Zwischen den Zeilen
kenne ihn nicht, aber ich schätze, da ist mehr zwischen ihnen, als Daniel sich eingestehen will.
»Du musst Martin nicht deswegen absagen. Trefft euch ruhig, wir finden einen anderen Termin.«
»Ach, lass mal, so wichtig ist das jetzt auch nicht«, wiegelt Daniel ab. »Lass uns nächsten Samstag festhalten.«
»Vielleicht hat Martin ja Lust auch zu kommen«, schlage ich vor. Erstens fände ich es schön, wenn Daniel wieder jemanden findet, und zweitens hätte es dann für Josh nicht so was von Antrittsbesuch. Auch wenn ich da noch was guthab, wenn ich an die Kaffeetafel bei seinen Eltern zurückdenke.
»Hm…« Daniel klingt unentschlossen.
»Wir könnten den Grill anwerfen. Das Wetter soll gut werden«, versuche ich ihm meinen Vorschlag schmackhaft zu machen.
»Ja, vielleicht«, zögert er immer noch.
»Ich bin sicher, Gerd hätte nichts dagegen.« Ich zupfe ein Blatt aus dem HSV-Strauß, bevor ich ihn ansehe. Irgendwie will ich, dass er das weiß.
»Denkst du?« Für einen winzigen Moment erkenne ich Schmerz in seinem Gesicht.
»Ganz sicher.« Ich nicke und auch in meiner Kehle wird es eng, als ich mich zu einem Lächeln zwinge. »Vielleicht solltest du Josh kennenlernen und ich Martin…«
»Er kommt aus München«, warnt Daniel.
»Vielleicht sollten wir uns dann nicht über Fußball unterhalten.« Ich muss lachen. Sollten wir wohl wirklich nicht.
»Okay, ich frag ihn.« Daniel nickt und wirkt irgendwie erleichtert.
»Super.« Ich nicke ebenfalls. »Kannst du mal halten?« Ich drücke ihm Joshs Strauß in die Hand.
»Falscher Verein«, brummt Daniel, während ich mich unter den Tresen bücke und dort nach einer der Vasen greife.
***
»Hey!«
Er trägt immer noch seinen Schal um den Hals, aber er ist nicht mehr so blass wie gestern.
»Hi!« Er schließt seine Augen und reckt mir die Wange entgegen. Flüchtig drücke ich meine Lippen darauf, spüre seine warme, glatte Haut und rieche sein Haar.
»Geht's dir besser?«, erkundige ich mich.
»Bisschen«, bestätigt er und zieht dabei den Saum seines Shirts glatt. »Was hast du da?« Neugierig stellt er sich auf die Zehenspitzen und versucht so, einen Blick hinter meinen Rücken zu erhaschen.
»Nichts«, behaupte ich und kann mir ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen.
»Zeig her!«, fordert er, tritt einen Schritt auf mich zu, umarmt mich und tastet dabei hinter meinem Rücken nach meiner Hand, in der ich den Strauß halte.
»Hier, für dich«, gebe ich schließlich auf und ziehe den Strauß zwischen uns. »Hab gehört, Mädchen stehen auf Blumen. Und wegen gestern… Es tut mir leid.« Schuldbewusst sehe ich ihn an.
»Oh!« Verzückt betrachtet er den Strauß, nimmt ihn aus meiner Hand und befummelt eine der Ranunkeln. »Das ist total süß. Danke!«
Ich kann förmlich sehen, wie sich das Lächeln von seinen Lippen über sein ganzes Gesicht ausbreitet. Und er ist wunderschön, wenn es das tut.
»Ich dachte… wegen gestern und… diese Sache mit dir und mir… Das ist mir wichtig Josh, ich will, dass du das weißt.«
»Schon in Ordnung«, sagt er großzügig, legt seine Arme um meinen Hals und zieht mich tiefer in die Wohnung. Ich greife nach hinten und schließe die Tür, während er schon mit seinem Mund nach meinem sucht und sich ein wenig gegen mich drängt. Sanft spüre ich seine Zunge, die spielerisch über meine Lippen streicht, sie teilt und zärtlich nach meiner sucht.
Ich betrachte seine geschlossenen Augen und die flatternden Wimpern für einen kurzen Moment, bevor ich meine schließe, mit meinen Händen seinen Hintern suche und den Kuss schließlich erwidere. Warm schmiegt er sich an mich, ich spüre seinen schmalen Körper in meinen Armen, seine Rippen unter dem dünnen Stoff des Shirts und seinen Schwanz, der sich an meinem Oberschenkel aufrichtet. Wieder küsse ich ihn. Zärtlich und begehrlich. Und genieße dieses Gefühl, das von meinem Körper Besitz ergreift und die Angst wegwischt. Gott, das fühlt sich so richtig an. Wie kann er nur glauben, dass er mir nicht reicht?
»Liebe dich, du albernes, unanständiges HSV-Mädchen«, nuschle ich, als er kurz von mir ablässt, presse meine Stirn an seine und sehe ihm in die Augen.
»Ich dich auch, Mr. Bremen«, sagt er seufzend, bevor ich erneut das Metall seines Piercings an meiner Unterlippe spüre und er mit seiner Zunge nach meiner sucht. »Ich hab das Bett frisch bezogen, denkst du, du kriegst in der HSV-Bettwäsche auch ohne Alkohol einen
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