«, schlage ich vor.
    »Würde nichts ändern«, sagt er und schüttelt den Kopf. »Es sind ein paar Leute krank, ich muss heute auf jeden Fall in die Redaktion.«
    »Aber wenn du Fieber hast…«
    »Das geht schon. Ich nehm mir noch zwei Tabletten mit und alles ist gut«, versucht er, mich zu überzeugen. Aber es gelingt ihm nicht. Allerdings fürchte ich, dass ich ihn trotzdem nicht überreden kann,

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