Zwischen den Zeilen
ist es schön und irgendwie mag ich es. Alles ist schön. Diese Stimmung, der Wein, der mir mittlerweile wohl ein bisschen zu Kopf steigt, Ben und ich hier auf diesem Balkon mit gutem Essen und Freunden.
»Du auch?«, fragt Daniel, der während meines Nachdenkens Martins Glas gefüllt hat, nun an mich gewandt.
»Nein, danke«, lehne ich ab. Ich glaube, für heute hab ich genug.
»Mögt ihr noch ein bisschen Käse zum Abschluss?«, erkundigt er sich.
Ich schüttle den Kopf. Ehrlich gesagt wäre mir eher nach einer Zigarette.
»Ich glaube, Josh könnte man jetzt eher mit einer Zigarette glücklich machen«, liest Ben meine Gedanken.
»Hm«, bekenne ich mich schuldig und fühle mich ein bisschen ertappt. Aber andererseits finde ich es irgendwie auch süß von ihm. Vor allem, weil er selbst ja nicht raucht.
»Da würde ich mich vielleicht anschließen«, gesteht Martin fast genauso verlegen und nimmt dann den letzten Schluck Wein.
»Super.« Ich bin erleichtert. »Ist es okay, wenn wir hier auf dem Balkon rauchen?« Fragend sehe ich in Daniels Richtung.
»Klar.« Er nickt großzügig und schickt sich an, die ersten Teller zurück in die Küche zu tragen. »Ich bringe euch gleich einen Aschenbecher.«
»Ich kann ihn auch holen«, biete ich an, lasse Bens Hand los und stehe von meinem Stuhl auf. »Ich hab meine Schachtel sowieso oben liegen lassen.«
»Kannst eine von mir haben.« Martin zieht ein Päckchen Marlboro aus der Hosentasche und legt es auf den Tisch.
»Danke!«, sage ich nickend.
»Allerdings hab ich kein Feuer. Meins hat den Geist aufgegeben.«
»Besser so«, brummt Daniel.
»Ich arbeite dran«, gesteht Martin schuldbewusst und legt dabei liebevoll seine Hand auf Daniels Rücken.
»In der Küche sind Streichhölzer«, murmelt der ein wenig verlegen und streift dann kurz Martins Schulter. Schätze, der Abend zu viert wird nicht mehr allzu lang, aber da hab ich absolut nichts dagegen. Schnell staple ich ein paar der restlichen Teller, um ihm nicht mit leeren Händen in die Küche zu folgen.
»Wohin damit?« Ich stelle die Teller neben der Spüle ab. Daniel hat die Spülmaschine geöffnet und ist bereits dabei sie einzuräumen.
»Die Teller kommen alle in die Maschine, nur die Gläser spült man besser von Hand. Ich hol dir den Aschenbecher.« Daniel scheint einen Moment zu überlegen, wo er ihn hingeräumt hat. Dann geht er rüber ins Wohnzimmer, während ich beginne, den Stapel Teller, der in der Spüle steht, und ein paar leere Schüsseln und Schalen, die er wohl zum Vorbereiten verwendet hat, ebenfalls einzuräumen.
»Danke«, sagt Daniel und steht mit einem Aschenbecher und einer Packung Streichhölzer in der Tür.
»Geklaut?«, kann ich mir nicht verkneifen. Denn es ist ein Glasaschenbecher mit Luckies -Aufdruck, wie man ihn, bevor sie es überall verboten haben, aus Kneipen kennt.
»Keine Ahnung, ist noch von Gerd.« Daniel lächelt milde. »Irgendwoher musste der Krebs ja kommen.«
»Oh, das… tut mir leid«, sage ich ehrlich. Ich wusste, dass er Krebs hatte. Aber Ben hat nie drüber gesprochen, welchen oder woher.
»Schon in Ordnung.« Daniel seufzt. »Ich hab's ihm oft gesagt, aber man kann einen Menschen nicht ändern.«
»Nein, wohl nicht«, sage ich. »Aber es ist auch nicht so einfach aufzuhören. Ich versuch's gefühlt seit einer Woche, nachdem ich damit angefangen hab.« Ich lächle und er steigt ein wenig wehmütig darauf ein.
»Ben hat gar nicht erwähnt, dass du aufhören willst«, sagt er.
»Oh… ich hoffe, er hat auch ein paar andere Dinge nicht erwähnt.« Ich grinse vielsagend.
»Ich kann dich beruhigen. Er redet nicht viel über solche Dinge.«
»Solche Dinge?«
»Na ja, Beziehungen und so. Aber ich glaube, er mag dich wirklich sehr, Josh.«
»Ich ihn auch«, gebe ich irritiert zu. Irgendwie kann ich die Richtung, in die dieses Gespräch geht, nicht so recht deuten. »Ich meine, er ist toll und… na ja, wir sind… verknallt.« Ich lache und zucke mit den Schultern. Besser, ich relativiere das mal ein bisschen. Denn verknallt ist ziemlich untertrieben. Aber ich kenne Daniel nicht gut genug, um ihm zu sagen, dass ich Ben liebe. Das sage ich nur ihm. Sonst geht es niemanden was an.
»Es ist schön, dass er jemanden wie dich gefunden hat.«
»War nicht so schwer, ich bin ihm ziemlich nachgelaufen.« Bin ich wirklich. Ich dachte echt, ich sterbe da an der Alster. »Ich wusste schon damals, dass er die drei Kilometer wert ist…« Keine Ahnung, ob er die Story
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