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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Jahr hatte er zu trinken begonnen, wie er es für einen Iren für angemessen hielt, er hatte sich mit anderen Frauen herumgetrieben, weil er schließlich ein Mann war, und am Ende hatte er sie geschlagen, denn das tat ein richtiger Mann, wenn seine Frau ihn anpöbelte.
    »Und dann habe ich Schluss gemacht«, sagte sie und sah Johansson mit ernster Miene an. »Er hat mich brutal geschlagen, und danach habe ich Gott für jeden Schlag gedankt. Und Schluss gemacht. Aber es hat fast zwei Jahre gedauert.«
    »Ach«, sagte Johansson.
    »Daraufhin wollte er sich das Leben nehmen«, sagte Sarah und lachte, während sie zugleich den Kopf schüttelte. »Es war keine schlechte Vorstellung, das kann ich Ihnen sagen. Wir wohnten im zweiten Stock. Es waren höchstens fünf Meter vom Balkon nach unten, und unten wuchs Gras, deshalb war es einfach unmöglich, das Ganze nicht zu überleben, und das war sicher auch meine Schuld. Als Selbstmordversuch war es wie alle seine Unternehmungen.«
    »Aber trotzdem hat er Sie als Erbin eingesetzt«, sagte Johansson. Als er es dann doch noch geschafft hat, dachte er.
    »Ja, so war er eben. Wenn ihm etwas nicht passte, dann verdrängte er es ganz einfach. Er ist nie darüber hinweggekommen, dass ich mit ihm Schluss gemacht habe. Er hat sich immer wieder bei mir gemeldet, obwohl es schon zehn Jahre her ist. Er rief manchmal mitten in der Nacht an, oft wollte er einfach nur mitteilen, dass er eine Neue kennen gelernt hatte.« Sarah seufzte. »Und allen, die ihm zuhören wollten, erzählte er immer wieder, dass wir noch immer zusammen wären.«
    »Er scheint ja ziemlich komisch gewesen zu sein«, sagte Johansson und lächelte zaghaft.
    »Er war total verkorkst«, sagte Sarah. »Aber das war nicht das eigentliche Problem.«
    »Was denn sonst?«, fragte Johansson.
    »In four words«, sagte sie und grinste. »He was no good«, sagte sie und betonte dabei jede Silbe.
    »Dieser Brief, den er mir geschrieben hat«, sagte Johansson ablenkend. »Ich kann nicht zufällig einen Blick darauf werfen?«
    »Sicher«, sagte Sarah. »Ich gehe ihn gleich holen, aber da ist noch etwas, das ich nicht ganz verstehe.«
    »Nur los«, sagte Johansson.
    »Sie sagen, er habe Selbstmord begangen. Wie sicher sind Sie sich da?«
    Mord, Selbstmord, Unfall, dachte Johansson. Danach hatte er seine und Jarnebrings Schlussfolgerungen erläutert und vor allem Gewicht auf den von Krassner hinterlassenen Selbstmordbrief gelegt.
    »Das Blatt steckte in seiner eigenen Schreibmaschine, es wurde mit dieser Maschine geschrieben, wir haben den Text mit dem Farbband verglichen. Außerdem weist der Brief seine Fingerabdrücke auf. Genau dort, wo sie hingehören.«
    »Ein Abschiedsbrief«, sagte Sarah. »John hat also einen Brief hinterlassen, in dem er ankündigt, dass er sich das Leben nehmen will?«
    »Ja«, sagte Johansson. »Einen Abschiedsbrief, so deuten wir ihn jedenfalls.«
    »Ich kann nicht zufällig einen Blick auf diesen Brief werfen?«
    »Natürlich«, sagte Johansson. »Ich habe eine Kopie dabei«, erklärte er. »Das Original liegt in Stockholm. In der Ermittlungsakte.«
    Johansson zog die Kopie aus seiner Jackentasche und reichte sie Sarah.
    »I have lived my life caught between the longing of summer and the cold of winter. As a young man I used to think that when summer comes I would fall in love with someone, someone I would love a lot, and then, that’s when I would Start living my lifefor real.
    But by the time 1 had accomplished all those things I had to do before, summer was already gone and all that remained was the winter cold. And that, that was not the life that I had hopedfor.«
    Sarah legte den Brief beiseite und blickte Johansson mit ernster Miene an.
    »Und Sie glauben wirklich, dass John diesen Brief geschrieben hat?«
    »Ja«, sagte Johansson.
    »Das hat er nicht«, sagte Sarah und schüttelte energisch den Kopf.
    »Wieso nicht?«
    »Weil ich es nicht glaube«, sagte Sarah. »Ich weiß es, und ich kann Ihnen eine Million Gründe dafür nennen.«
    »Ich höre«, sagte Johansson.
    »Nicht, dass ich eifersüchtig wäre«, sagte sie und grinste. »Nicht, dass er zehn Jahre herumgesülzt hätte, dass ich die einzige Frau in seinem Leben bin, obwohl er das früher manchmal getan hat, wenn er mich geschlagen hatte. Das ist es nicht.«
    Was ist es dann?, dachte Johansson und begnügte sich mit einem auffordernden Nicken. Ich war doch nicht mit dem Arsch zusammen, dachte er dann noch und verspürte plötzlich eine

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