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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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das. Dann kann ich es nicht verwechseln.
    Draußen im Gang höre ich Schritte. Es sind Frauenschuhe mit Absätzen.
    »Joschi? Bin wieder zu Hause«, höre ich eine Stimme. Vermutlich seine Mitbewohnerin.
    Hastig bringe ich das Handy in die richtige Position und drücke auf den Auslöser. Aber es ist zu spät, denn im selben Moment, in dem das Display mir das Foto präsentiert, öffnet sich die Badezimmertür.
    »Oh!«, sagt sie verwundert, bleibt im Türrahmen stehen und mustert mich irritiert, wie ich vor dem Waschbecken und dem offenen Mülleimer kauere.
    »Hi.« Ich räuspere mich und spüre, wie sich Panik in mir breitmacht. Stelle mir vor, ich wäre sie und würde mich da am Boden knien sehen. Und nach einer Erklärung dafür suchen, die es nicht wirklich gibt.
    »Alles in Ordnung?«, versichert sie sich fragend.
    »Ja.« Ich nicke hastig.
    »Und du bist?« Auffordernd sieht sie mich an.
    »Ben«, stelle ich mich verlegen vor und lasse dabei zu allem Überfluss den Deckel fallen, der polternd neben der Badematte auf den Fliesen landet. »Ich, also... Josh, er… meinte, ich soll… er braucht noch mal das Mundwasser…« Meine Stimme klingt fremd und kehlig. Hektisch greife ich nach dem Deckel und setze ihn zurück auf den Mülleimer.
    »Oh… klar.« Sie nickt. Und ihr Tonfall lässt, genau wie ihre Miene, keinen Zweifel daran, dass sie mir nicht mal ansatzweise glaubt.
    »Also ich…« Erneut greife ich in den Mülleimer, ziehe die Flasche heraus und halte sie ihr triumphierend entgegen.
    »Räumst du den Rest der Sachen aus dem Schrank wieder ein?«, erkundigt sie sich. »Und… beeilst du dich vielleicht ein bisschen, ich müsste dann mal aufs Klo.«
     
    ***
     
    »Hey, wo warst du denn so lange?« Schmollend zieht er die Unterlippe unter seine Schneidezähne und spielt mit seinem Piercing, während er mich vorwurfsvoll ansieht. Ich mustere ihn, in der schwarzen Pyjamahose, die ihm ein wenig zu tief auf den Hüftknochen hängt, und dem engen, grauen Shirt, seine Arme wirken fast noch ein bisschen schmaler als sonst. Den HSV-Schal hat er bis zum Kinn gezogen und sein Haar ist strubbelig. Er sieht verdammt sexy aus. Auch wenn es natürlich nicht der richtige Zeitpunkt ist, an Sex oder auch nur irgendwas, was im Entferntesten damit zu tun hat, zu denken. Trotzdem will ich ihn einfach nur in meine Arme ziehen und küssen.
    »War ziemlich viel Kram«, versuche ich eine Ausrede und hebe ihm dabei demonstrativ die Tüte mit den Einkäufen entgegen. »Außerdem war ich noch im Supermarkt und hab dir Obst besorgt.« Ich bin nach Hause gefahren. Und ich war nur im Supermarkt. In meinem, den ich kenne, weil ich Angst hatte, sonst nicht klarzukommen.
    Ein paar Meter weiter ist eine Apotheke, in der ich das Rezept für das Codein eingelöst hab. Offensichtlich ist er gut darin, es zu fälschen, denn anstandslos hab ich die Tropfen und gratis dazu ein Päckchen Taschentücher bekommen.
    »Gute Besserung«, hat die Apothekerin mir gewünscht. Und ich hab mich sogar getraut, sie neben den besten Halsschmerztabletten auch nach einem Erkältungstee zu fragen, weil es mir unverbindlich vorkam und ich es schwer gehabt hätte, im Supermarkt welchen zu finden. Also hab ich die Apotheke mit Halsschmerztabletten, seinen Aspirin, den Hustentropfen, einer Kopie des Rezepts, weil ich nicht wusste, ob er eine braucht, und einem Päckchen Tee verlassen.
    Dann bin ich zu meinem Supermarkt gefahren und hab dort den Rest der Sachen zusammengesucht. Außerdem ein bisschen Obst. Zwei Bananen, eine Mango, Weintrauben, ein Schälchen Erdbeeren. An der Kasse hab ich sogar ein Päckchen Zigaretten für ihn gekauft. Mittlerweile weiß ich ja, welche er raucht. Aber sie sind ganz unten in der Tüte. Und bevor ich sie ihm gebe, muss er erst mal einigermaßen gesund werden.
    »Milla hat mir einen Hagebuttentee gemacht und ich musste ihn trinken.« Angewidert verzieht er das Gesicht.
    Milla… Oh, Shit! Ich hoffe, seine Mitbewohnerin hat sich aufs Teekochen beschränkt. Aber sie ist eine Frau. Ist also nicht unbedingt wahrscheinlich.
    »Sorry«, murmle ich, weil sein Gesicht immer noch die Schlussfolgerung zulässt, dass Hagebuttentee ziemlich schrecklich für ihn ist.
    »Sie findet dich übrigens sexy.« Seine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen.
    »Oh…« Ich schlucke hektisch. Sexy war mein Auftritt vorhin im Badezimmer ja nun wahrlich nicht.
    »Aber ich hab ihr gesagt, dass sie's vergessen kann.« Triumph schwingt in seiner Stimme und sein

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