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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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schaut Haug mich irgendwie komisch an. Ich bin nicht sicher, ob er mich wiedererkannt hat. Aber selbst wenn... Ben ist nicht hier und ich bin ein Kunde. Ich hätte echt schwören können, dass er schwul ist. Eigentlich ist mein Radar ziemlich zuverlässig. Aber eine andere Erklärung für die ominöse Marlene fällt mir beim besten Willen nicht ein.
    »Oh, ja, ich hätte gerne ein paar Blumen«, sage ich wenig geistreich – aber da ich lernfähig bin, füge ich dieses Mal wenigstens ohne Nachfrage einen Strauß an. »Er ist für meine Mutter. Ich glaube, Rosen wären gut. Ich hab neulich einen bei Ihnen gekauft und sie war völlig begeistert.« Für einen Moment komme ich mir wie ein schlechter Sohn vor, weil ich es nicht geschafft habe, sie am Wochenende zu besuchen und ihn ihr zu schenken. Ich werde das nachholen.
    »Rosen«, wiederholt er, lächelt freundlich und nickt dabei.
    »Ungefähr so für fünfundzwanzig Euro«, sage ich. Der Strauß für Frau Sommer war zwar nicht ganz so üppig wie der, den Milla in den Küchenabfalleimer befördert hat, aber er war ausreichend. Außerdem wird mein Stalking, wenn ich das hier noch eine Weile betreibe, echt teuer. Und wenn Ben noch nicht einmal da ist, muss das genügen. Ich brauche noch Zigaretten. Die letzten beiden Tage habe ich mich irgendwie so durchgeschnorrt.
    »Sind die hier in Ordnung?« Haug weist mit dem Kopf auf den Kübel mit Rosen in einem hellen Cremeton. »Oder sollen es lieber rote sein?«
    »Nein, ich glaube, weiß ist in Ordnung.«
    »Okay.« Er greift nach dem Kübel, trägt ihn rüber zum Kassentresen, nimmt die Blumen und legt sie hinter sich auf dem schmalen Tisch ab. »Mit Grün?«, erkundigt er sich.
    »Oh… ähm…«, ich starre ins Wasser des Kübels, in dem ein paar Blätter schwimmen, »keine Ahnung.«
     
    ***
     
    Der Strauß ist ganz hübsch geworden. Wenn auch nicht so schön wie der letzte. Aber es kann sein, dass es Einbildung ist, weil ich Vollidiot ja fest daran glaube, dass den letzten Strauß eben Ben gemacht hat. Der ist natürlich immer noch nicht aufgetaucht. Hat mich also fünfundzwanzig Euro gekostet und war voll für den Arsch.
    »Wiedersehen.« Ich drehe mich um, um zu gehen, als die Glocke ertönt und die Tür sich öffnet. Ein graues Riesenvieh, etwa von der Größe eines Kalbes, läuft auf mich zu und bellt halblaut dabei. Klingt nicht unbedingt so, als sei es über meine Anwesenheit erfreut. Und ich selbstredend auch nicht über seine.
    Scheiße! Das da ist ein ziemlich großer Hund und ich kann Hunde nicht nur nicht leiden, ich hasse sie. Als Kind bin ich mal von einem Spitz gebissen worden und hab eine Narbe auf der Wange zurückbehalten. Seitdem hab ich zu Hunden ungefähr das gleiche Verhältnis wie zu Gott und seinen Jungs und vor allem, was größer als ein Chihuahua ist, einen Heidenrespekt. Und dieser Hund da ist definitiv größer. Er ist... riesig!
    »Sorry, wir haben den Schlüssel vergessen«, sagt Ben, der sich nun gut gelaunt hinter dem Riesenhund durch die Tür schiebt. Er trägt wieder das Blattgold -Shirt, die Hose, die er in der Kirche anhatte, und dazu eine lederne Hundeleine um den Hals.
    Für den Bruchteil einer Sekunde schaffe ich es, ihn anzuschmachten, was mich, im Angesicht des Todes in Form dieses Riesenhundes ziemlich irritiert, aber dann ergreift mich die Panik und ich mache ein paar schnelle Schritte in Richtung Ausgang. Eigentlich sollte ich langsam gehen, denn wenn man sich zu schnell bewegt, merken sie ja angeblich, dass man Angst hat. Aber da kann ich grad echt keine Rücksicht drauf nehmen.
    Und natürlich gelingt es mir auch nicht, mich unbemerkt an dem Vieh vorbei auf die Straße zu schleichen, denn es kommt auf mich zu und bleibt nur ein paar Zentimeter vor mir stehen. Sein Maul ist auf Höhe meines Reißverschlusses und auch wenn es, ohne meine Panik betrachtet, nicht sonderlich hungrig aussieht, ist das definitiv kein beruhigendes Gefühl.
    »Marlene!« Ben macht zwei schnelle Schritte in meine Richtung und hakt zwei Finger unter das Halsband. Als ob er sie daran zurückhalten könnte. Das funktioniert nicht mal mit seinem Oberarm.
    »Sorry«, sagt er in meine Richtung und lächelt dabei.
    »Hi«, antworte ich dämlich und mache einen weiteren Schritt zur Seite. Dummerweise steht da wohl ein Blumenkübel, der scheppernd hinter mir zu Boden fällt. Super Josh! Ganz großes Kino.
    »Marlene!«, sagt nun auch Haug und lässt einen leisen Pfiff folgen, der den Hund, der ganz

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