Zwischen den Zeilen
schließt, um dann wieder auf den Zettel zu starren. Was auch immer auf diesem Zettel steht, es ist nichts Romantisches...
»Was Schlimmes?«, frage ich nach.
»Nein.« Schnell schüttelt er den Kopf und lächelt. Aber es wirkt irgendwie aufgesetzt.
»Lies vor«, fordere ich ihn auf.
»Wenn Du Dinge erreichen möchtest, die Du noch nie erreicht hast, musst Du Dinge tun, die Du noch nie getan hast«, sagt er leise und seine Stimme klingt seltsam dabei.
»Echt jetzt?«, frage ich irritiert und lege den Kopf schief.
»Mhm, haben wohl neben den Heiratsanträgen nur eine Sorte da.« Er nickt eifrig, faltet den Zettel wieder zusammen und macht Anstalten, ihn in seiner Hosentasche zu verstauen.
»Nein…« Ich lasse mich auf dem Stuhl nach hinten fallen und schüttle den Kopf. »So lange ich beim Chinesen bestelle, ist das noch nie passiert. Also zeigen, sonst glaub ich dir nicht...« Unpräzise greife ich nach meinem Glas und nehme den letzten Schluck Rotwein, um den Keksgeschmack aus meinem Mund zu bekommen.
»Ist aber so«, behauptet er und greift wieder nach den Pappkartons.
»Glaub ich nicht, glaub ich nicht«, singe ich provokativ und strecke meine Hand nach dem Zettel aus.
»Josh!«, ermahnt er mich halb genervt, halb verständnislos und lässt den Zettel dabei endgültig in seiner Hosentasche verschwinden.
»Zeigen, zeigen«, lasse ich mich nicht beirren.
»Du nervst!«, funkelt er mich an und ein bisschen erschrecke ich mich fast.
»Und du bist albern«, gebe ich schmollend zurück. »Was ist denn bitte schön dein Problem mit einem Glückskeks? Steht drin, dass du mir sagen sollst, wo du wirklich gewesen bist?«
»Was?«, fragt er und irgendwie kommt's mit so vor, als würde er sich von mir ertappt fühlen. Was er vermutlich auch tut.
»Na ja, beim Sport warst du ja offensichtlich nicht«, stelle ich fest.
»Natürlich war ich beim Sport«, behauptet er gereizt.
»Na klar«, kann ich mir nicht verkneifen. »Deswegen hattest du ja auch deine Sporttasche dabei. Und weil das Gleiche auf deinem Zettel steht, machst du so einen Aufriss... «
»Ich mach keinen Aufriss. Und meine Sportsachen hab ich unten im Auto. Ich hab nur keinen Bock auf diesen albernen Keksspruch-Scheiß.«
»Meine Güte…« Ebenfalls genervt deute ich ein Kopfschütteln an.
»Gott, bitte.« Demonstrativ greift er in seine Hosentasche und zieht das kleine Stück Papier heraus. »Da«, blafft er und entfaltet es für den Bruchteil einer Sekunde vor meinem Gesicht, bevor er es wieder zusammenknickt. Viel zu schnell natürlich, als dass ich es wirklich lesen könnte.
»Bist du jetzt zufrieden?«, brummt er, während er den Zettel dann wieder in seine Hosentasche schiebt. »Und jetzt bring ich den verdammten Müll runter und hol meine Sportsachen aus dem Auto.«
***
»Ich hab den Film schon mal eingelegt«, sage ich versöhnlich, als er, ein paar Minuten später als nötig, endlich wieder zurück ist. Vermutlich musste er sich abregen und ist einmal um den Block. Er hat wirklich seine Sporttasche mitgebracht und demonstrativ vor meine Füße geknallt. Und mir tut es total leid.
»Kommst du?« Auffordernd klopfe ich neben mich aufs Polster seines Sofas und rücke ein wenig, um ihm Platz zu machen.
»Okay.« Er nimmt eine Chipstüte aus dem Küchenschrank, ringt sich ein Lächeln ab und kommt tatsächlich zu mir. Wortlos lässt er sich neben mich plumpsen und lehnt sich nach hinten. Ich rutsche an ihn heran, ziehe die Beine auf die Sitzfläche und lasse mich gegen ihn kippen, während ich nach der Fernbedienung greife und den Film starte. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, starrt er auf den Bildschirm.
Ich reiße die Chipspackung auf, fasse hinein, schiebe mir zwei auf einmal in den Mund und zerkaue sie hörbar. Immer noch starrt er scheinbar auf den Bildschirm, aber seine Augen, die in meine Richtung sehen, verraten, dass er nicht der Handlung folgt.
Zaghaft greife ich nach seiner Hand, hebe sie an und als er keinen Widerstand leistet, lege ich seinen Arm um meine Schultern, bevor ich mich an ihn schmiege und mir dann einen bequemen Platz an seiner Brust suche. Sanft streichen die Finger seiner Hand über meinen Oberarm. Ich schiebe mir einen weiteren Kartoffelchip in den Mund, kuschle mich enger an ihn, greife erneut in die Tüte und halte ihm einen besonders großen Kartoffelchip vor die Lippen. Verführerisch lasse ich ihn dort kreisen, bis er reagiert und den Kopf in meine Richtung dreht.
»Möchtest du?«,
Weitere Kostenlose Bücher