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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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schlecht. Ich erinnere mich mit Grauen an diverse Bundesjugendspiele und Urkunden, die mir die Teilnahme bescheinigt haben. Ich glaube, bei mir stand da nicht mal erfolgreich drauf.
    »Ach ja?«, funkle ich ihn an. »Ist nur komisch, dass du diese Sache mit dem Laufen nie erwähnt hast...«
    »Ich… fand es nicht wichtig.« Kurz sieht er mich unsicher an, bevor er wieder meinem Blick ausweicht.
    »Verstehe...« Demonstrativ lasse ich mich zurück auf die Matratze gleiten, wickle mich in die Bettdecke und drehe ihm den Rücken zu. »Viel Spaß dann!«
    »Josh… ich…«
    »Musst du nicht los?«, frage ich und bemühe mich, gelangweilt zu klingen. Aber natürlich funktioniert es kein Stück.
    »Doch…«
    Ich kann hören, wie er ans Bett herantritt. Sicherheitshalber rücke ich noch ein Stück weiter auf die entgegengesetzte Seite.
    »Na dann viel Spaß!« Ich ziehe die Decke zurecht und suche eine bequemere Position auf meinem Kopfkissen.
    »Josh.« Seine Stimme klingt sanft. Und ein bisschen dunkler als sonst. Wie immer, wenn er meinen Namen sagt. Verfickt, wie kann ich nur so verdammt auf seine Stimme stehen? Ich muss mich wirklich zusammenreißen, mich nicht umzudrehen. Stocksteif liege ich da und mein ganzer Körper ist angespannt. So, als würde es mir dann gelingen, seine Berührungen abzuwehren. Aber das tut es nicht. Ich kann förmlich spüren, wie ich nachgebe unter seiner Hand. Zuerst die Haut auf meiner Schulter. Nur die Stelle, an der er mich berührt, dann die auf meinem Arm und schließlich mein ganzer Körper.
    »Wenn du willst, dann kann ich auch bleiben.«
    »Geh ruhig«, fordere ich ihn auf.
    »Nein, ich… ist schon okay.« Ich fühle, wie die Matratze unter seinem Gewicht nachgibt, als er sich neben mich setzt und spüre seine Hand, die in meinem Nacken mein Haar streichelt. Ist ein verdammt schönes Gefühl...
    »Na gut«, brumme ich gönnerhaft und seufze vielleicht ein wenig zu theatralisch, bevor ich mich auf den Rücken drehe und ihn ansehe. Er lächelt schief und streichelt meine Wange.
    »Ich weiß, ich muss mich rasieren«, murmle ich ein wenig betreten.
    »Hat Zeit bis morgen«, sagt er und fährt mit leichtem Druck seines Daumens meinen Unterkieferrand nach.
    »Ich kratze.«
    »Stört mich nicht«, entgegnet er und dann ist sein Lächeln echt. »Manchmal steh ich nicht auf Mädchen.«
    »Tut mir leid«, murmle ich und erwische mich dabei, mein Piercing hinter meinen Schneidezähnen verschwinden zu lassen. Ich schätze, ich hab ihm grad eine ziemliche Szene gemacht...
     
    ***
     
    »Ben?« Suchend taste ich mit der Hand neben mir auf der Bettdecke. Ich hätte schwören können, grade eben war er noch hier. Träge öffne ich die Augen. Es ist Viertel vor neun. Ich hab wieder Kopfschmerzen, ich glaube, ich brauch noch mal eine Aspirin.
    »Ben?«, frage ich lauter, aber er antwortet nicht. Vielleicht ist er in der Küche, denn meine Zimmertür steht offen und im Flur brennt Licht. Womöglich hatte er Hunger, oder konnte nicht schlafen.
    Schwerfällig setze ich mich auf, gähne ein letztes Mal und setze die Füße auf den Teppich. Meine Schläfen pochen, als ich mich aufrichte, aber es ist erträglich. Ich ziehe meine Pyjamahose ein Stückchen nach oben, mein Shirt nach unten und schlurfe aus meinem Zimmer. Auch in der Küche sehe ich Licht. Ich wische mir mit dem Handrücken über die Augen und fahre mir dann durchs Haar.
    Vermutlich sollte ich eben im Bad vorbeischauen und mein Aussehen checken...
    »Hm«, höre ich seine Stimme gedämpft. Und irgendwie bin ich irritiert, ihn reden zu hören, aber wahrscheinlich ist es nur Milla, mit der er sich unterhält. Ich unterdrücke ein Gähnen, gehe die letzten paar Schritte zum Badezimmer und greife nach der Türklinke.
    »Ja, mir ist kurzfristig was dazwischengekommen«, höre ich ihn sagen. Und eigentlich will ich nicht hinhören… will die Klinke einfach drücken und weiter gehen ins Bad, bevor ich ihn mit meiner Mitbewohnerin in der Küche am Tisch sitzen und eine Tasse Kaffee trinken sehe, mich auf sein Knie setze, die Arme um seinen Hals schlinge und mich an ihn schmiege… Aber ich kann nicht...
    »Sorry, ich konnte mich nicht melden.« Seine Stimme ist leise. Krampfhaft klammert sich meine Hand an das kalte, harte Metall. Und ich versuche, mit allem was ich hab, in dieses beschissene Badezimmer zu kommen. Weil ich nicht hören will, was er sagt… weil ich ihm vertrauen will. Ich würd's nicht aushalten, wenn er mich betrügt. Ich bin

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