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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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unterdrücken. Aber so recht gelingt es mir nicht. Er hat irgendwas gemurmelt, als der Wecker mich aus dem Schlaf gerissen hat. Aber ich war schnell genug, ihn auszuschalten, dass er nicht wirklich wach geworden ist. Und jetzt liegt er oben in meinem Bett und schläft. Vermutlich sind wir, bis er aufwacht, längst wieder zurück.
    »Auch einen?«, holt Daniel mich aus meinen Gedanken an ihn und gestern Nacht.
    »Mhm.« Ich nicke, trete neben ihn, öffne den Oberschrank und greife nach einer der Tassen. Vielleicht hätte ich ihm Frühstück hinstellen sollen. Oder ich bringe auf dem Rückweg frische Brötchen mit. Ich hoffe, er ist noch nicht weg, wenn ich wieder zurück bin. Aber er hat geschlafen wie ein Stein, ich schätze, er hat nicht mal bemerkt, dass ich ihn eine ganze Weile ansehen musste, bevor ich ihn geküsst und mich dann zur Tür hinausgeschlichen hab.
    Er sieht wunderschön aus, wenn er schläft. Seine schmale Brust, die sich hebt und senkt. Und seine langen Wimpern, die dabei manchmal ein wenig flattern. Aber nur ein winziges bisschen. Man kann es nur sehen, wenn man dicht neben ihm liegt.
     
    ***
     
    »Ist das ein A ?«, frage ich Daniel.
    »Hm?« Mittlerweile sind wir am Dammtor. Auf der linken Seite kann ich die großen, roten Leuchtbuchstaben des Kinos über dem Eingang sehen. Ich weiß, dass das Wort, das man lesen kann, Cinemaxx heißt. Aber ich weiß es nur, weil das der Name des Kinos ist. Einer der Buchstaben ist wohl defekt.
    »Da drüben, das kaputt ist«, sage ich und weise mit dem Kopf in die entsprechende Richtung. Die Ampel springt auf Grün und Daniel schaltet in den ersten Gang.
    »Ja, wieso?«, will er wissen und klingt ein bisschen verwundert.
    »Nur so«, sage ich verlegen. »Ich war nicht ganz sicher.«
    »Ist es«, sagt er und nickt.
    »Gut«, stelle ich erleichtert fest. Irgendwie ist es komisch, aber seit ich Josh kenne, bemühe ich mich wieder mehr darum, mich an das Wenige, von dem ich irgendwann mal gehört habe, zu erinnern. Viel ist es nicht. Nur ein paar Buchstaben. Und wenige Wörter. Aber immerhin ist es besser als nichts.
    Einen Moment lang überlege ich, starre hinaus in die Dunkelheit und auf die Straße, die an uns vorbeifliegt. Es ist kaum Verkehr. Straßenlaternen beleuchten parkende Autos. Daniel stoppt den Lieferwagen an der nächsten Ampel. Über der Kreuzung sind Schilder. Ein blaues Schild mit einem Autobahnzeichen. Darunter ein weißes. Vermutlich steht Bremen drauf. Denn es ist ein B . Und auf dem weißen steht wohl Hauptbahnhof. Jedenfalls zeigt es in die entsprechende Richtung. Ich glaube, ich sehe wieder ein A . Ein kleines dieses Mal. Hinter einem großen H . Aber sicher bin ich mir nicht.
    »Hast du heute vielleicht kurz Zeit?«, frage ich zögerlich.
    »Bist du nicht beschäftigt?« Daniel grinst wissend.
    »Weiß noch nicht«, gebe ich zu.
    »Aber ihr seht euch schon wieder, oder?«
    »Denke schon.« Ich nicke. »Und… ich bräuchte mal deine Hilfe. Ich dachte, ich sollte mich vielleicht mal informieren, im Internet, oder so.« Eigentlich hasse ich es, ihn um Hilfe zu bitten. Auch wenn ich mich nach all der Zeit und allem, was er für mich tut, wohl dran gewöhnt haben sollte.
    »Über einen Kurs?«, fragt Daniel sofort. Er wäre irgendwie nicht Daniel, wenn er nicht wüsste, worauf ich hinauswill.
    »Hm. Weil, na ja, Josh und ich, wir… sind wohl zusammen«, sage ich leise und vermeide es, ihn anzusehen.
    Es ist ungewohnt, es auszusprechen. Aber es fühlt sich gut an. Jedenfalls würde es sich das, wenn da nicht mein Problem mit dem Lesen und Schreiben wäre. Und eigentlich will ich Josh nicht genauso anlügen, wie ich es bei Felix die ganze Zeit getan hab. Aber es ihm einfach zu sagen, ist auch keine wirkliche Option. Ich würde es nicht ertragen, wenn er abgestoßen wäre davon. Und ich glaube, ich könnte es auch nicht ertragen, wenn er so tun würde, als würde es ihm nichts ausmachen. Es macht ihm was aus. Es macht jedem was aus. Es würde selbst mir etwas ausmachen.
    Ich weiß, dass solche Kurse angeboten werden. Daniel hat sich da schon einige Male ungefragt für mich informiert. Und Hamburg soll verhältnismäßig gut aufgestellt sein, was das angeht. Neulich gab es sogar einen Bericht von irgendjemandem, der es durch einen dieser Kurse wohl gelernt hat, in der Zeitung. Allerdings war er schon älter. Und früher konnte es vermutlich leichter passieren, dass jemand durchs System rutscht. Ich schätze, in meinem Alter gibt es wohl kaum noch

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