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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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auf seine Wange, bevor ich ihm den Rücken zudrehe und nach einem Stift suche. In schönster Ärzteschrift schreibe ich mein Rezept, setze die Unterschrift meines Vaters darunter und mustere mein Werk. Ich wäre ein sehr geiler Arzt geworden, wenn ich Bock drauf gehabt hätte...
    »In die Apotheke traust du dich aber damit, oder?«, versichere ich mich, reiße das Rezept vom Block und wedle triumphierend damit vor seinem Gesicht herum.
    Er antwortet nicht, sondern schenkt mir einen einigermaßen vernichtenden Blick. Ich glaube, ich muss an meiner leidenden Miene arbeiten, und vermutlich sollte ich ihm auch die anderen Sachen aufschreiben, die er mir besorgen soll. Also hangle ich nach einem Zettel und gebe mir Mühe, damit er es auch lesen kann.
    »Was schreibst du denn noch auf?«, will er wissen.
    »Na ja, was ich so brauche. Taschentücher, Rasierschaum, Halsschmerztabletten, Erkältungstee, Mundwasser, Aspirin.« Ich überschlage im Kopf, ob ich etwas vergessen habe und als mir nichts weiter einfällt, setze ich, als letzten Punkt, noch die Kondome mit auf die Liste.
    »Danke«, sage ich und strecke ihm den Zettel hin.
    »Irgendwelche Wünsche?«, fragt er nach.
    »Sonst nichts.«
    »Welches Mundwasser willst du?«
    » Listerine , das blaue.«
    »Hast du davon noch was im Bad?«
    »Ja.« Ich nicke. »Aber ist nicht mehr viel. Brauchst du Geld?« Suchend lasse ich meinen Blick durchs Zimmer schweifen. Keine Ahnung, wo ich mein Portemonnaie hingelegt hab.
    »Lass mal, schon in Ordnung«, sagt er, greift nach dem Zettel und überfliegt meine Liste.
    »Und nichts vergessen«, sage ich mit einem anzüglichen Grinsen, als er mit den Augen wohl bei den Kondomen angekommen ist.
    »Bis gleich«, sagt er und lächelt schief.
    »Danke!« Ich hauche ihm einen Kuss hin. Und ich frage mich, was zur Hölle er mit dem Stift will, den er vom Schreibtisch nimmt und in seiner Hosentasche verschwinden lässt...
     
     

Badezimmer-Blamage
     
    Ben
     
     
    Shit! Shit, Shit, Shit! Hektisch ziehe ich die Badezimmertür hinter mir zu, lehne mich dagegen und versuche runterzukommen. Aber es funktioniert nicht. Zentnerschwer fühle ich die Last auf meiner Brust, die mir die Luft nimmt. Ich hasse dieses Gefühl… hasse es, wenn es von jeder meiner Zellen Besitz ergreift und ich nur noch weglaufen kann... Vor Josh... und vor mir selbst... Keine Ahnung, was er jetzt von mir denkt...
    Angestrengt atme ich ein, ziehe die Schultern hoch und schlage meine feuchten Hände vors Gesicht. Kann beinahe fühlen, wie ich meine Lungen durch die heftige Bewegung, die mich Kraft kostet, dazu zwinge, sich mit Luft zu füllen. Ein paar Atemzüge, dann geht es wieder besser. Ich beruhige mich und denke mir eine Strategie aus… Gehe raus und niemand bemerkt etwas. Wie immer...
    Langsam öffne ich die Augen. Der Drang, kaltes Wasser über meine Handgelenke laufen zu lassen, ist übermächtig. Trotzdem bleibe ich stehen, gelähmt, paralysiert. Denn wenn ich mich drüben im kleinen Spiegel über dem Waschbecken ansehen würde, müsste ich kotzen. Also bleibe ich, wo ich bin, sehe mich um in diesem schmalen, typischen Siebzigerjahre-Bad, das bessere Tage gesehen hat, und versuche, mich einigermaßen zu beruhigen. Ich muss atmen. Und nachdenken...
    Ich schlucke. Versuche anzukommen gegen dieses Gefühl, das sich weigert, zu verschwinden, und mir langsam, aber sicher den Hals zuschnürt. Diesen Druck in meiner Brust, den ich verzweifelt wegzuatmen versuche. Ich kann's nicht… kann seinen beschissenen Zettel in meiner Hand nicht lesen und ich werd's auch nie lernen. Da hilft auch mein lächerlicher Idiotenkurs nicht.
    Ich starre auf die beiden Blätter in meiner Hand, bevor ich sie zur Faust balle und wütend darin zerknülle. Fühle die Kanten, die fest in meine Haut schneiden. Tief, bis in mein Herz. Sie reißen es auf und machen Platz für dieses Gefühl der Scham, die über mich lacht. Ich wusste nicht, wie hart Papier manchmal sein kann...
    Ich hasse ihn. Josh, weil er zu gut für mich ist, hasse diesen Zettel, dieses winzig kleine Stück Papier in meiner Hand… Buchstaben… meine Mutter… Und vor allem hasse ich mich selbst. Weil ich so ein Idiot bin, der diesen einfachen Scheiß nicht auf die Reihe bekommt. Und ich nicht den Mut hab, es ihm zu sagen… Also wird es immer zwischen uns stehen… So lange, bis es einfach irgendwann vorbei ist.
    Ich hab immer gewusst, dass es irgendwann solch eine Situation geben wird. Dass ich auffliege... Man kann's

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