Zwischen den Zeilen
blöd, die eine Kante ist so klein, dass man es nicht reparieren kann. Mein Doc meinte, es würde nicht halten. Das größere Stück hat er aufgebaut und man sieht es nur, wenn man es weiß.«
Ich wusste es. Irgendwie niedlich.
»Ich hoffe, der, zu dem ich gehe, ist auch fähig«, sage ich. »Ich war bisher noch nie dort. Mein alter ist letztes Jahr in Rente gegangen und jetzt war ich beinahe ein ganzes Jahr nicht.« Ich hoffe, es bleibt dabei, dass ich nur eine kleine Füllung hab.
»Wo gehst du denn hin?«, will er wissen.
»Dr. Marx und Kollegen heißen die, glaube ich.« Daniel geht da auch hin und ist ziemlich zufrieden. Ist ein bisschen Fahrweg, aber sie haben ganz gute Öffnungszeiten.
»Witzig, da bin ich auch«, sagt er.
»Echt?« Misstrauisch sehe ich rüber zu ihm. Ziemlich viel Zufall. Aber er nickt. Anscheinend ist er tatsächlich dort.
»Ja, es ist nahe am Büro. Diese Sache mit dem Schneidezahn ist mir beim Arbeiten passiert. Und ich konnte dann gleich in der Mittagspause vorbeikommen und sie haben es repariert.«
»Wie wäre es mit Samstag?«, schlage ich vor.
»Samstag?«
»Wegen der Verabredung«, erinnere ich ihn. »Ich hab morgens zwar eine Hochzeit, die ich dekorieren muss, aber die ist schon um zwölf und danach muss ich nur noch mal kurz zu Daniel in den Laden.«
»Ist dieser Daniel eigentlich dein Freund?«, fragt er und klingt dabei ein bisschen schüchtern. Und die Art, wie er mich dabei ansieht, verursacht ein warmes Kribbeln in meinem Bauch.
»Nein, er ist nur mein Chef«, sage ich schnell.
»Samstag, hm...« Er überlegt kurz. »Ja, ich glaube, das müsste wohl gehen.«
»Wir sollten noch mal Nummern tauschen, damit du sie nicht wieder verlierst«, schlägt er vor. Mittlerweile stehen wir an der Haltestelle, warten auf seinen Bus und ehrlich gesagt, wäre ich nicht böse, wenn er Verspätung hätte. Auch wenn es so langsam kühl wird und ich ernsthaft erwäge, auf der Stelle zu trippeln.
»Klingt gut.« Ich nicke.
»Hast du dein Handy dabei?«, will er wissen.
»Nein«, gestehe ich bedauernd. »Ich habe es eigentlich nie mit, wenn ich laufen bin.«
»Okay, dann gib mir deine«, bittet er. Ich sage ihm meine Nummer und er speichert sie in seinem Handy.
»Wenn du willst, kannst du dir meine noch mal aufschreiben«, bietet er an.
»Ich hab keinen Stift«, weiche ich aus.
»Ich aber… Berufskrankheit«, sagt er triumphierend, schlägt auf die Taschen seines Kapuzenpullovers und fördert von dort einen Kugelschreiber zu Tage. Keine Ahnung, wie der unsere Runde dort überstanden hat.
»Oh, ich…«, sage ich verlegen.
»Papier wär cool«, stellt er fest.
»Stimmt«, pflichte ich bei.
»Ich schreib sie dir einfach auf deinen Unterarm«, sagt er.
Es kitzelt leicht, als er die Zahlen auf die Haut an der Innenseite schreibt. Er malt ein kleines Herz dahinter und ich glaube, das soll dann wohl noch sein Name sein.
»Also bis Samstag dann«, sagt er, als der Bus heranfährt.
»Bis Samstag.« Die Türen öffnen sich mit einem Zischen.
»Ich freu mich.« Er haucht mir einen Kuss auf die Wange und ist dann schon die Stufen nach oben gestiegen. Er legt dem Fahrer das Geld hin, während ich versuche, die Stelle zu fühlen, auf die er für den Bruchteil einer Sekunde seine Lippen gedrückt hat.
»Freu mich auch«, murmle ich mehr zu mir selbst gegen dieses Gefühl in meinem Bauch, das ich eigentlich nicht zulassen will.
»Kann sein, ich werd dich anrufen«, ruft er fröhlich in das Schließen der Tür.
»Okay«, sage ich und hebe die Hand. Josh geht im Bus nach hinten und sucht sich einen Sitzplatz, während der sich schon wieder in den vorbeifahrenden Verkehr einreiht. Kurz sehe ich ihm nach, wie er mir noch einmal aus dem Seitenfenster zuwinkt, bevor er endgültig aus meinem Blickfeld verschwindet.
Ich muss duschen. Also setze ich mich in Bewegung und laufe nach Hause. Irgendwie beschwingt. Ich habe ein Date mit ihm. Und seine Nummer auf meinem Unterarm.
***
»Dein Handy«, sagt Daniel einen Tag später. Und bevor ich mich umgedreht hab, hat er es schon in der Hand. Seit wir Nummern getauscht haben, schleppe ich es, ganz entgegen meiner Art, überall mit hin.
»Wollte nur sicher sein, dass ich wirklich ein Date bekomme. Viel Spaß beim Zahnarzt morgen. Josh«, liest er vor.
»Gib her!«, fordere ich ihn auf und versuche, danach zu greifen. Aber natürlich lässt er sich diesen Spaß nicht entgehen.
»Du hast ihm gesagt, dass du einen Zahnarzttermin
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