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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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besser gewesen, sie hätte die Tür hinter mir geschlossen.
    »Echt?«
    »Ja, echt.«
    »Ach, Quatsch. Der wollte dich bestimmt nur veralbern. Oder mit dir flirten.« Nichts von beidem war für mich in diesem Moment irgendwie erstrebenswert.
    »Nein, das glaub ich nicht. Schau dir mal die Schrift an. Krass, oder? Ich musste dem alles vorlesen und außer seinem Namen alles eintragen.«
    »Echt jetzt? Der sah doch ganz normal aus.«
    »Na ja, ein bisschen komisch war der schon«, hat sie erwidert und wenn mein Fuß mich nicht daran gehindert hätte, wäre ich wohl einfach aufgestanden und gegangen. So musste ich auf Die Dummen sehen ja oft gut aus und den Vielleicht fickt er ja gut -Spruch warten. Zum Glück haben sie dann registriert, dass die Tür einen Spalt offen stand. Und ich hab weiter die Zähne zusammengebissen und den Schmerz ignoriert.
    »Hast du was?«, fragt er von hinten. Ich hab gar nicht bemerkt, dass ich stehen geblieben bin.
    »Nein.« Ich schlucke. Schlucke die Bitterkeit hinunter. Die Scham und dieses erniedrigende Gefühl, das da plötzlich wieder einmal in mir ist und das ich nur allzu gut kenne. Ich sollte nicht an solche Momente denken, vor allem nicht, wenn ich mit ihm zusammen bin. Aber es sind zu viele, um sie zu vergessen. Jeden Tag. Manchmal bilde ich mir ein, sie gar nicht mehr zu bemerken, und versuche mir vorzumachen, dass man sich daran gewöhnt. Aber das ist Bullshit! Und ich bin nicht blöd genug, es mir auch zu glauben. Ich bin nur zu blöd zum Lesen...
    Ich war mit Felix zusammen, damals, als diese Sache mit dem Fuß passiert ist. Er hat mich aus der Praxis abgeholt und mich gefragt, wieso ich ihn nicht gleich angerufen hab.
    »Kein Problem, ich hab das für ihn erledigt«, hat die Rezeptionistin ihm mitgeteilt und ihn mitleidig angesehen. So, als sei er mein Pfleger, der dann ab und zu in die Verlegenheit kommt, einen guten Fick mit mir zu haben.
    Mir wurde schlecht in diesem Moment.
    »Bist du okay?«, hat Felix besorgt gefragt.
    »Geht so«, hab ich zugegeben. Aber ich konnte es auf die entfernte Hafte und meine aufgeschnittene Fußsohle schieben.
    »Komm, ich helf dir«, hat er mir angeboten und mich gestützt. Und ich hätte kotzen können in diesem Moment. Weil ich es hasse, Hilfe zu brauchen. Auch wenn er eher den Fuß meinte als diese Sache mit dem Schreiben.
    Felix wusste es nicht. Ich war über fast zwei Jahre mit ihm zusammen, aber ich hab's nie geschafft, es ihm zu sagen. Stattdessen hab ich meine Maskerade perfektioniert. Ausreden erfunden. Kleine Lügen im Alltag, die nicht auffallen. Und ich hab eine ganze Menge Dinge einfach auswendig gelernt, damit er nichts bemerkt.
    Irgendwann ist er trotzdem dahintergekommen. Und die Sache mit uns war kurz danach vorbei. Weil er nicht weiter mit einem Idioten zusammen sein wollte. Auch wenn das angeblich nicht der Grund und der Zeitpunkt der Trennung nur zufällig ziemlich zeitnah war: Zehn Minuten, nachdem ich aufgeflogen bin. Wobei er da noch was von »Ich muss drüber nachdenken« gemurmelt hat. Keine Ahnung, ob aus Mitleid oder Höflichkeit. Zwei Wochen später war er dann mit einem Typen zusammen, den er an der Uni kennengelernt hatte.
    »Passt einfach besser«, hat er mir, als er seine Sachen abgeholt hat, gesagt. Natürlich… jeder Kerl der Welt passt besser als jemand wie ich.
    Er hat nicht verstanden, dass ich's ihm nicht sagen konnte. All die Zeit, die wir zusammen waren. Und ein bisschen war er wohl geschockt darüber, dass er's nicht bemerkt hat. Dass ich gut darin bin, so zu tun, als sei alles in Ordnung, und er all die Situationen, in denen ich Angst hatte, dass sie mich verraten könnten, einfach übersehen hat.
    »Wenn dir die Füße wehtun, zieh die hohen Schuhe aus«, necke ich Josh, versuche, die Gedanken an Felix aus meinem Hirn zu drängen, und höre ihn so entrüstet nach Luft schnappen, dass ich mir ein Grinsen nicht verkneifen kann. Ich mag ihn. Ich mag ihn wirklich sehr. Zu sehr vielleicht. Mehr als gut für mich ist.
    »Blödmann«, grummelt er und klapst mir dann leicht auf die Schulter. Die Berührung ist schön und doch will ich sie eigentlich nicht zulassen. Ich war durch mit dieser Beziehungssache nach Felix. Jedenfalls bis Josh mir über den Weg gelaufen ist…
    »So weit ist es doch gar nicht.« Ich sollte echt runterkommen und den Moment mit ihm genießen. Dieses Gefühl, mal wieder verknallt zu sein.
    »Klar, du rennst ja auch jeden Tag fünf Kilometer um die Alster«, scheint er sich zu

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