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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Kapitelüberschriften, Maschinenschrift, auf ansonsten leeren Seiten gegen Ende kaum entzifferbare handschriftliche Notizen.
    Er schreibt so, wie er sein Zimmer aufräumte, dachte Johansson und wog den dünnen Blätterstapel in der Hand.
    »Ein typisches John-Manuskript«, sagte Sarah mit einem Lächeln. »Existiert vor allem im Kopf des Autors. Ich habe einen Vorschlag«, nickte sie zu den Papieren auf dem Tisch hinüber. »Stopfen Sie das alles in Ihre praktische kleine Tasche mit dem hübschen Emblem und lesen Sie es in aller Ruhe. Aber ich glaube, Sie sollten nicht zu viel erwarten. John war nicht gerade ein Hemingway, um es mal schonend auszudrücken.«
    »Er wollte, dass Sie Kopien machen«, wandte Johansson ein. Den Zug um elf kann ich wohl vergessen, dachte er.
    »Quatsch«, schnaubte Sarah und wirkte plötzlich zum ersten Mal verärgert. »Nur über meine Leiche. Ich scheiß auf seine verdammten Kopien.«
    Hoppla, dachte Johansson. Das ist ja eine echte Rothaarige.
    Als sie zum Bahnhof fuhren, erklärte sie ihre Sicht der Dinge.
    »Ich komm Ihnen jetzt vielleicht unmöglich vor«, sagte sie und schüttelte den Kopf, »aber ich will seit zehn Jahren nichts mehr mit John zu tun haben. Für mich war er ein abgeschlossenes Kapitel, als ich mit ihm Schluss gemacht habe, und das ist, wie schon gesagt, zehn Jahre her, nur konnte er eben nie hinnehmen, dass ein Nein ein Nein bedeutet, und deshalb hatte ich ihn trotzdem die ganze Zeit am Hals. Obwohl ich ihn und seine ganzen Fantasien restlos satt hatte und obwohl er und sein alter Nazionkel mir bis hier standen.« Sie hielt ihre Hand zwanzig Zentimeter über ihren roten Schopf.
    »Und doch hat er Sie zu seiner Erbin ernannt«, sagte Johansson und grinste.
    »Sicher«, sagte Sarah. »So war er eben. Wollte einfach kein Nein hinnehmen. Aber ich habe ihm wirklich nie den Tod gewünscht, und es tut mir Leid, dass er so gestorben ist. Wissen Sie, was ich vorhabe?«
    Johansson schüttelte den Kopf.
    »Ich werde alles für wohltätige Zwecke spenden.«
    »Sie sind noch nicht auf die Idee gekommen, es als persönliche Wiedergutmachung zu betrachten?«, fragte Johansson.
    »Nie im Leben«, sagte Sarah. »Außerdem komme ich schon zurecht. Ich will nichts mehr mit John zu tun haben und noch viel weniger mit seinen albernen Papieren und seinen blöden Fantasien. John ist tot, okay. Ich will ihn in Frieden ruhen lassen und mit Sicherheit nicht dazu beitragen, dass er von dem Ort aus, an dem er sich befindet, noch weiter Ärger anrichten kann. Übrigens sitzt er bestimmt im Himmel. Wenn du für die Iren Gott sein willst, dann entwickelst du sehr bald ein umgängliches Gemüt.«
    Jetzt ist sie wieder die Alte, dachte Johansson.
    »Ich schlage vor, dass wir es so machen«, sagte Johansson. »Ich lese diese Unterlagen in aller Ruhe, und wenn ich finde, dass Sie etwas davon unbedingt wissen sollten, dann gebe ich Bescheid.«
    Sarah zuckte mit den Schultern.
    »Na gut«, sagte sie. »Aber ich kann wirklich nicht verstehen, wozu das alles gut sein soll.«
    Als sie den Bahnhof erreicht hatten, hätte Johanssons Zug eigentlich schon weg sein sollen, aber durch die halbe Stunde Verspätung blieb ihnen sogar noch Zeit. Sarahs Wagen stand auf dem Parkplatz, und als Johansson ihr die Schlüssel reichte, rührte sich sein Gewissen.
    »Können Sie denn jetzt überhaupt fahren?«, fragte er.
    »Ich nehme ein Taxi«, sagte Sarah. »Und das Auto hole ich bei besserem Wetter. Es soll ja schließlich milder werden.«
    Sie lächelte.
    »Ach ja, und passen Sie auf sich auf«, sagte sie. »Ihnen steht sicher eine um einiges anstrengendere Reise bevor als mir.«
    Dann hatte sie die Kapuze ihres roten Mantels zurückgestreift, sich auf die Zehenspitzen gestellt, ihn umarmt und ihm mit gespitzten Lippen einen Kuss mitten auf den Mund gepflanzt.
    »Take care, detective«, sagte sie. »Und vergessen Sie nicht anzurufen, wenn Sie mal wieder in der Nähe sind.«
    Im Zug hatte es nur noch Stehplätze gegeben. Es war nicht daran zu denken, Krassners Papiere zu lesen. Die Fahrt nach New York hatte statt drei fast fünf Stunden gedauert, und als er angekommen war, hatte er sich gewaltig beeilen müssen, um noch seinen Flug zu erwischen. Aber als er dann die Grand Central Station verlassen hatte und auf der Straße stand, schneite es nicht mehr, und er wusste, dass seine irdischen Probleme für diesmal ein Ende genommen hatten.
    Um halb acht erreichte die Abendmaschine der SAS von New York nach Stockholm ganz

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