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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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begegnen.
     
    ***
     
    »Wirklich alles okay, Ben?«, fragt Daniel fürsorglich, als ich wenig später zurück im Laden bin. Aber es ist nichts, was ich grade ertragen kann.
    »Ja«, antworte ich schärfer als nötig. Ich will nicht reden. Nicht darüber. Nicht jetzt. Marlene stupst mit ihrer Schnauze wieder gegen meinen Oberschenkel. Abwesend tätschle ich ihr den Kopf, bevor ich in den Verkaufsraum gehe und mich um die Eimer mit den Blumen kümmere. Eigentlich ist es nicht nötig. Sie sind frisch. Und noch feucht von der Kühlung im Großmarkt. Aber es ist keine Kundschaft da und ich muss irgendwas tun.
    »Habt ihr gestritten?«, hakt Daniel nach. In manchen Momenten hasse ich ihn dafür, dass er mich manchmal besser zu kennen scheint als ich mich selbst.
    »Nein«, behaupte ich. Denn eigentlich haben wir das auch nicht. Es ist nur so verdammt kompliziert.
    »Sondern?«
    »Will nicht drüber reden«, brumme ich.
    »Okay«, erwidert Daniel lang gezogen und klingt ein bisschen amüsiert. Ich mag es nicht, wenn er diesen Unterton hat. Weil ich mir dann wie ein Idiot vorkomme. Welch Ironie…
    »Soll ich die restlichen Ranunkeln da drüben aufbinden?«, biete ich an, ohne weiter auf ihn einzugehen. Ich muss etwas tun, jetzt. Irgendwas. Und wenn es nur ein beschissener Strauß ist.
    »Wenn du möchtest«, entgegnet er knapp. Ich greife nach dem Eimer, nehme ihn und gehe an ihm vorbei in den Binderaum. Die Feuchtigkeit der frischen Stiele hinterlässt Wassertropfen, die sich auf der alten Zeitung ausbreiten und zu einem nassen Fleck werden. Die Druckerschwärze verschwimmt. Nur ein wenig. Kaum wahrnehmbar. Vermutlich ist es das nur für mich. Ich befreie die Stiele im unteren Bereich von den Blättern und schneide sie dann zurecht. Spüre die holzigen Enden an meinen Fingern. Unebenheiten und Blätter. Meine Finger… zu rau für seine weiche Haut… nicht gut genug… ich… für ihn… Ich wusste es. Von Anfang an… Wieso, verdammt noch mal, lieb ich ihn nur so?
    »Schätze, der ist dann wohl nicht für den Verkauf?« Daniel mustert meinen Strauß. Ich hab noch mal angefangen. Jetzt ist er blau und weiß. HSV-Farben. Für mein HSV-Mädchen.
    »Nein, ich… sollte was gutmachen«, gebe ich zu.
    »Habt ihr doch gestritten?«
    »Nicht direkt«, weiche ich wieder aus und bin froh, dass er dieses Mal nicht weiter nachfragt. »Er ist krank und ich wollte gestern zum Kurs und… Na ja, jedenfalls sollten wir das Essen wohl auf nächste Woche verschieben.«
    »Du warst nicht im Kurs?« Daniels Stimme klingt verwundert.
    »Nein.« Ich schüttle den Kopf. »Ich hoffe, ich hab nicht so viel verpasst, aber er hatte Fieber und wollte, dass ich bleibe.«
    »Verstehe. Hoffe, du hast ihn ausreichend gepflegt.«
    »Es ging ihm wirklich schlecht, sonst wäre ich gegangen«, versichere ich. »Bestimmt kann ich es nachholen.« Ich sollte Manu zurückrufen. Vielleicht kann ich sie treffen und sie kann mir sagen, was wir gemacht haben.
    »Du hattest gar nicht erwähnt, dass er mittlerweile Bescheid weiß«, stellt Daniel verwundert fest.
    »Oh, ich… Nein«, sage ich und starre auf den Strauß. Ich weiß, ich sollte es richtigstellen. Sollte ihm sagen, dass Josh gar nichts weiß. Dass er vermutlich nicht einmal ahnt, was mit mir los ist. Aber ich kann es nicht. Und ich hab nein gesagt. Nicht meine Schuld, wenn er es nicht richtig versteht.
    »Und?«
    »Was und?« Meine Hand krampft sich um den Strauß.
    »Na, wie hat er reagiert?«
    »Okay«, sage ich mit schwacher Stimme und schlucke. Ich bin sicher, dass er mir die Wahrheit, nämlich dass ich nichts gesagt hab, ansehen kann.
    »Okay?« Verblüfft zieht Daniel die Augenbrauen hoch. Vermutlich denkt sogar er, dass Josh mich, wenn er die Wahrheit kennen würde, sofort verlässt.
    »Ja, okay «, sage ich und mein Tonfall macht unmissverständlich klar, dass ich nicht weiter darüber reden will. »Also, was ist mit Samstag nächste Woche?«
    »Lass mich nachdenken…« Daniel seufzt und macht eine kleine Pause, um gedanklich seine Termine zu sortieren. Ich bin ihm dankbar, dass er nicht nachbohrt. Ich bin nicht sicher, ob ich es geschafft hätte, ihn weiter anzulügen, um einer neuerlichen Diskussion zu entgehen.
    »Eigentlich wollte ich Samstag mit Martin… Aber wir könnten das verschieben und…«
    »Es geht bestimmt auch an einem anderen Wochenende«, sage ich schnell. Martin ist dieser Freund, mit dem er sich in letzter Zeit öfter mal trifft und nicht allzu viel darüber redet. Ich

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