Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
eventuell doch noch auf die Piste gingen, aber da Jeanette für sie Karten für ein Popkonzert besorgt hatte, dürfte auch das kein Problem sein. Nein, wirklich nicht, und danach blieb nur noch die eine große Sorge, Krassner selber.
Es war nur recht und billig, dass der alte Miesling Forselius sich dabei nützlich machte. Schließlich lagen seine Fantasien der ganzen Sache zu Grunde. Aber natürlich hatte er sich gewehrt wie ein widerspenstiger Esel, als Waltin ihn deshalb aufgesucht hatte.
»Ich höre, was Sie sagen«, sagte er vergrätzt, als Waltin seinen Spruch aufgesagt hatte. »Ich höre, was Sie sagen.«
»Sie sind der Einzige, dem ich vertrauen kann«, sagte Waltin eindringlich. »Er hat zwar Kontakt zu einigen Journalisten, aber dieses Risiko will ich nicht eingehen. Dann blasen wir die ganze Sache lieber ab.«
»Das höre ich natürlich gern«, sagte Forselius und klang ein wenig umgänglicher. »Diese Kreatur sollte man einfach abschießen.«
Sicher, dachte Waltin. Fine with me, aber da das nicht geht, was machen wir also?
»So einer«, schnaubte der Opa. »Sie finden nicht, dass es ohnehin schon schlimm genug ist?«
Wovon immer er hier redet, dachte Waltin, der keine Ahnung hatte, worum es eigentlich ging.
»Ja, natürlich«, sagte Waltin mit gut gespieltem Entsetzen. »Gott bewahre, nein, ich dachte nur, wir könnten uns doch eine gute Geschichte aus den Fingern saugen, wo wir schon mal dabei sind. Wenn Sie verstehen, was ich meine?« Er beugte sich in dem durchgesessenen Ledersessel vor und nickte so eindringlich, wie diese gefährliche Position es überhaupt nur erlaubte.
»Sie denken an die Zeit, als Professor Forselius die Spiegel hielt«, grunzte der Opa und griff nach der Cognac-Karaffe. »Das waren andere Zeiten.«
Welche Spiegel?, fragte Waltin sich. Was faselt der da?
»Sicher, sicher«, sagte Forselius. Nahm einen anständigen Schluck und wischte die verbliebenen Tropfen mit dem Handrücken ab. »Aber wie zum Teufel soll ich den Arsch erreichen, denn Telefon hat er ja in diesem verdammten Heim sicher nicht.«
»Wir schreiben ihm einen Brief«, sagte Waltin.
Und dann hatten sie einen Brief geschrieben, in dem Forselius Krassner zu sich eingeladen hatte, für Freitag, den 22. November, abends, 19 null null. Forselius sei, seit Krassner neulich bei ihm vor der Tür gestanden hatte, alte Unterlagen durchgegangen und habe allerlei gefunden, was ihm bei seiner Arbeit helfen könnte und was er eigentlich Krassners Onkel hätte zukommen lassen, wenn der noch unter den Lebenden weilte, doch wo Krassner nun selbst sein Interesse angemeldet habe, so …
»Dann können wir nur hoffen, dass der Arsch antwortet«, sagte Forselius.
»Das tut er sicher«, sagte Waltin mit warmer Stimme.
»Und wenn nicht, dann müssen Sie sich etwas anderes ausdenken«, sagte Forselius listig.
»Das findet sich schon«, sagte Waltin und erhob sich.
»Ich kann mich an einen Polen erinnern. Das war gleich nach dem Krieg. Eilig war es auch. Und verdammt wichtig.«
»Jaa«, sagte Waltin freundlich. »Ich höre.«
»Egal«, sagte Forselius und schüttelte den Kopf. »Das war gleich nach dem Krieg, und damals spielte man nach anderen Regeln, aber jedenfalls konnten wir dafür sorgen, dass er nichts davon erfuhr. Ja, das konnten wir.« Forselius seufzte tief.
Ob die diesen Polacken, von dem der alte Miesling da gemurmelt hat, wohl umgebracht haben?, überlegte Waltin, als er wieder auf der Straße stand. Das war sicher eine praktische Lösung gewesen, aber da die Zeiten sich geändert hatten, hatte er sich für eine andere Möglichkeit entschieden. Zu seiner Überraschung war Berg darauf eingegangen. Und noch überraschender: Er hatte plötzlich ziemlich gleichgültig gewirkt.
»Wenn es keine andere Lösung gibt, ja, dann«, sagte Berg und hob die Handflächen. »Ich gehe davon aus, dass unsere Leute das übernehmen.«
»Ja«, sagte Waltin. »Ich hab mir gedacht, wir schnappen ihn uns, und dann können die Drogenfahnder den Rest übernehmen, ohne Absender oder Empfänger zu nennen. Ich habe einen alten Kontakt, ich kann das in die Wege leiten.«
Danach hatte er mit Göransson und Martinsson gesprochen. Es war alles überhaupt kein Problem gewesen, da sie einfach nur seine Anweisungen ausführen sollten. Sie sollten vor dem Studentenwohnheim Posten beziehen, und wenn Krassner am Freitag früher als um neunzehn Uhr null null herauskam, dann sollten sie ihm folgen und feststellen, ob er sich wirklich zum alten
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