Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
Vom Netzwerk:
Weise zu beleidigen.« Der Minister schüttelte traurig den Kopf.
    Sogar der Staatssekretär hatte sich zu Wort gemeldet. Als Berg ohne Namen zu nennen eine kurze Beschreibung des sörmländischen Grafen vorgetragen hatte, hatte der Staatssekretär plötzlich den Mund aufgemacht. Zum ersten Mal außerhalb seines juristischen Reviers, schließlich stammte er väterlicher- wie mütterlicherseits vom Adel ab.
    »Leider handelt es sich um einen Verwandten von mir«, teilte der Staatssekretär trocken mit. »Einen angeheirateten natürlich«, fügte er rasch hinzu, als er das erfreute Lächeln des Sonderbeauftragten sah.
    Der Sonderbeauftragte hatte genau das gesagt, was Berg nicht von ihm erwartet hatte.
    »Wie viele Leute würdest du brauchen, um eine vollständige Überwachung dieser Figuren sicherstellen zu können?«
    »Vollständige Überwachung«, wiederholte Berg, um sich davon zu überzeugen, dass der Fragesteller auch den vollständigen Inhalt seiner Frage erfasst hatte.
    »Vollständige Überwachung. Ich rede hier von zweiundzwanzig Überwachungsteams.« Der Sonderbeauftragte nickte zur Bestätigung.
    »Das können wir gleich vergessen«, sagte Berg. »So viele Leute habe ich nicht. Außerdem haben sie auch noch anderes zu tun, wie die Herren sicher wissen.« Warum hat er diese Frage gestellt?, überlegte Berg. Er muss doch genau wissen, über welche Mittel ich verfüge, und rechnen kann er auch.
    Der Sonderbeauftragte hatte sich mit einem Nicken begnügt.
    »Noch was«, sagte er dann. »Wie viele sind euch sonst noch bekannt? Außer dieser besonders qualifizierten Gruppe, von der du hier berichtet hast.«
    »Hunderte«, sagte Berg. »Bestimmt Hunderte.« Er fragt nicht aus eigenem Interesse, dachte Berg. Er will, dass ich es den anderen sage. Warum will er das?, überlegte er.
    Danach informierte er über die Aufgaben, die der Chef der Leibwächtergruppe in seinem Auftrag zusammengetragen hatte, um dann mit fliegenden Fahnen und knatternden Bannern ins Ziel zu galoppieren.
    »Ich habe eine Zusammenstellung erarbeiten lassen«, sagte Berg. »Über die Überwachung des Ministerpräsidenten während der letzten dreißig Tage vor dieser Besprechung.«
    Der Ministerpräsident war an siebzehn dieser Tage im In- und Ausland auf Reisen gewesen, und wenn Berg zu entscheiden hätte, hätte er die ganze Zeit wegbleiben können. Wenn er auf Reisen war, wurde er nämlich immer von seinen regulären Leibwächtern bewacht, die außerdem oft Verstärkung durch operative Büros erhielten, während die lokale Polizei sich ebenfalls umfassend beteiligte. Am allerbesten waren Auslandsreisen, denn in anderen Ländern besaß man andere Erfahrungen, und die Sicherheitsvorkehrungen nahmen in der Regel im Vergleich mit dem, worauf Berg sich beschränken musste, gigantische Ausmaße an.
    »An elf von diesen dreißig Tagen wurde er nachts einzig und allein von dem einen Angestellten eines Wachdienstes beschützt, den wir vor seiner Tür aufgestellt hatten. An all diesen Tagen wurde er jeweils mindestens einmal ganz allein vor Rosenbad oder seiner Wohnung beobachtet. Insgesamt handelt es sich um über zwanzig Fälle und Zeiträume von einer Viertelstunde bis zu mehreren Stunden. Er ist zu Fuß ins Büro und dann wieder nach Hause gegangen, er war zum Essen aus oder ist einkaufen gegangen. So ist die Lage«, sagte Berg und nickte mit dem ganzen Ernst, den diese Lage erforderte.
    »Au weia, Berg«, sagte der Sonderbeauftragte und lachte freundlich.
    »Ich habe ihn nicht, ich wiederhole, nicht beschatten lassen«, sagte Berg. »Diese Informationen sind mir auf andere Weise zugegangen, und es gibt nur einen Grund, aus dem ich sie mir besorgt habe. Der Ministerpräsident ist ein Bewachungsobjekt, für das ich und meine Leute verantwortlich sind, eins von unseren sechs höchst priorisierten Objekten übrigens. Ihr kennt den Hintergrund, über den ich hier berichtet habe, und den Rest könnt ihr euch denken.«
    »Ich werde mit ihm reden«, sagte der Sonderbeauftragte und klang dabei weder ironisch noch gleichgültig oder gar müde. »Aber erwarte nicht allzu viel. Er ist, wie er ist, und außerdem ist er mein Chef«, fügte er zur Erklärung hinzu.
    »Ich werde auch mit ihm reden«, sagte der Justizminister. »Das werde ich wirklich.«
    »Du kannst ihm ja erzählen, dass es nicht mehr so zugeht wie zur Zeit des alten Königs«, sagte der Sonderbeauftragte hinter seinen gesenkten Augenlidern, und als er das sagte, hörte er sich wieder so an wie

Weitere Kostenlose Bücher