Zwischen den Zeilen
frage ich leise. Der Film hat bereits begonnen und vermutlich verpasse ich grade die Verschwörung und kapiere deswegen die komplette Geschichte nicht, aber irgendwie ist mir das gerade herzlich egal.
»Hm«, macht er, ohne wirklich die Lippen dabei zu bewegen, öffnet sie dann aber doch und lässt zu, dass ich ihm den Chip halb in den Mund schiebe. Schnell schnappe ich mir mit meinem die andere Hälfte, beiße sie ab und hauche ihm einen Kuss auf den Mundwinkel.
»Tut mir leid«, gestehe ich.
»Mir auch«, erwidert er und weicht meinem Blick aus.
»Liebe dich«, sage ich und lege meinen Kopf dann endgültig auf seiner Brust ab. Seine Hand streicht träge über meinen Rücken, bevor er sie zurückzieht und zwischen uns in seine Hosentasche greift. Umständlich zieht er den kleinen, weißen Zettel hervor und hält ihn mir hin.
»Ist dir das romantisch genug?«, fragt er rau.
» Die Position des anderen in Ihrem Herzen ist viel stärker als Sie glauben «, lese ich in kleinen blauen Buchstaben, während er seinen Arm fester um mich legt und mit der Hand seines anderen zärtlich über meinen Oberschenkel streicht…
Heißes Mädchen
Ben
»Alles okay?« Schlaftrunken sehe ich rüber zum Wecker. Die roten Leuchtziffern zeigen Viertel vor drei.
»Entschuldige«, murmelt Josh halblaut, während er nackt die letzten Schritte zurück zum Bett tapst und dann wieder zu mir unter die Decke schlüpft. »Ich war kurz im Bad. Du hast nicht zufällig 'ne Aspirin, oder?«
Sein warmer, schmaler Körper schmiegt sich an mich und beinahe automatisch fährt meine Hand durch sein Haar. Ich mag es, wenn er so neben mir liegt… Diese Momente… Es fühlt sich ein bisschen so an, als ob nichts zwischen uns steht. Nur er und ich…
Ich streiche über die weiche Haut seines Nackens, an dem man morgen, wenn es hell ist, vielleicht die Spuren meiner Küsse sehen kann. Er schmeckt so gut da... Ich bin süchtig danach...
»Ich hab welche in der Küche. Fühlst du dich nicht gut?«, frage ich und berühre mit den Lippen kaum spürbar seine Wange. Sie ist ein wenig rau. Ist sie eigentlich selten. Ich glaube nicht, dass er sich öfter als einmal die Woche rasiert. Auch da ist er irgendwie ein Mädchen...
»Ich hab ein bisschen Kopfschmerzen«, gibt er leise zu. »Vielleicht vom Wein.« Mit einem Seufzen sucht er einen bequemen Platz an meiner Seite, legt seine Hand auf meine Brust und unterdrückt wohl ein Zittern.
»Soll ich dir eine holen?«, biete ich an.
»Geht schon«, behauptet er tapfer und schiebt seinen Fuß zwischen meine Unterschenkel. Sein Körper ist warm und sein Atem hört sich an, als ginge er schwer. Ich lege die Hand auf seine Stirn und fühle die Hitze.
»Wirklich alles in Ordnung?«, frage ich erneut.
»Mhm.« Er nickt und rückt ein Stückchen dichter zu mir. »Mir ist nur ein bisschen kalt.«
»Ich hol dir eine Tablette«, beschließe ich, schiebe ihn von mir und setze mich an den Bettrand.
»Sorry, ich wollte dich echt nicht wecken«, murmelt er.
»Ich muss sowieso gleich aufstehen«, sage ich milde. Ist sowieso bald Zeit für Daniel und den Großmarkt.
»Hm«, kommt es von seiner Seite und ich kann hören, wie er sich in die Decke kuschelt. Ich recke die Arme über den Kopf, unterdrücke ein Gähnen und mache mich auf den Weg in die Küche.
»Hier.« Ich reiche ihm die Tablette zusammen mit einem halb vollen Glas Wasser.
»Ist das eine Fünfhunderter?«, fragt er, während er sich ein wenig schwerfällig aufsetzt.
»Fünfhunderter?« Keine Ahnung, was er meint.
»Aspirin«, erklärt er.
»Keine Ahnung. Sind die einzigen Kopfschmerztabletten, die ich habe. Ich kann dir die Packung holen«, biete ich an. Ich glaube, es sind gar keine Aspirin. Wenn ich mich recht erinnere, ist die Schachtel von Aspirin grün. Meine Packung ist weiß mit orange und schwarzer Schrift. Ich hab nicht mal versucht, das Wort darauf zu lesen. Es sind Schmerztabletten, mehr brauche ich nicht zu wissen. Ich nehme sie sowieso nie. Vielleicht sollte ich zurück in die Küche gehen und versuchen, die Schrift zu entziffern. In Druckbuchstaben mache ich ziemliche Fortschritte.
Vorhin beim Film hab ich versucht, die Einblendungen zu lesen, um zu wissen, an welchen Orten er spielt. Eigentlich hasse ich Filme, bei denen man lesen muss. Les Misérables war eine echte Katastrophe. Ich hab trotz deutscher Version nicht wirklich viel verstanden, weil sie die meiste Zeit gesungen haben und alles mit Untertiteln war. Den Film
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