Zwischen den Zeilen
schneller schlagen lässt. Ich weiß nicht mal wirklich, was es ist. Aber es fühlt sich gut an. So gut, dass es mir Angst macht. Alle Menschen, die mir wirklich nah sind, wissen, was mein Problem ist. Aber es sind Freunde, meine Familie. Sie müssen mich lieben. Josh muss das nicht… und ich weiß nicht, ob er es könnte, wenn er es wüsste. Ich weiß nicht mal, ob ich selbst es könnte...
Jemanden wie mich sucht man sich nicht aus, unter all den Menschen da draußen, als denjenigen, mit dem man zusammen ist. Nicht, wenn man es weiß. Also bin ich gut darin, es zu verstecken. Aber ich bin nicht perfekt. Und eigentlich will ich ihn nicht auch wieder belügen.
Aber er studiert, will irgendwann Journalist werden und Schrei-ben und Lesen bestimmen, neben den Tabellenergebnissen des HSV, sein Leben… Er redet von Dativ und Blasen und Hasen und er konnte vermutlich schon lesen, da war er fünf. Ich bin neunundzwanzig…
»Ich wüsste da übrigens was.« Seine Augen blitzen. Ich mag es, wenn er mich so ansieht. Macht ein schönes Gefühl in mir drin, das meine trüben Gedanken dahin zurückdrängt, woher sie gekommen sind. Ich bin echt verrückt nach ihm. Und er ist es nach mir. Nach meinem Bauch…
»Ach, und was?«, frage ich heiser, schon während ich ihn wieder an mich ziehe und meine Lippen auf seine presse. Forsch schiebe ich meine Zunge vor und dränge sie in seinen Mund. Bereitwillig gibt er mir nach und lässt sich küssen.
»Es reimt sich auf ein Tier mit langen Ohren, jedenfalls auf den Dativ und auf den Genitiv eigentlich auch…«, brummt er genießerisch und schmiegt sich ein wenig an mich. Sein Schwanz streift meinen Oberschenkel und ich kann seine Erregung spüren. Und ich selbst bin ebenfalls auf dem besten Weg, hart zu werden.
***
»Rechts oder links?« Ein wenig unschlüssig stehen wir an der Gabelung. Es gibt einen kniehohen Wegweiser aus verwittertem Holz. Leider keinen mit Symbolen. Die Worte darauf sind mit weißer Farbe geschrieben. Rechts ein kurzes, links ein längeres. Das kurze besteht aus drei Buchstaben. Zwei davon sind gleich, der erste könnte ein E sein. Wenn ich alleine wäre, würde ich mein Handy rausholen und sie ins Übersetzerprogramm eingeben, das ich in meinen Favoriten abgespeichert habe. Ich brauche ewig dafür, ein Wort einzugeben, weil ich die Buchstaben auf dem Display wiederfinden muss. Für das Wort, das nach links weist, würde ich definitiv zu lang brauchen. Viel zu viele Buchstaben.
Wenn man das richtige Lautsprechersymbol aktiviert, liest die Computerstimme es einem vor. Aber ich bin nicht alleine. »Keine Ahnung«, sage ich also in der Hoffnung, dass er es einfach vorliest. Aber leider erfüllt sie sich nicht.
»Entscheide du«, sagt er nur, legt seine Hand auf meine Schulter und küsst meine Wange. Das war eigentlich mein Part.
»Links oder rechts?«, fragt er, als ich weiter nichts dazu sage.
Ich starre auf das Schild, als würde das irgendwas ändern. Aber natürlich tut es das nicht.
»Rechts«, schlage ich vor. Bemüht, nicht unsicher zu klingen. Meistens kommt man damit irgendwie durch.
»Sicher?« Er zieht die Augenbrauen hoch.
»Wir können auch links, wenn du möchtest…«, biete ich an. Shit!
»Nein, lass mal«, sagt er. »Rechts ist schon in Ordnung. Ist um diese Jahreszeit vermutlich sowieso nichts los. Und schließlich hab ich ja wenigstens die Schuhe schon mal ausgezogen.«
Heinz sucht den Federballplatz
Josh
FKK – Na toll... Ich kann mir keinen schöneren Ort für ein romantisches Picknick mit meinem Date vorstellen. Es ist zwar ziemlich früh im Jahr für derartige Aktivitäten und vermutlich ist es selbst den Hardcore-Nudisten noch zu kalt, trotzdem hatte ich die Frage, ob er Richtung FKK -Bereich oder Familienstrand will, eher als Witz verstanden. Er anscheinend nicht.
Und jetzt hab ich die Bilder im Kopf, von Leuten, die so alt wie meine Eltern sind, und die, nur mit Socken und Tennisschuhen begleitet, im gemischten Doppel völlig zwanglos und asexuell Federball spielen. Und diese Bilder verschwinden nicht. Selbst dann nicht, wenn ich ausschließlich an seinen Arsch denke und mir einrede, dass es hier hoffentlich nirgendwo ein Netz gibt, das zu solcherlei Aktivitäten animiert.
Ich hätte ja echt nichts dagegen, seinen Hintern und den Photoshop-Bauch noch mal in Augenschein zu nehmen, aber ich fürchte, der FKK -Bereich eines Badesees ist nicht der geeignete Ort dafür.
Wenigstens scheint wirklich nicht allzu viel
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