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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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echten Norrländer, der nach überstandener ausländischer Mühsal wieder Heimatboden betreten hatte, wirklich nur alle Ehre machen konnte.
    Danach hatte er den Telefonstecker herausgezogen, um seine Ruhe zu haben, hatte Kaffee, Cognac und den Zeitungsstapel ins Wohnzimmer gebracht und sich aufs Sofa gelegt, um in himmlischem Frieden zu überprüfen, ob Kollege Wiklanders Aussage über die Ereignisse während seiner Abwesenheit auch zutrafen.
    Färjestad hatte sich in der ersten Eishockeyliga einen beruhigenden Vorsprung erwirtschaftet, und es war ungewöhnlich kalt für diese Jahreszeit gewesen. An einigen Tagen hatten die Temperaturen in Stockholm zwischen zehn und zwanzig Grad unter Null gelegen, ansonsten schien alles wie immer um diese Zeit verlaufen zu sein.
    Die Weihnachtseinkäufe brachen alle Rekorde, in dieser Hinsicht kamen der Handelsstand und dessen Kundschaft auf rührende Weise überein, obwohl die Zeiten natürlich besser sein könnten. Der Finanzminister andererseits war überaus optimistisch, und in einem groß aufgemachten Interview behauptete er, Schweden sei nun endlich auf dem Weg aus der Schuldenfalle, in der man auf Grund der Misswirtschaft der früheren bürgerlichen Regierung gelandet war.
    Der Finanzminister war populär, und möglicherweise war er der Hauptgrund für den Erfolg der Regierung. In der Dezemberumfrage eines führenden Meinungsforschungsinstitutes hatten die Sozialdemokraten nicht weniger als vierundvierzig Prozent Zustimmung erhalten, eine Steigerung von einem Prozent seit dem vergangenen Monat, obwohl die überwältigende Mehrheit der Parteianhänger zugleich »teilweise oder gänzlich fehlendes Vertrauen« zu Parteileitung und Ministerpräsident meldete.
    Der arme Teufel, der hat es sicher nicht leicht, dachte Johansson mit einem Mitgefühl, das die restlichen Polizisten im Land nun wirklich nicht kennzeichnete. Aktuelle Reportagen, politische Analysen, stichelnde Leitartikel, Feuilletons, Plaudereien und einfach schlichter Klatsch, Seite um Seite, einfach alle verbreiteten sich über die charakterlichen Fehler und menschlichen Unzulänglichkeiten des Ministerpräsidenten.
    In der kurzen Zeit, in der Johansson verreist gewesen war, hatte der Besagte es geschafft, von der Steuer neu bewertet zu werden und sich eine »bevorstehende Steuererhöhung von spürbarem Umfang« verheißen zu lassen, er hatte »durch seine Arroganz der nordischen Zusammenarbeit geschadet«, hatte »Standpunkte zum Ausdruck gebracht, die gewerkschaftlichen demokratischen Grundsätzen restlos fremd waren« und »sich merkwürdig vage ausgedrückt«, als er von den Russen Informationen darüber verlangt hatte, wie schändlich sie ihre politischen Dissidenten behandelten.
    Außerdem hatte er zum »Widerstand gegen die Behörden« aufgerufen, als er bei einem Essen mit einigen Journalisten die letzten Entwicklungen seiner eigenen Steueraffäre besprochen hatte. Aber im Gegensatz zu allen anderen, die am nächsten Tag mit stehenden Ovationen sämtlicher Zeitungen hätten rechnen können, hatte die Presse ihn bereits am nächsten Tag zur bedingungslosen Kapitulation gezwungen. »Ein unglücklicher Scherz bei einem privaten und inoffiziellen Treffen«, hatte der Ministerpräsident daraufhin erklärt.
    Wie zum Teufel schafft er das nur?, dachte Johansson aus der Tiefe seiner polizeilichen Erfahrungen heraus. Der einzige Trost in diesem Elend war wohl, dass in derselben Arena noch andere auftraten, die es offenbar auch nicht viel leichter hatten. Der Wahlausschuss der Centerpartei hatte sechs Monate vor der Wahl den Parteivorsitzenden gefeuert, was Johansson aus zwei Gründen besonders verdross. Zum einen kamen sie beide aus Ängermanland, und Johansson vertrat die feste Überzeugung, dass in der Landespolitik viel zu wenig Ängermanländer aktiv waren, zum anderen, weil der Mann durchaus fähig gewirkt hatte.
    Johansson war ihm zwar noch nie begegnet, hatte ihn aber im Fernsehen gesehen, und man brauchte kein Polizist zu sein, um zu begreifen, dass er sympathisch, redlich und durch und durch normal war. Ganz anders als die meisten in dieser Branche, dachte Johansson und ärgerte sich, obwohl er nie auch nur im Traum auf die Idee gekommen wäre, die Centerpartei zu wählen, denn das taten schon mehr als genug in seiner Verwandtschaft. Dieses Land geht wirklich mehr und mehr vor die Hunde, dachte Johansson düster und tröstete sich mit einem Spritzer Cognac, den er in sein fast leeres Glas gab.
    Im so

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