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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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Simon provokativ gut gelaunt an und kramt dann seufzend in seiner Umhängetasche. Interessant, was er außer Zigaretten noch so alles mit sich rumschleppt.
    »Danke, Mann.« Ich greife nach der Kippe und drehe sie nervös zwischen meinen Fingern. Am liebsten würde ich sie mir sofort hier anstecken.
    » De rien .« Er macht eine abwinkende Handbewegung. Der Lift bewegt sich mit einem Ruck und wir fahren nach unten.
    »Also, wir sehen uns dann morgen beim Spiel«, verabschiedet sich Simon von seinen Kollegen. Der Fahrstuhl hält im Erdgeschoss und die Tür öffnet sich.
    »Klar, bis dann«, entgegnet der Holger.
    Beim Spiel. Ich schlucke. Fußball. Am Wochenende spielt der HSV. Zu Hause gegen Hannover. Und wenn sie nicht drei Punkte holen, dann wird es diese Saison verdammt eng. Eigentlich hatte ich überlegt, auch ins Stadion zu gehen, aber manchmal hab ich das Gefühl, sie verlieren immer dann, wenn ich live dabei bin. Also sollte ich's mir wohl bis zum Ende der Saison verkneifen. Oder bis sie wenigstens sicher sind. Schließlich will ich nicht für ihren ersten Abstieg in der Vereinsgeschichte seit Bestehen der Bundesliga verantwortlich sein. Außerdem muss ich Samstag eigentlich zur Spätschicht in die Videothek. Ich muss unbedingt noch bei Günther anrufen, dass ich das Date meines Lebens habe und unmöglich kommen kann. Günther ist mein Chef. Er trägt manchmal Fummel und nennt sich dann Chantal. Eigentlich arbeite ich nur wegen ihm in der Videothek. In der Stellenanzeige damals stand nämlich nichts von Pornos. Aber Günther ist okay und ich kann mir, falls nicht viel los ist, Sachen aus der Redaktion mitnehmen und sie nebenbei erledigen. »Gott, dieser Typ ist so furchtbar«, sage ich, als Simon und seine Kollegen außer Hörweite sind, während ich mir die Kippe anzünde.
    »Ist schlecht für die Haut«, ermahnt Claude mich noch mal.
    »Scheiß drauf«, entgegne ich.
    »Kennst du diesen Idioten etwa?«
    »Flüchtig, von der Uni. Er hat meinen Job«, brumme ich missmutig.
    »Du meinst das echt ernst mit dem Sport, oder?«
    »Klar.«
    Claude seufzt. Dieses Ding mit dem Fußball kann er nicht wirklich nachvollziehen. Er schaut nur, wenn Welt- oder Europameisterschaft ist. Und dann vermutlich wie eine Frau. Während der Hymne schaut man sich an, welches Team besser aussieht und für die ist man dann. Wie Milla. Sie ist meistens für Schweden. Manchmal auch für Portugal. Und für Spanien, aber das zuzugeben traut sie sich mittlerweile nicht mehr, wenn ich im Raum bin. Weil Spanien und ich… Na ja, das ist so in etwa das gleiche Thema wie Hunde und Gott. Ich hasse Fernando Torres. Auch wenn er sexy ist und seine Sommersprossen ganz nett sind. Aber leider helfen sie ihm nichts. Ich hasse ihn trotzdem. Schließlich hat er uns rausgeschossen, damals bei der EM.
    Langsam gehen wir zur nächsten Straßenecke. Ich muss nach links, denn ich habe im Steintwietenhof geparkt. Eigentlich fahre ich meistens mit der U-Bahn. Hier in der Stadt einen Parkplatz zu finden, grenzt an Glücksspiel.
    »Bis Montag!«, verabschiedet Claude sich.
    »Bis Montag!« Ich hebe die Hand zum Gruß und biege in die Steintwiete ein. Sind nur ein paar Meter bis zu meinem Parkplatz.
    Ich nehme einen letzten Zug, schnippe die Zigarette in den Rinnstein und suche in meinen Taschen nach dem Schlüssel. Hoffentlich hab ich ihn nicht im Büro vergessen.
    Einen Moment bleibe ich stehen und taste meine Taschen ab. Den Typen, der einige Meter vor mir aus dem Wagen steigt, nehme ich erst gar nicht wahr. Er ist blond und erinnert mich ein bisschen an Ben.
    Ben? Oh Shit! Er erinnert mich nicht nur an ihn, er ist es! Stimmt, er hatte ja heute um vier einen Zahnarzttermin. Vielleicht sollte ich mich beeilen und ihm viel Glück wünschen. Aber ist irgendwie auch albern, am Ende denkt er noch, ich würde ihn wirklich stalken. Wobei er das, wenn er nicht völlig bescheuert ist, sowieso schon spätestens seit Mittwoch denkt.
    Aber bevor ich mich dazu entschließen kann, meinen Schritt zu beschleunigen, wird mir die Entscheidung, es doch nicht zu tun, abgenommen. Stattdessen verschwinde ich geistesgegenwärtig in einem Hauseingang. Die Praxis liegt in der anderen Richtung. Nicht sehr wahrscheinlich, dass sie in meine Richtung kommen. Ja, sie . Nicht er . Und ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll, dass da noch jemand aus dem Wagen gestiegen ist. Der Typ aus dem Blattgold . Der angeblich nur sein Chef ist.
    Vorsichtig werfe ich einen Blick auf die

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