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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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Vater.«
    »Hm?« Fragend sieht er mich an.
    »Na ja, Codein ist verschreibungspflichtig«, kläre ich ihn auf. »Aber schreib es einfach auf und drunter Eigenbedarf , dann ist das kein Problem.« Ich weiß, dass das eigentlich nicht so ganz legal ist. Aber die Unterschrift meines Vaters kann ich fälschen, seitdem ich acht bin. Und ich bin nie aufgeflogen. Bis auf ein einziges Mal. Da hatte ich eine Fünf in Latein und hinterher jede Menge Ärger am Hals. Aber mittlerweile ist es einfach praktisch, einen Rezeptblock zu haben. Ist schneller, als wenn meine Mutter mir jedes Mal ein Rezept schickt, das mein Vater dann unterschrieben hat.
     
    ***
     
    »Hast du's?« Ich ziehe den Schal ein wenig fester um meinen Hals und sehe Ben zu, wie er im Papierchaos meines Schreibtischs kramt.
    »Da ist keiner«, sagt er.
    »Doch, er müsste links liegen, irgendwo im Stapel auf den Ordnern.«
    »Da sind keine Rezepte«, behauptet er und wühlt noch ein bisschen. Kurz überlege ich, was so alles auf meinem Schreibtisch rumfliegt, aber auf die Schnelle fällt mir, außer dem Fanmagazin vom HSV, das ich sowieso nicht lese, aber aufgrund meiner Mitgliedschaft bekomme, nichts Peinliches ein. Ein paar unbezahlte Rechnungen vielleicht, aber nichts Weltbewegendes.
    »Ein kleiner, weißer Block mit der Adresse von Papas Praxis«, präzisiere ich.
    »Weiß?«, fragt er zurück. »Dachte, die sind rosa.«
    »Ist für Privatrezepte«, erkläre ich.
    »Der hier?« Er greift nach dem Block und hält ihn in die Höhe. Lag ziemlich zuoberst, ich frage mich echt, wie man den übersehen kann.
    »Ja.« Ich nicke. »Am besten schreibst du Paracodin N Tropfen drauf. Ist, glaube ich, eine N2.« Verwirrt sieht er mich an.
    »Na ja, aufs Rezept. Du musst die Packungsgröße draufschreiben und ob du diese Kapseln oder Tropfen willst. Also schreib Tropfen drauf. Und unten schreibst du einfach Eigenbedarf hin.«
    »Eigenbedarf?«, wiederholt er.
    »Ja. Wobei, eigentlich musst du das gar nicht. Mein Vater macht ja Innere, kannst auch einfach meinen Namen und meine Adresse aufschreiben.«
    »Ich soll dir ein Rezept ausstellen?« Anscheinend hat er grade kapiert, was ich von ihm will. Und offensichtlich findet er die Tatsache, dass ich mir im Namen meines Vaters ein Rezept für Hustentropfen ausstelle, moralisch ziemlich verwerflich. Jedenfalls sieht er mich völlig entsetzt an.
    »Was?«, frage ich nach. Hätte echt nicht gedacht, dass er da jetzt ein Problem mit hat.
    »Ich… kann das nicht«, sagt er leise und sieht mich ein bisschen Hilfe suchend an dabei.
    »Du kannst was nicht? Schreiben?« Amüsiert ziehe ich die Augenbrauen hoch.
    »Doch, natürlich.« Er schluckt sichtbar. »Ich meine nur, das... ist doch illegal, oder?« Fahrig streicht er sich durchs Haar, schiebt sich seinen Ringfinger in den Mund und kaut darauf herum.
    » Illegal ist ein ziemlich hässliches Wort dafür, sich einen Hustenstiller zu organisieren.« Vermutlich sollte ich es mit Humor nehmen und ihn nicht fragen, ob wir nachts mal im Schwimmbad einsteigen, wenn es wärmer ist. Obwohl das in Marienhöhe, wenn man ein paar Schwimmkerzen im Rucksack hat und erst mal über den Zaun ist, echt romantisch ist...
    »Ich weiß nicht.« Immer noch zögert er. »Ich… Was, wenn sie mich erwischen?«
    »Schätze, wenn es ihnen komisch vorkommt, ruft die Apotheke bei meinem Dad an, ob er mir das rezeptiert hat, und er sagt ja und alles ist gut«, erkläre ich. So jedenfalls die Theorie. In der Praxis bin ich noch nie aufgeflogen.
    »Ich weiß nicht...«, windet er sich weiter. »Ich bin mal erwischt worden, mit Freunden nach einer Party bei einer Alkoholkontrolle. Ich hatte was genommen und… na ja…«
    »Du?« Ich bin ehrlich verwundert.
    »Hm.« Er nickt verlegen.
    »Drogen?«
    »Ein paar Pillen«, gibt er zu und sieht dabei zu Boden. »Ist 'ne Weile her und ich bin nicht gefahren, aber… bestimmt hab ich da 'ne Akte und…«
    »Uh«, mache ich halb belustigt, halb anerkennend. »Mein Freund, der Kriminelle.«
    »Das ist nicht witzig«, schnaubt er.
    »Na schön, wenn du Schiss hast, dann mach ich es eben selbst.« Möglichst leidend quäle ich mich aus dem Bett, gehe rüber zu ihm, nehme ihm den Block ab, greife nach seiner Hand, lege den Kopf schief und begutachte interessiert die Länge seiner Finger, während er mich halb verlegen, halb fragend ansieht.
    »Wollte nur sichergehen… du Mädchen«, murmle ich amüsiert, hauche einen Kuss auf die Kuppe seines Zeigefingers und dann einen

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