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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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hast?«
    »Ja… und?«
    »Karies ist nicht sexy, Ben.« Er tippt etwas ins Display.
    »Was machst du da?«, frage ich. Auch wenn ziemlich klar ist, dass er ganz offensichtlich meine SMS beantwortet. Anscheinend fasst er sich kurz, denn das leise, ploppende Geräusch bestätigt das Senden, bevor ich irgendetwas dagegen tun kann.
    »So?« Triumphierend hält er mir das Teil vors Gesicht.
    »Wie witzig«, kommentiere ich genervt.
    »Klar bekommst du ein Date. Ich freu mich. Ben«, liest Daniel gut gelaunt und zieht dabei die Augenbrauen hoch. Offensichtlich hat er echt Spaß dran, für mich Amor zu spielen.
    »Gib her!«, fordere ich ihn noch einmal auf, nehme ihm das Teil ab und stecke es in meine Hosentasche.
    »Ich glaube, du hast eine Antwort bekommen«, sagt er und fasst mir dabei an den Hintern, während mein Handy tatsächlich vibriert.
    »Hau ab jetzt!« Ich drehe mich zu ihm um und knuffe ihn in die Seite. Aber es ist eher albern und nicht böse gemeint.
    »Wenn du frech wirst, gehst du morgen alleine zum Zahnarzt«, droht Daniel. »Aber gut, dass du mich dran erinnert hast, ich hätte es beinahe vergessen.«
     

Gruppenprophylaxe
     
    Josh
     
     
    »Sag mal, denkst du, es ist in Ordnung, wenn ich heute ein bisschen früher Schluss mache?«, frage ich Julie und setze einen Punkt hinter das letzte Wort des Satzes. Ich bin zwar längst noch nicht fertig, aber meine Artikel erscheinen sowieso nur irgendwo ganz hinten und Degenhardt braucht es ohnehin nicht vor Dienstag.
    Heute ist Freitag, die meisten aus der Redaktion haben schon Feierabend gemacht und ich hab echt keine Lust mehr. Und wenn ich keine Lust habe, kann ich es auch gleich lassen. Mein Vater hat recht, ich sollte an meiner Disziplin arbeiten. Mach ich dann ab nächster Woche.
    »Klar, denke schon.« Julie sieht kurz von ihrem Bildschirm auf und nickt.
    »Super.« Ich speichere den Artikel und fahre den Laptop herunter. Ziemlicher Mist, den ich da fabriziert habe. Und wie ich den Eierverschnürer kenne, wird er's am Ende bei der Schlusskonferenz zugunsten irgendwelcher uralten Promi-Flash-News sowieso rauskicken.
    »Hey, danke.« In letzter Sekunde erreiche ich den Fahrstuhl und schlüpfe hinein. Es ist kurz nach halb vier.
    »Ich glaube, wir fahren erst nach oben«, sagt Claude, der mir für meinen Dank gönnerhaft zunickt. Offenbar hat er auch nicht vor, bis zum offiziellen Feierabend um fünf zu bleiben.
    Der Lift setzt sich in Bewegung. Wir fahren tatsächlich nach oben.
    »Machst du auch früher Schluss?«, beginne ich ein Gespräch. Irgendwie bin ich heute gar nicht dazu gekommen, eine Zigarette mit ihm zu rauchen. Aber im Moment habe ich neben dem Artikel echt viele Sachen, die ich dringend bearbeiten muss.
    »Ja.« Er trägt eine knallgrüne, enge Jeans, blaue Socken und braune Schuhe, ein Jackett aus grobem Wollstoff, darunter ein buntes Hemd, eine Fliege und eine Schiebermütze auf dem Kopf. Dazu eine Umhängetasche, die bessere Zeiten gesehen hat und von irgendeinem Flohmarkt in Paris stammt.
    Ich mustere ihn kurz und schwöre mir, dass ich, ganz gleich, wie lange ich auf meinem Weg in den Himmel des seriösen Sportjournalismus bei einem bescheuerten Fashion-Magazin ausharren muss, niemals so enden werde, was die Klamotten angeht. Ich hab kein Problem damit, dass ich schwul bin. Aber man muss es ja nicht übertreiben.
    Millas Zumba-Hosen neulich an der Alster waren ein absoluter Notfall. Mittlerweile hab ich mir bei H&M welche für Männer zugelegt. Denn wie ich Ben hinterhergehechelt bin, war wirklich peinlich und hat mir zu denken gegeben. Ich bin sechsundzwanzig, ich sollte mal was für meine Kondition tun. Denn wenn sich zwischen ihm und mir echt was entwickelt, wovon ich in meiner grenzenlosen Selbstüberschätzung mittlerweile natürlich selbstredend ausgehe, lass ich ihn ganz sicher nicht mehr alleine an der Alster rumrennen. Wenn er dort auch nur einmal sein T-Shirt auszieht, ist er weg.
    »Woran bist du gerade?«, fragt Claude und holt mich damit unsanft aus meinen Gedanken an Ben ohne T-Shirt und daran, was ich Samstag zu unserem Date anziehen soll.
    »Immer noch an diesem Artikel über Trendfrisuren und Do-it-yourself-Blond. Du?«
    » Low-Budget Outfits für Karrierefrauen . Totale Scheiße, die Outfits, die wir shooten sollen, sehen schon auf den Fotos nur billig aus... Und Oliver dreht sowieso völlig am Rad wegen seiner Einladung zur Fashion Week im September, dabei ist es noch nicht mal richtig April und er sitzt irgendwo

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