Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
Vom Netzwerk:
Waltin.
    »Ja, es kam zu einer ziemlich heftigen Diskussion zwischen ihnen und M’Boye. Sie sagten, es sei Selbstmord gewesen, da seien sie sich ziemlich sicher, sie wollten aber nicht sagen, warum, und damit wollte M’Boye sich nicht zufrieden geben.«
    »Weißt du, warum?«, fragte Waltin. »Warum er ihnen nicht glauben wollte?«
    »Vermutlich, weil sie von der Polizei waren und weil er Polizisten nicht leiden kann«, sagte Jeanette und zuckte mit den Schultern. »Ja, und der eine Kollege war wirklich nicht gerade sympathisch. Der andere war eher normal. Er kam von der Spurensicherung. Er hat sich sogar vorgestellt.«
    »Und du?«, fragte Waltin.
    »Na ja«, Jeanette schüttelte den Kopf. »Ich habe versucht, mich im Hintergrund zu halten. Ich brauchte nicht einmal meinen Namen zu nennen. Sie schienen es wirklich eilig zu haben wegzukommen.«
    »Und keiner von ihnen hat dich erkannt?«, fragte Waltin.
    »Nein«, sagte Jeanette und lächelte aus irgendeinem Grund.
    »Bist du dir da ganz sicher?«
    »Ja, ganz sicher. Als sie gegangen sind, habe ich den einen sogar sagen hören, das war so ein kleiner Dicker, ein wirklich unsympathischer, also, der hat mich ein typisches Studentenluder genannt.«
    »Traurig«, sagte Waltin. »Traurig, dass es solche Kollegen gibt. Du weißt nicht zufällig seinen Namen?«
    »Dieser kleine Fettsack hat sich nicht einmal vorgestellt, der andere hat seinen Ausweis gezeigt.«
    »Und weißt du noch, wie er hieß?«
    »Ja, er hieß Wiijnbladh, Kriminalinspektor.«
    Das darf doch nicht wahr sein, dachte Waltin entzückt. Wiijnbladh, dieser traurige kleine Scheißer.
    »Kennst du den zufällig?«, fragte Jeanette.
    »Nein«, meinte Waltin kopfschüttelnd. »Jedenfalls sagt mir der Name nichts.«
    Und ich habe jedenfalls nicht vor, dir mehr über ihn zu erzählen, dachte Waltin.
    »Weißt du was?«, sagte er. »Das hier ist eine überaus traurige Geschichte, in die wir wegen eines armseligen Menschen hineingeraten sind, der offenbar ernsthaft krank war, psychisch, meine ich, und wenn ich mir überhaupt Vorwürfe mache, dann deshalb, weil ich nicht richtig darauf geachtet habe, was du über Krassners schlimmen Zustand erzählt hast …«
    »Das solltest du wirklich nicht«, widersprach Jeanette. »Leider war ich ja nicht gerade deutlich, aber …«
    Waltin hob abwehrend die Hand.
    »Jeanette«, sagte er. »Wir sind beide bei der Polizei. Es ist unsere Aufgabe, für die Sicherheit unseres Landes zu sorgen, und leider ist es wohl so, dass die meisten, mit denen wir dabei zu tun haben, mehr oder weniger gestört sind. Aber wir sind keine Sozialarbeiter, wir sind keine Ärzte, und wir sind einwandfrei keine Seelsorger. Hörst du?«
    Offenbar, dachte Waltin, denn sie nickte zustimmend und sah ernst und gesammelt aus.
    »Was Krassners Selbstmord angeht, so mischen wir uns in die Ermittlungen nicht ein«, fügte Waltin hinzu. »Darum sollen sich die Stockholmer Kollegen kümmern. Die Sache muss ihren Lauf nehmen, auch wenn ich natürlich dafür sorgen werde, dass sie uns auf dem Laufenden halten, aber was uns betrifft, so habe ich das deutliche Gefühl, dass diese ganze traurige Geschichte damit beendet ist. Und leider, leider hat sie ein trauriges Ende genommen, aber daran können wir nichts ändern. Und du und ich sollten folgendes tun.«
    Sie sah ihn an. Aufmerksam, lauschend, bereit, alles zu tun, was er sagte. Ausgezeichnet, dachte Waltin.
    »Was wir tun sollten, ist einfach dieses eine«, sagte Waltin. »Wir sollten uns bedeckt halten.« Und ich werde mich zwischen deinen Beinen halten, dachte Waltin, aber das sagte er nicht, denn das ging sie schließlich nichts an.

 
Samstag, 23. November
    Als Waltin am Samstagmorgen erwachte, lag die kleine Jeanette neben ihm im Bett, und als Verführer hatte er schon um einiges schwierigere Aufgaben meistern müssen. Sie hatte überaus nachgiebig gewirkt, als er sie ins Schlafzimmer geführt hatte, und da es sich um das erste Mal handelte, hatte er sich zurückgehalten und sich mit zwei mehr oder weniger normalen Akten begnügt. Er war gerade ausreichend entschieden vorgegangen, mehr jedoch nicht, und jetzt schlief sie mit angezogenen Beinen und in Embryohaltung, hatte den Kopf in ein Kissen gedrückt und presste sich ein weiteres auf den Bauch. Waltin blieb eine Weile liegen und schaute sie an, und er war noch immer sehr zufrieden mit dem, was er hier sah. Das kann absolut perfekt werden, dachte er. Jetzt waren nur noch Präzision, Konzentration und

Weitere Kostenlose Bücher