Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
hatte in der Dusche begonnen. Dusche, Toilette, Waschbecken, Badezimmerschrank mit Spiegel, geflieste Wände und ein Bodenbelag aus Kunststoff, der fast aussah wie neu und sorgfältig am Boden festgeklebt worden zu sein schien. Plastikhandschuhe, Plastiküberzüge über den Schuhen, und zu allererst hatte er sein Funkgerät auf den Schreibtisch im Zimmer gestellt, damit er es auf jeden Fall hören würde. Zwischen Badezimmerschrank und Wand fand er eine Plastiktüte mit einigen achtlos gedrehten Zigaretten. Marihuana, dachte Hedberg und schnüffelte an der Tüte. Vorsichtig legte er sie wieder an Ort und Stelle. Dann die Garderobe, dachte er. Hutfach, drei Wandschränke mit oberer Ablage. Das ging ja wie geschmiert.
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Jetzt mach schon, dachte Jeanette und schaute verstohlen auf die Uhr, und in diesem Moment tauchte er auf. Vierzehn Minuten zu spät und mit einem verlegenen Lächeln.
»Es tut mir schrecklich Leid, dass ich zu spät komme«, sagte Daniel, beugte sich vor, umarmte sie und küsste sie auf die Wange- »Ist schon gut«, sagte Jeanette und versuchte den passenden Grad an Verärgerung zu zeigen.
»Ich habe einen Vorschlag«, sagte Daniel und setzte sich ihr gegenüber auf einen Stuhl. »Unten in der Birger Jarlsgatan gibt es einen guten Mexikaner. Was denkst du?«
Fünf, vielleicht zehn Minuten Spaziergang bis zum Lokal, dachte Jeanette. Sie wäre ja lieber in der Nähe geblieben, falls etwas passierte, aber andererseits hatte Waltin ihr das nicht befohlen. Er hatte nur gesagt, sie solle M’Boye mindestens eine Stunde aus dem Studentenheim locken und sich melden, sowie alles gelaufen sei. Na gut, dachte sie. Muss mich bewegen, weg vom Ort des Geschehens.
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Die Kleiderschränke waren mehr oder weniger leer, sie waren mit Dübeln an den Wänden festgemacht. Nur eine Fußleiste war locker. Hedberg ging in die Knie, zog ein Messer hervor und stocherte vorsichtig mit der Klinge zwischen Fußleiste und Kork- teppich. Ach, sieh an, dachte er dann zufrieden, nahm die Leiste ab und tastete. Papier. Ein ziemlich dicker Stapel in einer Plastikhülle.
Vorsichtig zog Hedberg seinen Fund heraus. Erhob sich und las die Aufschrift auf der ersten Seite. »The Spy that went East« von John P. Krassner. Schreibt der etwa einen Krimi?, überlegte Hedberg überrascht und blätterte im Manuskript. Besonders dick war es ja nicht und alles andere als fertig, wenn es nach den handschriftlichen Korrekturen und Hinzufügungen ging. Was soll ich denn damit machen?, überlegte er, und in diesem Moment hörte er draußen auf dem Gang Schritte.
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Waltin saß zu Hause in seiner großen Wohnung in Norr Mälarstrand und sah sich einen Porno an. Es war einer seiner Lieblingsfilme und ursprünglich Teil einer größeren Beschlagnahmung, die Bergs Mitarbeiter bei einem blöden Jugoslawen gemacht hatten, doch da dieser Film einfach zu gut war, um auf Betriebsfesten gezeigt zu werden, hatte er ihn verschwinden lassen. Es war eine Privatproduktion aus den USA, in der der in Leder gekleidete Held eine richtige Prachtsau an zwei Dachhaken in seinem Hobbyraum aufgehängt hatte. Eine gut erzählte und überaus lehrreiche Geschichte, doch Waltin ging es vor allem um die weibliche Hauptperson. Sie war genau die Art von Frau, die er hasste, mit großen, fetten, weißen Brüsten, die bei jeder Bewegung auf und ab wogten, und jetzt wurde ihr genau die Behandlung zuteil, die Leute wie sie verdienten.
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Die Schritte draußen auf dem Flur verhallen. Danach hatte er gehört, wie die Tür zum Treppenhaus geschlossen wurde. Hedberg atmete auf. Er stapfte zurück ins Zimmer, ging zum Schreibtisch und verteilte in aller Eile die beschriebenen Seiten auf der freien Schreibtischfläche. Tischlampe oder Blitz?, überlegte er, während er seine Kamera aus dem Werkzeugkasten zog. Lampe, dachte er. Das geht schneller und fällt nicht so auf. Das sind ja sicher über hundert Seiten, überlegte er gereizt. Ob der Film wohl reicht? Schnell ging es immerhin. Der erste Film war nach zwei Minuten voll, und als er einen neuen einlegte, hörte er sie wieder, die Tür zum Treppenhaus. Jemand kommt herein, dachte Hedberg, knipste die Schreibtischlampe aus und lief rasch in die Diele.
Seltsam, dass er es mit mir aushält, dachte Jeanette und versuchte ihrem Tischnachbarn ein schüchternes Lächeln zu schenken. Sie kannten sich jetzt seit fast zwei Wochen, und alles, was er erreicht hatte, waren kurze Umarmungen, und doch hatte er sie
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